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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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»Katrina Harcus.«
    Runcorn starrte ihn an. »Sie kennen sie?«
    »Ja. Ich habe an einer Untersuchung für sie gearbeitet.« Die Würfel waren gefallen, aber er hätte es nicht geheim halten können, und das wollte er auch nicht. Es war ein Knopf, leicht zu erklären. Es waren womöglich sogar Passanten im Park gewesen, die sie gesehen hatten und sich an die Geste erinnerten, bei der sie ihn zufällig abgerissen hatte. »Ich kann helfen«, fuhr er fort. Er wollte sie rächen, herausfinden, wer das getan hatte, und ihn bestraft sehen. Das war alles, was er jetzt noch für sie tun konnte. In jeder anderen Hinsicht hatte er versagt. Nur allzu deutlich erinnerte er sich an ihr wutverzerrtes Gesicht. Sie hatte Rache gewollt, und die konnte er ihr wenigstens verschaffen.
    Runcorn machte große Augen. Er atmete langsam aus. »Also waren Sie nicht zufällig hier? Ich hätte es wissen müssen. Was machen Sie um diese Abendstunde in der Cuthbert Street?« Es war eine rhetorische Frage, auf die er keine Antwort erwartete. »Was war das, der Fall, an dem Sie gearbeitet haben?«, fragte er. »Wissen Sie, wer ihr das angetan hat?«
    »Nein«, antwortete Monk. »Aber ich habe eine Ahnung, und ich werde es, verdammt noch mal, herausfinden – und beweisen! Sie war die Verlobte eines Michael Dalgarno, eines leitenden Angestellten von Baltimore und Söhne, einer Eisenbahngesellschaft …«
    »Moment mal!«, unterbrach ihn Runcorn. »Wurde nicht in der Leather Lane vor wenigen Wochen erst ein Nolan Baltimore umgebracht? Besteht da eine Verbindung?«
    »Ich habe bislang keine entdecken können«, räumte Monk ein. »Sehen Sie, dieser Baltimore war nur dort, um seine Gelüste zu befriedigen, und wurde in einen Streit verwickelt, der böse endete. Vielleicht hat er nicht genug gezahlt, oder er war betrunken und hat Streit gesucht, was ich für wahrscheinlicher halte.«
    »Und was wollten Sie hier?«, fragte Runcorn.
    »Hat damit nichts zu tun«, antwortete Monk.
    »Sie brauchen nicht mehr so geheimnisvoll zu tun, Monk. Sie ist tot, die Arme.« Er blickte nach unten. »Die einzige Hilfe, die Sie ihr noch geben können, ist, herauszufinden, wer sie getötet hat.«
    »Das weiß ich!«, erwiderte Monk heftig. Er riss sich nur mit Mühe zusammen. »Wie gesagt, sie war mit Michael Dalgarno verlobt. Sie machte sich Sorgen, er könnte in einen Betrug verwickelt sein, der mit der neuen Eisenbahnlinie zwischen London und Derby zu tun hat.« Er sah, dass Runcorn aufmerksam wurde. »Insbesondere mit dem Ankauf von Land …«
    »Und?«, fuhr Runcorn eifrig dazwischen.
    »Ich konnte nichts finden, und ich habe sehr sorgfältig nachgeforscht.« Monk wusste, dass er defensiv klang. Er empfand es auch so. Wenn er den Beweis gefunden hätte, wäre Katrina vielleicht noch am Leben.
    Runcorn sah ihn zweifelnd an. »Wenn es offensichtlich wäre, hätten andere es auch entdeckt.«
    »Ich weiß mehr über Eisenbahnen als die meisten«, antwortete Monk und fühlte sich augenblicklich verletzlich. Er hatte zu viel von sich preisgegeben, sich dort geöffnet, wo er nur raten konnte und noch immer ein Stück nach dem anderen zusammensetzte – ausgerechnet Runcorn gegenüber!
    Zwischen ihnen herrschte ein unsicherer Waffenstillstand; die alten Ressentiments waren nur abgedeckt, nicht verschwunden.
    »Tatsächlich?«, sagte Runcorn überrascht. »Wie das? Dachte, Sie wären im Finanzgeschäft gewesen, bevor Sie als einfacher Polizist bei uns eingestiegen sind.« Obgleich seine Worte ebenso wie sein Tonfall einigermaßen höflich blieben, wusste Monk, dass Runcorn ihn um sein Geld, sein Selbstbewusstsein und seinen etablierten, behaglichen und eleganten Lebensstil beneidete.
    »Weil Eisenbahnen finanziert werden müssen«, antwortete er. »Das Letzte, um das ich mich gekümmert habe, bevor ich die Bank verließ, war eine neue Eisenbahnlinie in der Nähe von Liverpool.«
    Runcorn schwieg einen Augenblick. Vielleicht hatte er die Anspannung in Monks Stimme gehört oder etwas von seinem Kummer und seiner Wut gespürt.
    »Dann konnten Sie keinen Betrug feststellen?«, fragte er schließlich. »Heißt das, dass es mit Sicherheit keinen gegeben hat?«
    »Nein«, gab Monk zu. »Es bedeutet, dass er, wenn er begangen wurde, wirklich sehr gut verborgen ist. Aber sie war davon überzeugt … bei unserem letzten Treffen noch stärker als beim ersten.«
    »Dann hatte sie etwas herausgefunden, auch wenn Sie nichts entdecken konnten?« Runcorn blickte ihn von der Seite an. »Hat

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