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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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äglich zwischen achtzig- und hunderttausend Lire braucht . «
    » Glaub ich gern.«
    » Fünftause n d am Tag nur, um zum Strand zu gehen, Liegestuhl und Sonnenschirm und d ergleichen, das Eis für d i e Kinder kostet doppelt soviel wie letztes Jahr – m eine sind Gott sei Dank schon erwachsen und m achen m it den e i genen Kindern Ca m pingurlaub.«
    » Sehr schön«, sagte der Wachtmeister m it vollem Mund.
    » Hab ich auch gesagt. Trotzdem – nichts ist m ehr so wie früher.«
    » Stim m t. Wieviel schulde ich Ihnen ? «
    » Genau eintausend – drüben auf der anderen Seite des Arno gibt es Bars, wo Sie das Doppelte bezahlen m üssen, aber das ist ja Wahnsinn, wenn Sie m i ch fragen. Wo soll denn das hinführen, wenn wir alle im m er m e h r haben wol l en . «
    Auf der Polizeistation Pitti war es ruhig, als der Wachtm e ister zurückkehrte. Das Diens t zimmer im E rdgeschoß war leer, nur das Sum m en des Ventilators war zu hören und e i n sporadisches Klopfgeräusch, unterbrochen von langen, gedankenschweren Pausen. Er brauchte sich nicht zu fragen, wer es war.
    » Aah! Ciccio!«
    Der Wachtmeister sch m unzelte, wie jedermann, bei dem bloßen Gedanken an den rundlichen, blonden Jungen. Er kam auch bald darauf die Treppe herun t ergewatschelt, mit offen e m H e m dkragen und schief si t zender Krawatte.
    »Bist du alle i n ? «
    » Jawohl! Lorenzini und Di Nuccio sind weggefahren, um d i e Post abzuholen . «
    »Irgendwelche Anrufe ? «
    » N e in . «
    Es war immer dasselbe: Bei den begehrteren Gängen, etwa dem Abholen der Post, die das Oberko mm ando in Rom per Kurier hochschickte, oder beim Essenholen aus der Kantine, pflegte Gino den anderen beiden den Vortritt zu l assen. Wenn es aber darum ging, beim Lebensmittelhändler unten auf der Piazza Brot oder Wasser zu kaufen, dann wurde m eist gestritten, wer dran war, bis Gino m unter rief: » Ich gehe ! «
    Der Wachtmeister blickte auf seine Uhr.
    » S ind sie schon lange weg ? «
    » Nicht sehr lange . «
    Gino errötete, denn er wußte genau wie der Wachtmeister, d a ß sie fünf Minuten abzwe i gen würden, um rasch noch einen Kaffee zu trinken und ein Schwätzchen m it alten Freunden und Bekannten zu halten.
    »Wieso gehst du eigentlich nicht ab und zu die Post holen? Hast du keine Lust, m i t den anderen m anch m al zu schwatzen, h m ? «
    »Ich habe meinen Bruder, Herr Wacht m eister . « Gino lächelte verlegen.
    Gewiß, sie versäu m ten keine Gelegenheit, zusa mm en etwas zu unternehme n . Manch m al gingen sie ins Kino, m anch m al m achten sie nur einen Stadtbumm e l. Sergio, der ältere Bruder, ging auf d i e Unteroffiziersschule. Gino bewunder t e ihn dafür noch m ehr als sonst, wenn das überhaupt m öglich war. Doch wie sehr sich der Wachtmeister auch be m ü hte, er konnte ihn nicht dazu bringen, sich ebenfalls um Aufnah m e in die Unteroffiziersschule zu bewerben.
    » Mein Bruder hat Grips«, sagte er dann. » Er ist schon i mm er der Klügere von uns beiden gewesen.«
    » Du m ußt doch aber an die Zukunft denken! In einem Alter den Dienst zu quittieren, wo du noch Kinder zu versorgen hast, das ist doch nicht ko m isch . «
    »Wer wird m ich schon heiraten, Herr Wachtmei s ter. In unserer Fa m ilie ist Sergio immer der einzige gewesen, der gut aussieht.« Und dann pf l egte er noch heftiger zu erröten als sonst.
    Der Wacht m eister k ü m m erte sich um seine Jungs, aber für Gino, der ihn an seine eigene Jugend erinnerte, hatte er eine ausgesprochene Schwäche. Auch er war ein Bauerssohn gewesen, dick und plu m p; allerdings nicht so naiv, dachte er. Dafür brauchte es einen Provinzler aus dem hohen Norden. Gino hatte, bevor er zur Truppe gekommen war, noch nie einen Ausländer gesehen. Na ja, er war noch sehr jung, er hatte noch viel Zeit, es sich anders zu überlegen.
    »Ich werde m ich eine halbe Stunde h i nlegen . «
    Er klopfte dem Jungen auf die Schulter und öffnete die Tür, die zu seiner Wohnung führ t e. » Bis dahin sind die anderen bestimmt zurück. Ich m uß dann wieder raus, m eine Hoteltour zu Ende bringen.«
    In dem kü h len, dunklen Wohnzimmer, dessen Fensterläden tagsüber geschlossen gewesen waren, zog der Wachtmeister Jacke und He m d aus, setzte sich in seinen Sessel und legte die Füße hoch. Er hatte geglaubt, er sei m üde und wolle schlafen, stellte aber fest, daß er hellwach war. Er wollte sich nur i n Ruhe ein paar Bilder durch den Kopf gehen l assen, die immer wieder hochka m en: der zusa m mengesunkene

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