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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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und sein Mund baten um Entschuldigung. Er sah Margaret nicht an.
    »Ich weiß«, antwortete Hester leise. »Ich bin nicht so idealistisch zu glauben, ich könnte die menschliche Natur ändern, Oliver, ich möchte nur Squeaky Robinson aus diesem bestimmten Geschäft werfen.«
    »Miss Ballinger hat angedeutet, dass Sie eine Idee hätten«, sagte er vorsichtig, und das leichte Stirnrunzeln war wieder da.
    Sie konnte ein amüsiertes Lächeln nicht verbergen. Er war früher schon in den einen oder anderen ihrer Pläne eingespannt worden und tat recht daran, argwöhnisch zu sein.
    »Wir müssen zuschlagen, bevor er einen Partner findet«, sagte sie energisch und betete, dass sie die richtigen Worte fand, die ihn davon überzeugten, dass ihr Plan nicht nur möglich, sondern auch vollkommen moralisch und vernünftig war. Nicht einfach!
    »Zuschlagen?«, fragte er misstrauisch und warf einen Blick zu Margaret hinüber.
    Sie lächelte in aller Unschuld.
    Er schaute unbehaglich drein und wandte sich wieder Hester zu.
    Sie holte tief Luft. Jetzt kam es darauf an. »Bevor er selbst einen Partner findet«, sagte sie, »müssen wir ihm einen unterschieben … der natürlich die Bücher prüfen muss, bevor er sich auf die Sache einlässt …«
    Rathbone sagte nichts.
    »… und damit die Gelegenheit hat, den Laden auffliegen zu lassen«, endete sie.
    Er machte ein verdutztes Gesicht. »Er wird Ihnen nicht glauben«, sagte er mit ernstem Bedauern. »Ihr Ruf ist zu bekannt, Hester. Und wenn er kein vollkommener Narr ist, wird er auch Monk nicht glauben.«
    »Na, das ist mir klar«, stimmte sie ihm zu. »Aber Ihnen würde er glauben, wenn Sie sich geschickt anstellen.«
    Er machte große Augen und erstarrte.
    Es gab nur einen Weg, nämlich weiterzumachen. »Wenn Sie mit uns hingehen und behaupten würden, Sie wären daran interessiert, ein wenig Geld in einen so profitablen Nebenerwerb zu investieren.« Sie merkte, dass sie zu schnell sprach. »Eine Prüfung der Bücher durchzuführen, die Schulden, die noch einzutreiben sind und so weiter, dann wären auch Sie in der Lage, in Zukunft geeignete junge Damen zu beschaffen. Sie kommen in Ihrer Praxis oft genug mit ihnen in Kontakt …«
    »Hester!«, widersprach er entsetzt. »Um Gottes willen …« Er wirbelte zu Margaret herum. »Ich bitte um Verzeihung, Miss Ballinger, aber ich kann mich unmöglich auf Wucherei und Prostitution einlassen! Ganz zu schweigen davon, die brutale Bestrafung von Menschen, die ihre Schulden nicht abzahlen können, billigen …«
    »Ach was, aber das müssten Sie doch gar nicht!«, sagte Margaret geradeheraus. »Sie müssten nur ein Mal hingehen.« Sie blickte ihm fest in die Augen. »Und Anwälte haben doch sicher oft mit recht fragwürdigen Menschen zu tun? Sie können kaum Menschen verteidigen, die nicht zumindest eines Verbrechens angeklagt wurden, ob sie schuldig sind oder nicht?«
    »Ja, aber das ist …«, widersprach er.
    Ihr Lächeln überzog ihr Gesicht mit einer Weichheit und einer Herzlichkeit, die unmissverständlich waren. Sie hätte ihre Bewunderung für ihn in diesem Augenblick nicht verbergen können, selbst wenn sie es versucht hätte, was sie nicht tat. »Sollte irgendjemand davon erfahren und es erwähnen, könnten Sie hinterher vollkommen offen darüber sprechen, warum Sie dort waren«, redete sie ihm zu. »Könnte irgendetwas gerechtfertiger sein, als unbescholtene junge Frauen vor einem Leben als Prostituierte zu retten?«
    Seine Miene verriet vollkommene, sowohl geistige als auch emotionale Verwirrung. Hester, die ihn gut kannte, konnte es deutlich sehen.
    »Sie wollen mir doch nicht vorschlagen«, sagte er zögernd und sah von einer zur anderen, »ich soll zu diesem … Squeaky gehen?«
    »Ja … Squeaky Robinson.« Hester nickte.
    »Und ihm anbieten, als Wucherer und Zuhälter sein Partner zu werden?«, endete er.
    »Nur anbieten«, sagte Hester, als wäre es die vernünftigste Sache der Welt. »Sie müssen es nicht tun.«
    »Der Unterschied zwischen Absicht und Ausführung dürfte schwer zu beweisen sein«, sagte er mit einem Anflug von Sarkasmus.
    »Für wen?«, fragte Hester. »Wer wird denn davon erfahren, außer Squeaky Robinson, der nicht in der Position ist, sich zu rächen, und Margaret und mir, die Ihnen unsterblich dankbar wären. Und natürlich wissen wir genau, wo Sie moralisch stehen.«
    »Hester, das ist …«, versuchte er es noch einmal.
    »… gerissen und unangenehm«, antwortete Hester für ihn. »Natürlich ist es

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