Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
niederträchtigen Element, das alles verbindet. Vor ein paar Tagen habe ich entdeckt, daß Titus Vinius gewaltige Reichtümer aus einer geheimen Quelle gescheffelt hat. Das Gold ist der Schlüssel. Ich bin mir sicher, daß ich, wenn ich herausfinde, woher es stammt und für wen es bestimmt war, damit alle in diese Angelegenheit verwickelten Parteien zusammen fügen kann wie die Glieder einer Kette, einer Kette aus Gold.« Ich war richtiggehend begeistert von meinem eigenen geistreichen Wortspiel und mußte mich ermahnen, meinen Weinkonsum so früh am Tage zu mäßigen.
    Die Gallier mit ihrer Liebe für blumenreiche Rhetorik hielten meine Rede indes keineswegs für überwältigend. Allerdings wirkte Lovernius regelrecht erleichtert, die Sache offen angesprochen zu haben. Er war loyal gegenüber Rom, doch abergläubische Furcht hatte ihn bewogen, sein Schweigen über die dreifache Tötung zu wahren. Die dreifache Erhängung war dann zuviel für ihn gewesen. Doch jetzt hatte er den Eindruck, daß ich in der Lage wäre, die Angelegenheit prompt aus der Welt zu schaffen. Ich hoffte, daß sein Vertrauen in mich nicht völlig ungerechtfertigt war.

XI
    Mittags ritten wir ins Lager zurück, als die Trompeten fröhlich schallten und sich die Männer zur Essensausgabe versammelten. Es spricht für unsere Soldaten, daß sie sich selbst auf derart spartanische Kost freuen können. Ich ließ mein Pferd bei der Ala und ging zu meinem Zelt, wo Hermes gerade mein Mittagsmahl auftischte. Es war ihm gelungen, einen Topf in Honig eingelegter Früchte und eine geröstete Ente aufzutreiben, und ich hatte nicht vor, ihn zu fragen, wie er dieses mittlere Wunder vollbracht hatte.
    »Wenn du so weitermachst, laß ich dich vielleicht frei, wenn du zu alt bist, um noch nützlich zu sein«, erklärte ich, als ich mich in meinen Stuhl fallenließ und über mein Essen hermachte.
    Er gab mir einen Becher mit gewässertem Wein, obwohl ich den bestimmt nicht mehr brauchte. »Wo sind Molon und Freda?«
    »Ich habe sie den ganzen Tag noch nicht gesehen«, sagte er.
    »Ich dachte, du hättest sie auf einen Botengang geschickt.«
    Die Nachricht raubte mir einen Teil des Vergnügens am Essen. Sklaven sollten nicht nach Belieben in der Gegend herumstreunen, nicht einmal solch exzentrische Exemplare wie diese beiden. Sie benahmen sich mehr und mehr wie Freie, eine Vorstellung, von der ich sie schleunigst zu kurieren gedachte.
    »Wann hast du sie zuletzt gesehen?«
    »Molon hat gestern abend betrunken hinter dem Zelt gelegen, und ich habe nicht mehr nach ihm geschaut. Als in der Nacht die Gallier kamen, um dich abzuholen, habe ich keinen von beiden gesehen, genauso wenig wie heute morgen, obwohl ich auch nicht direkt nach ihnen gesucht habe. Sie müssen hier irgendwo sein. Sie würden es nicht wagen, einen Fuß vor das Lager zu setzen.« »Das wäre in der Tat töricht«, stimmte ich ihm zu, doch die Sache gefiel mir nicht. Es war eine weitere Sorge, und Sorgen hatte ich schon mehr als genug.
    Nachdem ich mein Mahl beendet hatte, erhob ich mich, um mit Hermes im Schlepptau nach meinen vermißten Sklaven zu fahnden. Ich brauchte dringend Schlaf, doch ich wußte, daß ich bestimmt keine Ruhe finden würde, auch wenn ich mich jetzt hinlegte. Zu viele Gedanken gingen mir durch den Kopf.
    Während wir das Lager durchquerten, berichtete ich Hermes von den neuesten Entwicklungen. Er war weit davon entfernt, ein brillanter Konversationspartner zu sein, doch ich hatte schon vor langer Zeit gelernt, daß es zum Entwirren eines gedanklichen Durcheinanders sehr hilfreich ist, mit jemandem zu reden.
    »Wenn die Germanen die Druiden erhängt haben«, sagte er, »dann müssen sie doch hier irgendwo in der Nähe sein, stimmt's?«
    »Deine logische Auffassungsgabe ist phänomenal«, bemerkte ich.
    »Nein, ich meine, es müssen sehr viele sein, richtig? Mehr als die beiden, die wir neulich abends gesehen haben.«
    »Nicht notwendigerweise.« Ich hatte bereits über genau dieser Frage gebrütet. Der Junge war wirklich nicht dumm. »Die beiden Germanen waren riesenhafte, kräftige Krieger, zwei der Druiden waren ältlich, und kein Druide ist an den Waffen ausgebildet. Diese beiden Schläger Eintzius und Eramanzius hätten die gallischen Priester problemlos überwältigen können.«
    »Trotzdem«, sagte er skeptisch, »sie den ganzen Berg hoch zu schleppen, einen riesigen Scheiterhaufen zu errichten und sie an den Bäumen aufzuknüpfen - das klingt nach einer Menge Arbeit für

Weitere Kostenlose Bücher