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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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beobachtet, um den sie herumgebaut hatten, weil es angeblich zu teuer war, einen Tunnel hindurchzutreiben. Ein Gemeindemitglied, das Probleme hatte wegen Wilderei. Als ich ihn fragte, wo er erwischt worden sei, erzählte er es mir. Kaninchen graben nicht in Granit, Mr. Monk. Streckenarbeiter können fast alles sprengen, bei Felsen dauert es nur ein wenig länger und kostet daher mehr. Ich habe die ursprünglichen Messtischblätter gefunden. Wenn man die, die Baltimore benutzte, genauer betrachtete, sah man, dass sie gefälscht waren. Wer immer es gemacht hatte, er war zu schlau gewesen, um die Höhenangaben oder die Bodenbeschaffenheit zu verändern – er suchte sich einen Hügel, der woanders lag, und änderte die Gitternetzmarkierungen. Äußerst geschickt.«
    Monk stellte die Frage, die er stellen musste, aber er musste sich erst räuspern: »Arrol Dundas?«
    »Es sah so aus«, sagte Colman bedauernd, als wäre es ihm lieber gewesen, wenn es jemand anders gewesen wäre.
    »Hat er es je zugegeben?«
    »Nein. Doch er hat auch niemand anderen beschuldigt, und zwar wohl eher aus Würde oder moralischen Gründen als aus Ahnungslosigkeit.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Monk erfasste, was Colmans Worte wirklich bedeuteten. Er hatte schon seine nächste Frage stellen wollen, unterbrach sich aber mitten im Satz.
    »Sie meinen, Sie bezweifelten Dundas' Schuld?«, fragte er ungläubig.
    Colman blinzelte. »Sie haben stets behauptet, er sei es nicht gewesen. Auch nach der Verurteilung haben Sie geschworen, er sei nicht derjenige gewesen, der das Messtischblatt manipuliert hat, und sein Gewinn sei allein durch kluge Spekulation und nicht durch Unredlichkeit zusammengekommen. Er hat einfach billig ge- und teuer verkauft.«
    Monk war verwirrt. »Wer hat denn dann die Unterlagen gefälscht? Baltimore? Warum sollte er? Er besaß dort kein Land!«
    »Und hatte hinterher auch keine Verkaufserlöse auf der Bank«, stimmte Colman ihm zu. »Ich weiß die Antwort nicht. Wenn es nicht Dundas war, dann kam das Geld womöglich durch Bestechung herein, aber das wird man nie beweisen können.«
    »Warum sollte jemand anders die Messtischblätter gefälscht haben?«, hakte Monk nach.
    Colman runzelte die Stirn und überlegte sich seine Antwort gut, seine Worte waren sorgfältig gewählt. »Die Eisenbahnlinie führte mitten durch meine Kirche, und das war das Einzige, an was ich damals denken konnte.« Plötzlich füllten sich seine Augen mit Tränen. »Und der Unfall … die Kinder …« Er unterbrach sich. Er fand nicht die richtigen Worte, und vielleicht sah er das Entsetzen in Monks Miene und wusste, dass Worte auch nicht notwendig waren.
    Monks Erinnerung an Colman verdichtete sich. Er hatte sich damals gewünscht, ihn zu mögen, aber seine Zeugenaussage gegen Dundas hatte es verhindert. Jetzt war das für beide längst Vergangenheit, und es gab nichts mehr, um was sie sich streiten mussten.
    Colman blinzelte und lächelte entschuldigend. »Ich fürchte, ich bin Ihnen keine große Hilfe beim Sammeln der Beweise, die Sie brauchen, um zu belegen, dass Dalgarno die junge Frau umgebracht hat oder dass Baltimore den Betrug begangen hat. Aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, war er bereits tot, als sie umgebracht wurde.«
    »Ja, zwei oder drei Wochen.«
    »Dann war Dalgarno womöglich in den Betrug verstrickt und konnte, sobald Baltimore tot war, den ganzen Profit alleine einstreichen?«, meinte Colman.
    »Oder ihn mit dem Sohn, Jarvis Baltimore, teilen«, berichtigte ihn Monk. »Das scheint wahrscheinlich zu sein; insbesondere da Dalgarno – wie meine Frau beobachten konnte – jetzt der Tochter, Livia, den Hof macht.«
    Colman machte große Augen. »Ihre Frau ist mit den Baltimores bekannt?«
    Monk machte sich nicht die Mühe, sein Lächeln zu verbergen, ebenso wenig wie den Stolz, der hoch und strahlend in ihm aufwallte, auch wenn ihm zugleich der Schmerz wie ein Dolchstoß durchs Herz fuhr bei dem Gedanken, was er verlieren konnte. »Nein. Sie leitet am Coldbath Square ein Haus, wo Prostituierte Zuflucht und medizinische Hilfe finden, und Li-via Baltimore wandte sich nach dem Tod ihres Vaters verärgert und betrübt und Hilfe suchend an sie. Hester bekam ein paar Informationen und besuchte sie. Sie war als Krankenschwester auf der Krim. Es gibt kaum etwas, was sie aufhalten kann, wenn sie einmal überzeugt ist, dass sie im Recht ist.«
    Colman schüttelte den Kopf, auch wenn seine Augen strahlten. »Ich hoffe, sie musste Miss

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