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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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i ne gewisse Mitwirkung ihrerseits, eine Entfernung von anderthalbtausend Kilometern überbrücken konn t e.
    »Teresa? Ich bin ' s. Was gibt ' s? Was ist los ? «
    Sie rief ihn nur in Notfällen an. Nor m alerweise rief er sie an, und zwar donnerstags, das war se i n freier Tag. Heute war Montag.
    » S a lvatore? Bist du ' s? Nichts ist los. Ich wollte dich bloß was fragen – Donnerstag wäre zu spät.«
    »Wo bist du? Auf der Pos t ? «
    »Bei Don T o rquato – und er nimmt v o n m ir kein Geld, also m u ß ich m ich beeilen. Es geht um Ma m a . «
    »Wie geht ' s ihr denn ? «
    »Wie imme r . Du weißt ja, der Arzt hat gesagt, es wird sich nichts ändern, solange…«
    » Du brauchst nicht so zu brüllen . «
    » Kannst du m ich hören? Salva ? ? «
    » Ja, ich hab gesagt, du brauchst nicht so…«
    » Also, hör zu: m i t der Planung für den So mm er hat sich was geändert. Es sieht so aus, als könn t e Nunziata j etzt doch n i cht ihren Urlaub im August neh m en … «
    Nunziata, die Schwester des Wachtmeisters, wohnte bei ihnen und arbeitete halbtags in einer Kuns t stoffabrik.
    »Wenn sie ihr aber versprochen haben…«
    » Haben sie auch. Aber wer ganztags arbeitet, kom m t zuerst dran, und offenbar ist es so, daß irgend je m a nd sich anders entschieden hat und diese zwei Wochen für sich haben will – du weißt ja, was das für uns bedeutet … «
    Keine Ferien m it den Ki n dern, keine T age am Stra n d.
    Ohne Nunz i ata konnten sie die alte Da m e, die sich weder bewegen noch sprechen konnte, nicht allein lassen.
    »Wir werden ' s schon schaffen « , m u r melte er, » irgendwie…«
    »Warte m al! Hörst du m ich? Ich habe m it der Bez i rksschwester gesprochen, und sie m eint… Kannst du m ich hören ? «
    » Ja, ja… ich höre dich.«
    » S ie sagte, es besteht die Möglichkeit, daß wir Mama im Krankenhaus unterbringen können, sofern wir…«
    » N e in ! «
    » Doch! Sie sagt, wenn ich ihr sofort Bescheid gebe, dann…«
    » Nein! Ich habe Nein gesagt! Wir können sie nicht einfach wie ein Lu m pen b ündel beiseiteschieben.«
    »Wie was ? «
    » Ach egal. Wir werden ' s schon schaffen. Wir werden jemand finden, der s i ch um sie küm m ert. Ist ja nur halbtags.«
    » I m Augus t ?«
    »Wir finden jemand… wir können bezahlen … «
    »Bei unserem Einkommen? Ich we i ß nicht, wieso du dagegen bist, sie in ein Krankenhaus zu bringen, wo m an sich richtig um sie küm m ert, ohne daß wir etwas dafür zahlen m üßten…«
    »Begreifst d u nicht? Ist dir nicht kla r , daß ich sie vielleicht das letzte Mal sehen werde ? «
    Für einen Augenblick war Stille.
    Er hörte för m lich die te u ren Sekunden davonrennen. Schließlich sagte sie, und vergaß dabei völlig, zu brüllen: »Ich hab an die Kinder gedacht. Du weißt ja, wie sehr sie sich auf das bißchen Zeit freuen, das wir ge m einsam haben. Ich wol l te nicht … «
    Er hatte ihr ein schlechtes Gewissen eingeredet. Tag für Tag m ußte sie sich um eine schwerkranke, alte Frau küm m ern, die seine und nicht ihre Mutter war, und er hatte erreicht, daß sie sich dafür schä m t e, ein paar Tage ausspannen zu wollen. Wenn sie i hn bloß nicht bitten würde, sofort eine Entscheidung zu treffen. Wie sollte er ihr die Sache mit Signora Giusti erklären, wo ihm die Sekunden davonrannten und der Priester vielleic h t mithörte? Es war sowieso lächerlich… »Ich werd ' s m ir überlegen… Ich sag dir Donners t ag Bescheid.«
    »Es gibt aber nur wenige Plätze, wenn wir nicht…«
    »Bitte! Nur bis Donnerstag!«
    » Na schön. Salva? Ich wollte nicht… Na ja, du hast recht, die Ar m e, viell ei cht ist es wirklich ihr let z ter Som m er. Wir dürfen ihn ihr nicht vo r enthalten, se l bst wenn sie es nicht m it k riegt. Der Arzt hat gesagt, wahrscheinlich noch ein Jahr, und dann…«
    » Und dann werdet ihr drei hierherziehen.«
    » Und was w i rd aus Nunz i ata ? «
    »Wir haben es doch abgesprochen. Es wird sich schon eine Lösung finden… Aber darüber können wir jetzt nicht sprechen. Don Torquato…«
    » Ach du m ein Gott! Verzeihen Sie, Pater… o je… ich hör jetzt auf. Gute Nacht! Salva, hörst du m ich? Ich m ache jetzt Schluß. Gute Nacht!«
    » Gute Nacht…«
    Es war still in der Leitung.
    Langsam le g te er den Hörer auf und setzte sich schwer auf das Bett. Rings um ihn war es jetzt völlig still. Nicht ein freundliches Wort hatte er zu ihr gesagt… Am Telefon fiel es ihm immer s o schwer. Er hatte sie nicht ein m al nach

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