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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sie angedeutet, was es war?«
    »Nein. Aber sie war so überzeugt, dass etwas faul sei, weil sie in Baltimores Büro oder Haus etwas mit angehört hat. Als Dalgarnos Verlobte konnte sie an Gesprächen teilnehmen, die mir nicht offen standen.«
    Runcorn stöhnte. »Dann sollten wir reingehen und nachschauen – und wehe, er hat alles mitgenommen! Vielleicht der Grund, warum er sie umgebracht hat.« Er ging auf das Haus zu.
    Monk beschloss, Runcorns Worte als Einladung zu verstehen, ihn zu begleiten. Er konnte es sich nicht leisten, sie auszuschlagen. Nur allzu bereitwillig folgte er ihm, holte ihn an der Haustür ein und trat einen Schritt hinter ihm ins Haus.
    Es war immer noch früher Abend, aber inzwischen hatte es sich herumgesprochen, dass eine Frau vom Dach gefallen oder hinuntergestoßen worden war und tot auf der Straße lag. Nachbarn standen herum, manchen hatte es vor Schreck die Sprache verschlagen, andere flüsterten eifrig miteinander. Einer nach dem anderen wurde von den Wachtmeistern befragt, nach allem, was ihnen in dieser Nacht oder auch schon früher aufgefallen war.
    Man zeigte Runcorn die Treppe zu Katrinas Wohnung. Monk war ihm dicht auf den Fersen, als gehörte er dazu, und niemand stellte ihn zur Rede.
    »Also!«, sagte Runcorn, sobald sie in der Wohnung waren und die Tür hinter ihnen zuging. Das Gaslicht brannte noch, aber in den Ecken war es trotzdem stockfinster. Monk war dankbar dafür, denn er war sich des fehlenden Knopfes so deutlich bewusst, als wäre es ein Blutfleck.
    »Wo hat sie wohl ihre Unterlagen aufbewahrt? Etwas, was uns vielleicht über diese Eisenbahngeschichte aufklärt?«, fragte Runcorn und blickte ihn an.
    »Ich weiß nicht. Ich war noch nie hier«, antwortete Monk und wandte sich vom Licht ab.
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, sie hätte Sie beauftragt? Und Sie wären heute Abend auf dem Weg hierher gewesen? Haben Sie mir doch gesagt.« In Runcorns Stimme schwang Herausforderung mit.
    »Es war das erste Mal, dass ich herkam«, erklärte Monk. »Sie kam in mein Büro, oder wir haben uns im Park getroffen.« Es klang merkwürdig, als er es so sagte.
    »Wieso das denn?«, fragte Runcorn neugierig und mit einer gewissen Skepsis.
    »Ihr Ruf war ihr sehr wichtig«, antwortete Monk. »Sie war mit einem ehrgeizigen Mann verlobt. Sie wollte die Tatsache, dass sie mich beauftragt hatte, mit absoluter Diskretion behandeln. Deshalb sollte es so aussehen, als wären wir flüchtige Bekannte.« Er wollte die Hände in die Taschen schieben, doch als ihm klar wurde, dass das den Sitz seiner Jacke verändern und womöglich den fehlenden Knopf verraten würde, überlegte er es sich anders. »Nach dem ersten Mal trafen wir uns stets an öffentlichen Plätzen und wie zufällig. Sie ging jeden Tag um die gleiche Zeit in den Park, und wenn ich etwas zu berichten hatte, wusste ich, wo ich sie finden konnte.«
    »Äußerst vorsichtig«, meinte Runcorn. »Armes Geschöpf«, fügte er sanft hinzu. »Vielleicht wusste sie, dass Dalgarno gefährlich war.« Er schüttelte den Kopf. »Komisch, was Frauen an solchen Männern finden. Das werde ich nie verstehen. Also, wir sollten besser weitermachen. Wir müssen nur suchen.«
    Monk sah sich im Zimmer um. Es war einfach, aber äußerst geschmackvoll eingerichtet, und die wenigen Möbel waren von guter Qualität und verliehen dem Zimmer eine ungewöhnliche Geräumigkeit. Er war nicht überrascht. Katrina war eine Frau mit Charakter und Stärke gewesen und von großer Individualität. Wieder stieg Wut auf Dalgarno in ihm auf, und er ging hinüber zum Sekretär und öffnete ihn. Er wandte Runcorn den Rücken zu, der sich immer noch umschaute, um einen Eindruck vom Stil des Zimmers zu gewinnen, und dann instinktiv auf die Glastüren zuging, die sich zu dem Balkon öffneten, von dem sie gestürzt sein musste.
    Im Sekretär fanden sich ein paar geschäftliche Unterlagen, und Monk sah sie flüchtig durch. Er wusste nicht, wonach er suchte, und falls Dalgarno Katrina umgebracht hatte, weil sie einen Beweis für seinen Betrug entdeckt hatte, hatte sie ihm diesen Beweis aller Wahrscheinlichkeit nach gezeigt, und er hatte ihn an sich genommen, um ihn zu zerstören. Trotzdem gab es vielleicht mehr als ein interessantes Schriftstück, und er musste danach suchen.
    Er fand überraschend schnell etwas, aber es war nicht das, was er erwartet hatte. Es war ein Brief, der geschrieben und niemals abgeschickt worden war, adressiert an eine Frau namens Emma.
    Liebe Emma,

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