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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sie vom Balkon ihrer Wohnung gestoßen. Runcorn war da.«
    »William … wie Leid mir das tut …« Sie meinte es ehrlich, sie empfand Mitleid – für ihn, aber mehr noch für die Frau, die sie nie kennen gelernt hatte. »Hast du irgendeine Vorstellung, wer …«
    »Dalgarno«, sagte er, bevor sie ihren Satz zu Ende gesprochen hatte. Plötzlich merkte er, wie kalt ihm war, und er ging zum Feuer hinüber.
    »Michael Dalgarno?«, fragte sie langsam und drehte sich um, um ihn anzusehen.
    »Ja. Warum?« Er musterte ihr Gesicht, die tiefe Traurigkeit darin, die sich noch verstärkte. »Hester?«
    »In welcher Beziehung stand sie zu Dalgarno?«, fragte sie, ohne den Blick abzuwenden. »Warum hat sie geglaubt, er habe sich schuldig gemacht, und warum glaubst du, dass er sie umgebracht hat, William?«
    »Sie war mit ihm verlobt. Habe ich dir das nicht erzählt?«
    »Nein, den Namen hast du nicht genannt.«
    »Warum fragst du? Sag es mir!«
    Sie senkte den Blick, dann hob sie ihn rasch wieder. »Ich habe Livia Baltimore besucht, um ihr ein wenig von dem zu berichten, was ich in Bezug auf den Tod ihres Vaters herausgefunden habe. Es ist nicht viel …« Sie musste seine Ungeduld bemerkt haben. »Ich habe Michael Dalgarno getroffen. Er war dort.«
    »Er arbeitet für Baltimore und Söhne. Das ist keine Überraschung.« Als er es sagte, wusste er, dass sie ihm nicht alles erzählt hatte.
    »Er hat Livia den Hof gemacht«, antwortete sie. »Und so, wie sie ihn empfangen hat, hat sie es erwartet, also tut er es schon eine ganze Weile. Wenn er mit Miss Harcus verlobt war, dann hat er sich schändlich benommen.«
    Er wusste, dass sie sich bei so etwas nicht irrte. Sie kannte die Feinheiten des Werbens, auch wenn sie selbst nie herumgetändelt hatte. Sie wusste auch, wie sich eine junge Dame benehmen sollte und was sich für einen Mann gehörte und was nicht.
    Dann hatte Dalgarno Katrina also in der Liebe ebenso betrogen wie in finanzieller Hinsicht. Hatte sie es gewusst? Hatte sie es heute Abend herausgefunden, als sie ihn wegen des Landbetrugs herausgefordert hatte? Hatte er sich als der absolute Opportunist erwiesen, und hatte sie ihm, als sie erfuhr, dass er sie jetzt, wo Baltimores Tochter seinem Werben nachgab, nicht heiraten würde, gedroht, den Betrug aufzudecken? Sodass er sie dann umgebracht hatte?
    Monk bückte sich, um das Feuer zu schüren, ebenso froh über das Auflodern der Flammen wie über den Vorwand, Hester nicht ansehen zu müssen.
    »Arme Katrina«, sagte er. »Er hat sie auf jede Weise betrogen. Zuerst war er ein Dieb, dann hat er ihr wegen einer anderen Frau den Laufpass gegeben, und als sie ihn damit konfrontierte, hat er sie … umgebracht.« Es fiel ihm schwer, es auszusprechen.
    »Aber du wirst es beweisen … nicht wahr?«, sagte Hester leise. »Du lässt ihn damit nicht durchkommen …«
    »Nein, niemals«, versprach er ihr und erhob sich wieder. »Ich konnte sie nicht retten, aber bei Gott, ich werde dafür sorgen, dass ihr Gerechtigkeit widerfährt!«
    »Ich wünschte, das wäre tröstlicher«, antwortete Hester. Sie näherte sich ihm fast scheu, dann legte sie ihm zärtlich den Kopf auf die Schulter und schlang die Arme um ihn, hielt ihn sanft fest, als wäre er körperlich verletzt worden und sie könnte ihm wehtun. Es tröstete ihn, aber der Schmerz in ihm saß zu tief, um wirklich davon berührt zu werden. Dass sie ihn liebte, war so unendlich kostbar, dass er alles, was er besaß, dafür geben würde, um sie nicht zu verlieren. Aber es gab nichts, was man dafür weggeben konnte. Er hob die Hände, strich ihr über das Haar und die Hände und hielt sie fest.
    Monk schlief lange. Es war schon einige Zeit her, dass er mit Hester neben sich in seinem eigenen Bett gelegen und eine Art geistigen Frieden empfunden hatte, auch wenn dieser nur von seiner Erschöpfung herrührte und dem Wissen, dass er nichts mehr tun konnte, um Katrina Harcus zu helfen. Sie zu rächen, das war etwas anderes. Es war wichtig, aber er war nicht allein. Runcorn würde nicht lockerlassen. Monk konnte und würde ihm helfen, wenn sich die Gelegenheit ergab.
    Als er am Morgen aufstand, bot er an, den Küchenherd sauber zu machen und ihn zum Frühstück einzuheizen. Hester war überrascht. Schwere Sachen trug Monk ihr bereitwillig, aber er war nicht besonders häuslich. Er war es gewöhnt, dass sich jemand um ihn kümmerte, und ließ es fraglos geschehen, ohne die Einzelheiten zu bemerken.
    Als er allein in der Küche war, machte

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