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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Carborough wusste nichts über Dundas persönlich und hatte, soweit er sich erinnerte, Monks Namen noch nie gehört.
    Es gab auch keine Spur des Geldes, das Dundas für das Haus bekommen haben musste. Es war so vollständig verschwunden, als wären die Banknoten, mit denen es bezahlt worden war, verbrannt worden.
    Als Nächstes wollte er zu Reverend William Colman, der eine sehr eindrucksvolle Zeugenaussage gegen Dundas abgegeben hatte. Es konnte eine unerfreuliche Begegnung werden, denn Colman erinnerte sich sicher noch an Monk. Er würde der Erste sein, der Monk noch von damals kannte. Dundas und seine Frau waren tot, ebenso Nolan Baltimore. Monk würde mit dem Menschen konfrontiert werden, der er damals gewesen war, und am Ende würde es kein Entrinnen vor dem geben, an was Colman sich erinnerte.
    Hatte er den Mann damals wegen seiner Zeugenaussage gehasst? War er unfreundlich zu ihm gewesen und hatte versucht, ihn in Verruf zu bringen? Hatte Colman Monk für genauso schuldig gehalten wie Dundas, nur dass es sich nicht beweisen ließ?
    Colman war noch im Amt, und es war nicht schwierig, ihn im Crockford's Clerical Directory, dem Adressbuch der anglikanischen Kirche, zu finden. Am späten Nachmittag ging Monk in einem Dorf am Stadtrand von Liverpool den kurzen Weg zur Pfarrhaustür hinauf. Er spürte ein Flattern im Magen, und seine Hände waren klamm und schmerzten, so oft hatte er sie zu Fäusten geballt. Er zwang sich, sich zu entspannen, und zog am Glockenstrang.
    Die Tür wurde überraschend schnell geöffnet, und ein großer Mann in leicht verknitterten Kleidern und einem Kollar schaute ihn erwartungsvoll an. Er war schlank, hatte graues Haar und ein energisches, intelligentes Gesicht. Monk wusste mit einem Schauer der Erinnerung, der so heftig war, dass er ihm den Atem verschlug, dass es Colman war – er hatte eine Zeichnung von ihm in der Zeitung gesehen, er war unter den Demonstranten gegen die Eisenbahn gewesen. Viel lebendiger aber hatte er ihn in seinen Träumen gesehen, wie er sich verzweifelt durch die Trümmer des brennenden Zuges kämpfte.
    Im selben Augenblick erkannte ihn Colman, und der Mund stand ihm einen Augenblick lang offen vor Verblüffung.
    »Monk?« Er schaute genauer hin. »Sie sind Mr. Monk, nicht wahr?«
    Monk hatte Mühe zu sprechen. »Ja, Mr. Colman. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir ein wenig Ihrer Zeit widmen würden.«
    Colman zögerte einen winzigen Augenblick, dann machte er die Tür weit auf. »Kommen Sie herein. Was kann ich für Sie tun?«
    Monk hatte bereits beschlossen, dass der einzige Weg, etwas zu erreichen, der war, dass die ganze Wahrheit herauskam, falls das überhaupt möglich war. Das hieß auch, offen über seinen Gedächtnisverlust und die einzelnen Bruchstücke, die jetzt auftauchten, zu sprechen.
    Colman ging in ein Zimmer voraus, in dem er Gemeindemitglieder empfing, und bat ihn, Platz zu nehmen. Er betrachtete Monk neugierig, was nur allzu natürlich war, denn er hatte ihn sechzehn Jahre nicht gesehen. Er suchte sicher nach den Veränderungen, dem Charakter, der sich tiefer in seine Züge eingegraben hatte, die kleinen Unebenheiten, seine abgemagerte Gestalt.
    Monk war sich Colmans Persönlichkeit und der Macht der Gefühle, die er früher in ihm gespürt hatte, deutlich bewusst – nichts hatte sie geschwächt. Die Trauer war noch da, die Erinnerung daran, wie er die Toten begraben und die betroffenen Familien getröstet hatte.
    Colman wartete.
    Monk fing an zu berichten. Es fiel ihm schwer, und seine Stimme stockte, als er die Jahre von damals bis heute zusammenfasste und mit der Geschichte von Baltimore und Söhne und der neuen Eisenbahnlinie endete.
    Während Colman ihm zuhörte, lag Zurückhaltung in seiner Miene, der Widerhall von früherer Wut, Kummer und Schmerz. Damals hatten sie auf verschiedenen Seiten gestanden, und das war seiner Miene, seinem wachsamen Blick und seinen leicht zusammengekniffenen Lippen deutlich anzusehen, und auch seiner angespannten Körperhaltung – ein Bein über das andere geschlagen, die Hände zu Fäusten geballt. Sie waren immer noch Gegner. Das würde niemals in Vergessenheit geraten.
    »Nolan Baltimore ist ermordet worden«, erklärte Monk. Er sah Colman erschrocken zusammenfahren, dann ein zufriedenes Glitzern und gleich danach Schuld, die ihn sogar leicht erröten ließ. Aber er beeilte sich nicht, die gewöhnlichen Beileidsbekundungen auszusprechen. Daran hinderte ihn seine Ehrlichkeit.
    »Von einer

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