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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Baltimore nicht über den wahren Charakter ihres Vaters aufklären«, sagte er. »Es könnte ja sein, dass er den gleichen Trick noch einmal angewandt hat.
    Aber ich weiß nicht, wie Sie das den Geschworenen klar machen wollen, wenn Sie keine Beweise dafür haben. Das erste Mal kam er davon, weil offensichtlich war, dass er keinerlei finanziellen Gewinn daraus zog, Dundas dagegen sehr wohl.«
    »Dundas starb sehr arm«, sagte Monk und wurde von alter Traurigkeit und Wut überschwemmt.
    Auch Colman wurde plötzlich sehr ernst. »Das habe ich gehört, obwohl es sehr merkwürdig ist. Er war ein ausgezeichneter Bankier, einfach brillant. Aber das können Sie doch nicht vergessen haben?«
    »Nein, hab ich nicht. Aber wo ist das Geld hingekommen?«
    Colman sah Monk düster an.
    »Ich habe keine Ahnung. Niemand wusste es. Und kurz danach hat dieser Unfall alle anderen Gedanken verdrängt.« Plötzlich war sein Gesicht abgehärmt, und die Farbe wich ihm aus den Wangen. »Es war die Hölle auf Erden. Die Schreie werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Die Erinnerung an den Geruch nach verbranntem Haar verursacht mir immer noch Schweißausbrüche und Übelkeit. Aber Sie kennen das. Sie waren dort.«
    Er sah krank aus. Monk senkte den Blick. Er wusste, was Colman meinte. Er hatte einiges davon in seinem eigenen Albtraum erfahren. Es war merkwürdig, fast belanglos real, Col-man sagen zu hören, Monk sei dort gewesen; er wusste es sehr genau und auf schreckliche Weise aus den Albträumen seiner verborgenen Erinnerung.
    »Was war die Ursache?«, fragte er.
    Colman blickte langsam auf. »Das hat man nie herausgefunden. Aber es war nicht das neue Gleis. Das war vollkommen in Ordnung. Zumindest … soweit die Untersuchungen ergaben.« Der letzte Tropfen Blut wich aus seinem Gesicht, und er erstarrte. »O nein! Sie glauben doch nicht, dass das noch einmal passiert? Mein Gott, bloß nicht! Ist es das, was Sie fürchten?«
    »Was Katrina Harcus fürchtete«, antwortete Monk. »Aber ich habe alles untersucht; ich bin die Schienen abgelaufen und konnte keinerlei Fehler entdecken. Sagen Sie mir, Mr. Colman, wie kann ich diesen Betrug beweisen? Es ist wieder passiert, und doch sehe ich ihn einfach nicht!«
    Colman sah ihn, von heftigem Mitleid ergriffen, an. »Ich weiß nicht. Glauben Sie, wenn ich es wüsste, hätte ich all die Jahre geschwiegen? Egal, wem es geschadet hätte, ich hätte gesprochen. Ich weiß es einfach nicht!«
    Monk blickte hilflos auf, seine Gedanken waren gefangen wie Strandläufer in der Brandung, er spürte, wie das Wasser an seinen Füßen zerrte, ihm das Gleichgewicht raubte, und doch ergab das alles keinen Sinn.
    »Suchen Sie nach Bestechungsgeldern«, drängte Colman. »Etwas anderes kann es nicht sein.«
    Beim Thema Bestechung wollte Monk ihm nicht widersprechen. Colman hatte sich längst seine Meinung gebildet. Er blieb noch eine Weile, dankte Colman und verabschiedete sich. Seine Schritte waren jetzt leichter. Ein alter Feind war versöhnt. Jetzt würde er keine Angst mehr haben, wenn er Colmans Gesicht in seinen Träumen sah.
    Aber die eine Tatsache, die ihm, wie er überzeugt war, helfen würde, alle anderen aus dem festen Knoten seiner Erinnerung zu entwirren, hatte er nicht gefunden.
    Monk hatte den Mut und den Willen, sich diese Tatsache anzusehen, aber der winzige Teil von ihm, der tief in ihn hineinschaute und wusste, was es war, hielt es immer noch vor seinem Bewusstsein verborgen.
    Um ihm zu trotzen … oder ihn zu schützen?
    Er fuhr über Derby nach London zurück, sah sich noch einmal die ursprüngliche Streckenführung an und überprüfte, über wessen Besitz sie genau geführt hätte. Es gab einen großen, wohlhabenden Bauernhof, dessen Weideflächen geteilt worden wären, was es unmöglich gemacht hätte, Vieh von einer Seite auf die andere zu treiben.
    Die Strecke hätte zudem durch ein Gehölz geführt, eines der besten in der Gegend, um Füchse aufzustöbern, ein beliebtes Jagdrevier. Waren Bestechungsgelder gezahlt worden, um die Strecke eine oder zwei Meilen weiter über ungenutztes Land zu führen? Im Großen und Ganzen wahrscheinlich nicht, denn es schien sowieso das Naheliegendste zu sein. Der Akt der Zerstörung hätte sonst bei den Bewohnern der nächstgelegenen Stadt zu gefährlicher Feindseligkeit geführt.
    War das denn wirklich ein Verbrechen? War es überhaupt eine Sünde, die es wert war, mit mehr als einem flüchtigen Bedauern darüber nachzudenken?
    Michael Dalgarno hatte sich

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