Tod Eines Engländers
den feinen englischen Gentle m an h eraus, aber als ich an seiner Tür klopfte – m an hätte denken können, ich wollte ihn ausrauben! Kein Interesse an den englischen Dichtern, nicht die Bohne, hat es sogar sel b st gesagt, hat m ir die T ü r buchstäblich vor d e r Nase zugeknallt. Ein Philister durch und durch, und Manieren, f u rchtbar! «
» Verstehe. Aber Sie hab e n gesagt, daß Sie nicht überrascht waren, als Sie von seiner Er m ordung hörten; ich m e ine, seine Gleichgültigkeit gegenüber Ihrem Museu m , seine schlechten Manieren, d eswegen stand doch ni c ht gleich zu erwarten, daß er er m ordet würde … «
» Wurde er abe r « , sagte Miss White unwiderlegbar. » Ich habe also recht. So kann m an doch nicht m it Menschen u m gehen. Jedenfalls … ich weiß nicht, was Sie von Klatsch halten – sollte über die Toten nicht schlecht reden, ich dürfte Ihnen eigentlich nichts sagen, aber jetzt, wo ich Ihnen das alles erzählt habe, m uß ich wohl, was? Naja, ich werde nicht viel sagen, nur soviel: Wenn er seine Sa c hen so oft gewechselt hätte wie seine Möbel, das wär gut gewesen. Also, jetzt ist es raus. «
Jeffr e ys tra n k einen Sch l uck Wein, während er v e rsuchte, die Bestandteile dieser Be m erku n g vorsichtig in eine brauchbare Form zu bringen. Dann fielen ihm die Fingerabdrü c ke ein .
» Hat sich oft neue Möbel in die Wohnung gestellt, j a ? «
»Ei n m al i m Monat, würde ich sagen, im Durchschnitt – aber seinen Anzug trug er, seit er vor fünf Jahren hierhergezo g en war, da b in ich ganz sicher, überall Flecken, m i t derlei Sachen bringen sich die E n gländer im Ausland in Verruf. «
» Wenn wir seine Kleidung m al für eine Minute beiseite lassen könn e n « , setzte Je f freys nach, » dann ist doch seltsa m , daß nie m and sonst seine neuen Möbel be m erkt hat – m eines Wissens hat keiner der anderen Hausb e woh n er darauf hingewiesen, daß er oft Möbel in seine Wohnung s c haffte . «
» N a ja, wie auch, es ist ja im m er u m drei Uhr in d e r Frühe passiert. Vi e le Leute m ü ssen das ja so m achen, wegen der engen Straß e n, ist verbo t en, sie tags ü ber zu bloc k ieren, geht nicht anders, Öl für die Zentralheizung beispielsweise m uß nachts geliefert werden, auch die St r aßenreinigung kom m t nachts und m acht Lä r m , aber so ist e s halt. Ich s a ge nur, ein Mann, der s i ch jeden M o nat andere Möbel in die Wohnung stellt, ist wahrscheinlich ein Gauner. Noch ein Schlückchen – ist noch reichlich da . «
» Vielen Dank. Ab e r sagen Sie « , begann Jeffr e y s vorsichtig, » woher wiss e n Sie das alles ? «
» Habe ihn gesehen. «
» U m drei Uhr frühmorgens ? «
» Richtig. Ich ha b ’ s do c h schon gesagt – sinnl o s, Ihn e n etwas zu erzählen, wenn Sie nicht zuhören – da, die Klingel! Schenken Sie sich r u hig noch Wein ein. Ich werde die Besucher hereinlassen, b i n gleich wieder da. «
Er hörte, wie sie üb er die Türsprechanlage fröhlich Anweisung e n gab, h örte die großen Haust ü ren ins Schl o ß fallen, dann ein Durchei n ander von a ufgeregten Stim m en in den großen Zimmern, rasch näher kom m ende Schritte von Laufschuhe n .
» Also, wo waren wir stehengeblieben? Entschuld i gen Sie, daß ich m i tten im Satz aufgespru ng en bin, aber das sind m eine Öffnungszeiten, vier bis sieben, ich sage Öffnu n gszeiten, aber ich lasse die Leute ja jederzeit rein, es ist schön, wenn Besuch e r kom m en, ich sage eben, das sind m eine Öffnungszeiten, klingt professioneller, respektabler, finden Sie nich t ? A b solut unorganisier t , wenn ich mal ehrlich sein soll, ab e r Besucher s i nd m ir jederzeit willkom m en, also, jetzt m üssen Sie m ir aber sagen, was Sie zule t zt gefragt haben. Ich ha b ’ s vergessen, liegt am Wein, ich werd langsam senil … «
» Ach je … «
» K e ine Sorge. Es sch m e c kt m ir eben. Werd m ir n o ch etw a s einschenken. Fahren Sie fort ! «
» S ie wollten mir gerade e r zählen, woher Sie wußten … «
» Ach richti g . Schauen Sie m al aus dem Fenster. Na los, kom m en Sie, schauen S i e aus dem Fenster. Was sehen Si e ? Es däm m ert zwar schon, aber Sie können noch etwas sehen. Dort! «
Das Licht d e s Winternach m ittags wurde schon sc h wächer, und die m eisten Fensterläden des Haus e s wurden geschlosse n , nur an ein e m Fenster war Licht hinter einem Musselinvorhang .
» Das Schla f zimmer der kleinen Mädchen. Sehen Sie die Kleine heru m tanzen? Ein
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