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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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gleich sprechen.« Er nickte und ging klagend davon. Es war wirklich ärgerlich, aber wir waren alle durch die Tradition gebunden, und daran ließ sich nun mal nichts ändern.
    Wenig später lag Vinius festlich gewandet auf seinem Schild.
    Sein versilberter Helm wurde von einem prachtvollen breiten Helmbusch aus purpurnem Pferdehaar geziert, und seine Beinschienen waren auf Hochglanz poliert. Die Rüstung war besonders prächtig; ein aus kleinen Schuppen gearbeitetes Kettenhemd war abwechselnd gold und silbern beschlagen, so daß es an das Federkleid eines Fabelvogels erinnerte. Die Phalerae waren auf einem anschnallbaren Panzer über den ganzen Leib verteilt; neun dicke Silberscheiben vom Durchmesser einer Handfläche, jede von ihnen mit dem Relief eines anderen Gottes verziert. Alles in allem sah er deutlich besser aus als die schmutzige Wasserleiche, die die Gallier gefunden hatten. Die Beerdigungssklaven hatten es sogar geschafft, seine Gesichtszüge zu einem Ausdruck strenger Erhabenheit zu glätten.
    »Welcher Gott hat uns nur mit seinem Fluch belegt?«
    murmelte ein graubärtiger Veteran. »Der Erste Speer bei Anbruch des Feldzuges ermordet! Hat es je ein schlimmeres Omen gegeben?«
    »Sei still, Nonius«, sagte Mutius. »Laßt ihn uns zurück ins Lager tragen.« Unter den Schild hatte man drei Speere gelegt, und sechs der Centurionen bückten sich, um ihre Enden zu packen, doch in diesem Moment fiel mir etwas auf.
    »Wartet.« Die sechs hielten inne, und ich wies auf einen Streifen blasser Haut um Vinius' rechtes Handgelenk. Als ich vor ein paar Tagen dieses Handgelenk gepackt hatte, um ihn daran zu hindern, weiter auf Burrus einzuschlagen, hatte ich unter meinen Fingern ein Armband gespürt. Bei den Römern tragen nur Soldaten Armbänder als Auszeichnung für ihre Tapferkeit. »Er trug ein Armband. Wo ist es?«
    »Du hast recht«, sagte Mutius und rieb sich über sein stoppeliges Kinn. »Das hat er in Afrika verliehen bekommen, als er noch einfacher Legionär war. Es war seine erste Auszeichnung für Tapferkeit, und er hat sie immer getragen.« Er drehte sich ein wenig zur Seite. »Molon!« bellte er. »Komm her, du häßlicher Köter!«
    Molon kam zu uns herübergeschlurft, wobei er versuchte, gleichzeitig weiter zu klagen. »Herr?«
    »Du hattest Anweisung, alle Orden deines Herren mitzubringen! Wo ist sein Armband?«
    Molon wirkte überrumpelt. »Aber ich habe alles mitgebracht!
    Ich weiß nicht...« Seine Antwort endete in einem Schmerzensschrei, als Mutius' Stock auf seine Schulter niedersauste.
    »Wenn du dieses Armband gestohlen hast, werde ich jeden Zentimeter Haut einzeln von deinem Rücken peitschen, du mißgebildeter Wurm!«
    »Es war nicht in der Truhe!« rief Molon, der jetzt, die Hände schützend über den Kopf haltend, auf die Knie gesunken war.
    »Er hat es nie abgelegt! Er hat es sogar zum Schlafen anbehalten!«
    »Das reicht!« sagte ich, so streng ich konnte. »Wahrscheinlich haben es die Mörder an sich genommen. Ich möchte, daß der gesamte Besitz des Vinius versiegelt und unverzüglich ins Praetorium gebracht wird.«
    »Wird erledigt«, sagte Mutius. »Und jetzt laßt uns gehen.«
    Die sechs hoben den Schild auf ihre Schultern und marschierten in Richtung Lager. Die restlichen Centurionen folgten ihnen in Zweierreihen, und ich trottete hinter dem Zug her.
    »Herr, willst du das aufheben?« Ich blickte auf und sah einen der Beerdigungssklaven, der mir die geflochtene Schlinge hinhielt. Ich wollte angeekelt abwinken, besann mich jedoch eines Besseren. Ich nahm sie an mich und stopfte sie unter meinen Schwertgürtel. Wenn sie sonst zu nichts nutze war, konnte sie zumindest meine makabre kleine Sammlung von mörderischen Souvenirs bereichern, die ich Zuhause pflegte.
    Ich sah Molon, den Kopf in falscher Trauer gesenkt, neben den anderen Sklaven herschlurfen und gab ihm ein Zeichen, zu mir zu kommen.
    »Nun, Herr«, meinte er, »wieder einer von uns gegangen, was?«
    »Molon, ich werde dir das nur einmal sagen: Du hast dich zu meiner Verfügung zu halten, weil ich dich noch befragen will.
    Wenn ich höre, daß du weg gelaufen bist, werde ich meine neue Sondervollmacht benutzen, dich von der gesamten Kavallerie jagen und in Ketten zurück bringen zu lassen. Für mich bist du ein Verdächtiger des Mordes an deinem Herrn. Weißt du, was das bedeutet?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Es bedeutet natürlich das Kreuz. Das macht vielleicht den Sklaven in Rom angst, aber in diesem Teil der Welt

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