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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Zusammensetzung des Bodens und des Felsens unter der Erdoberfläche benannt. Wie er so darauf starrte, kam ihm das Blatt merkwürdig vertraut vor, als hätte er es schon einmal gesehen. Und doch war er, soweit er wusste, nie in Derbyshire gewesen. Die Namen der Städte und Dörfer waren ihm unbekannt. Ein oder zwei höhere Berge wurden benannt, aber sie waren ihm gleichermaßen fremd.
    Katrina Harcus wartete, ohne etwas zu sagen.
    Er sah sich das nächste Blatt an und das übernächste. Es waren Kaufverträge für Land. So etwas hatte er schon oft gesehen, beim Bau einer Eisenbahn waren viele davon notwendig. Jedes Stück Land gehörte irgendjemandem. Wenn sie ihren Zweck erfüllen sollten, mussten Eisenbahnen in Städten Halt machen, und der Weg in eine Stadt hinein und wieder hinaus führte in der Regel durch bebautes Gebiet. Sich da durchzukaufen war mitunter eine lange und schwierige Angelegenheit.
    Einige Enthusiasten glaubten, das Recht des Fortschritts habe Vorrang vor allem anderen. Alle Gebäude, die der Eisenbahn im Weg waren, sollten abgerissen werden, selbst alte Kirchen, historische Denkmäler, bedeutende Baukunstwerke und Wohnhäuser. Andere nahmen den entgegengesetzten Standpunkt ein und verabscheuten den Lärm und die Zerstörung mit einer Intensität, die vor Gewaltaktionen nicht Halt machte.
    Er blätterte zu der ersten Karte zurück. Dann erkannte er, was seine Erinnerung wachgerüttelt hatte, nicht die Landschaft an sich, sondern die Tatsache, dass es ein Messtischblatt war. Solche Karten, auf denen der Verlauf einer geplanten Eisenbahnstrecke provisorisch eingezeichnet war, hatte er schon früher einmal gesehen. Es hatte mit Arrol Dundas zu tun, seinem Freund und Mentor, als er als junger Mann Northumberland verlassen hatte und in den Süden gegangen war, dem Mann, dem er genau die Loyalität schuldete, von der Katrina Harcus gesprochen hatte: Ehrenschuld. Monk war damals bei einer Bank angestellt gewesen, entschlossen, sein Glück im Finanzwesen zu machen. Dundas hatte ihm beigebracht, sich wie ein Gentleman zu kleiden und zu verhalten, seinen Charme, Gewandtheit und seine Rechenkünste so einzusetzen, dass er andere bei Geldanlagen beraten und gleichzeitig selbst Profit machen konnte.
    Vieles hatte er von den bruchstückhaften Fakten aus anderen Fällen abgeleitet und nicht wirklich erinnert. Und stets verband er mit diesen plötzlichen Bildern Hilflosigkeit und Schmerz. Er hatte ganz schrecklich versagt. Als er jetzt die Karte betrachtete, hüllte der Kummer ihn wieder ein. Arrol Dun-das war tot. Monk wusste das. Dundas war im Gefängnis gestorben, in Ungnade gefallen für etwas, das er nicht getan hatte. Monk war dort gewesen und hatte ihn nicht retten können. Er hatte die Wahrheit gekannt und immer wieder versucht, andere davon zu überzeugen, doch das war ihm nicht gelungen.
    Aber er wusste weder genau, wo, noch wann. Irgendwo in England, bevor er Polizist geworden war. Es war seine Unfähigkeit, Gerechtigkeit zu erwirken, die ihn dazu getrieben hatte, ein Teil des Rechtssystems zu werden. Mehr hatte er nicht erfahren, vielleicht, weil er es nicht gewollt hatte. Es gehörte zu dem Mann, der er einst gewesen war und den er heute kaum noch bewundern konnte. Seine Jugend gehörte zu dem harten, ehrgeizigen Mann, den nach Erfolg verlangt hatte, der die Schwachen verachtet und die Verletzlichen nur zu oft nicht beachtet hatte. Nichts von dem, was er jetzt tat, würde Dundas helfen oder seine Unschuld wiederherstellen. Er hatte damals versagt, als er alles gewusst hatte. Was konnte er jetzt erreichen?
    Nichts! Es war nur so, dass das Messtischblatt mit der eingezeichneten Eisenbahnroute und die Grunderwerbsverträge eine Vergangenheit heraufbeschworen hatten, über die er nichts wusste; fast als sei er aus einem Traum aufgewacht, um in die Wirklichkeit einzutreten. Als sei alles vorher nur Einbildung gewesen.
    Dann war es wieder verschwunden, und er saß in der Gegenwart in seinem Haus in der Fitzroy Street, hielt einen Stapel Papiere in der Hand und sah eine verstörte junge Frau an, die wollte, dass er der Welt – und vielleicht vor allem ihr – bewies, dass der Mann, den sie heiraten würde, keinen Betrug begangen hatte.
    »Kann ich mir hiervon ein paar Notizen machen, Miss Harcus?«, fragte er.
    »Selbstverständlich«, sagte sie schnell. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen erlauben, sie zu behalten, aber sie würden sicher vermisst.«
    »Natürlich.« Er bewunderte ihren Mut, dass sie sie

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