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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Monk sagte mir, dass Ihrem ehemaligen Geschäftspartner ein bedauerliches Unglück zugestoßen ist und die Position daher jetzt vakant ist. Ist das korrekt?«
    Squeaky fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Seine Unentschlossenheit war augenfällig. Egal, was er darauf antwortete, es barg ein Risiko. Einerseits gab er womöglich zu viel von sich preis, andererseits konnte er Rathbones Interesse und damit den neuen Partner, den er zum Überleben brauchte, verlieren.
    Das Schweigen lastete schwer im Raum. Das Gebäude schien sich zu setzen und zu knarren, als sinke es tiefer in den unsichtbaren Sumpf unter ihm.
    Rathbone sah Hester ungeduldig an und runzelte die Stirn.
    Squeaky sah es. »Ja!«, sagte er abrupt. »Er starb. Plötzlich.«
    »Eine Untertreibung, zweifellos.« Rathbone zog die Augenbrauen hoch. »Wurde er nicht umgebracht?«
    »Oh!« Squeaky schluckte, sein Adamsapfel hüpfte. »Ja. Hatte nichts mit seiner Investition hier zu tun! Eine rein private Angelegenheit. Ein Streit … seine eigenen … Gelüste. Äußerst unglücklich.«
    »Verstehe.« Rathbone schien zu begreifen, obwohl Hester wusste, dass er nicht die geringste Ahnung hatte. »Nun, das ist mir egal. Ich habe nicht vor, Ihre Dienste wahrzunehmen. Ich möchte einfach nur Geld investieren und Ertrag erzielen. Aber ich würde es vorziehen, wenn ich davon ausgehen könnte, dass Sie nicht viele Kunden haben, denen Unfälle zustoßen. Es weckt die falsche Art von Aufmerksamkeit. Eine Runde Mordermittlungen kann ich wohl überstehen, aber nicht zwei.«
    »Ach, das passiert nicht noch einmal«, versicherte Squeaky ihm. »Es ist auch vorher noch nie vorgekommen, und ich werde mich darum kümmern. Die Frau ist weg, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Gut!« Rathbone lächelte beinahe. »So weit zufrieden stellend. Aber ich muss natürlich mehr über Ihr Geschäft erfahren – zum Beispiel über die finanzielle Seite, die Einkünfte und Ausgaben, die allgemeine Geschichte –, bevor ich mich festlege.«
    »Natürlich … natürlich!« Squeaky nickte nachdrücklich. »Das würde jeder. Man muss sich ja vorsehen.«
    »Ich sehe mich vor«, sagte Rathbone mit einem knappen Lächeln.
    Hester hatte plötzlich den Verdacht, dass er die Rolle, die er spielte, zum Teil genoss. Die Art, wie er dastand und die Arme an den Seiten entspannt herunterhängen ließ, zeigte eine lässige Eleganz. Sie würde ihn deswegen vielleicht ein wenig aufziehen, wenn alles vorbei war. Wahrscheinlich würde er es im Leben nicht zugeben.
    »Es ist ein gutes Unternehmen«, versicherte Squeaky ihm. »Sehr profitabel und, wohlgemerkt, streng legal. Hier wird nur ein wenig Geld verliehen, an Bedürftige. Könnte man fast als Wohltätigkeit betrachten.« Er sah den Ausdruck in Rathbones Gesicht und ergänzte seine Ausführungen. »Also … es spielt keine Rolle, was die anderen denken, denn es wird niemand etwas davon erfahren.«
    »Von mir nicht«, antwortete Rathbone trocken. »Und wenn Sie klug sind, von Ihnen auch nicht.«
    »Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Sir!« Squeaky nickte heftig und machte große Augen. »Gar keine Sorge!«
    »Vorher sehen Sie auch keinen Penny von mir«, versicherte ihm Rathbone. »Wie kamen Sie mit Ihrem verstorbenen Partner ins Geschäft?«
    Hester warf ihm einen Blick zu. Es spielte doch keine Rolle, wie Baltimore hierher gekommen war. Ihr war auch egal, wer ihn umgebracht hatte, erst recht, wenn es eines seiner eigenen Opfer gewesen war, wegen des Geldes oder um sich gegen seine Gelüste zu wehren. In gewisser Weise war der Gerechtigkeit bereits Genüge getan worden.
    »Manche Herren haben andere Vorlieben«, sagte Squeaky mit einem anzüglichen Grinsen. »Er war einer von ihnen.«
    »Und solche Männer ziehen Sie ins Vertrauen?«, fragte Rathbone angewidert. Hester sah, dass er die Hände zu Fäusten ballte. Sie fürchtete, dass Squeakys Antwort es Rathbone schwer machen könnte, die Rolle des Investors beizubehalten. Er war zu weit gegangen. Sollte sie sich einmischen? Aber wie?
    »Sie haben das Geschäft zusammen mit ihm gegründet?«, unterbrach sie. »Vermutlich war es seine Idee?«
    »Nein!«, sagte Squeaky wütend, und seine Stimme stieg in alarmierende Höhen. »Es war bereits ein sehr gutes Unternehmen, als er dazukam.« Er nahm ihre Einmischung übel.
    »Schwer zu glauben«, sagte sie vernichtend.
    Squeaky zeigte mit dem Finger auf sie. »Sehen Sie, Miss, tun Sie einfach Ihre guten Taten in Coldbath und überlassen Sie das

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