Tod eines Holländers
Wachtmei s ter . «
»Ich werd mein Auto neh m en … «
Lorenzini blickte überrascht auf, sagte aber nichts. Gewiß, weder der Jeep noch der Ko m bi waren sonderlich praktisch, wenn m an a l le pa a r Minuten einen schattigen Parkplatz finden m ußte, doch nor m alerweise ging der Wachtmeister zu Fuß.
Während er in seinem Fiat 500 langsam den m enschenüberfüllten Vorplatz hinunterrollte, ging ihm der Gedanke durch den Kopf, warum er seinen Jungs nichts von dem Holländer erzählt hatte. Gehei m nistuerei war sonst nicht se i ne Art. Wohl hauptsächlich deswegen, sagte er sich etwas später, weil er sich einmal in seinem Leben aus dem Fenster hängen und sie nicht m it hineinziehen wollte. W i e sich aber zeigte, sollte er schon bald auf Lorenzinis Hilfe angewiesen sein.
Am unteren Ende des abschüssigen P l atzes wartete er, grimmig nach rechts und links blickend, um sich in den fließenden Verkehr einzufädeln. So starb m an doch nicht, allein in einer eingestaubten Wohnung. Seine Be m ü h ung, die blutenden Hände zu verbinden, wo soviel anderes nicht stimmte, hatte etwas Bedauernswertes… Aber Signora Giusti hatte ja gesagt, er sei Juwelier und Goldsch m ied, also waren ihm seine Hände wichtig. Oder vielleicht war er schon nicht m ehr Herr seiner Sinne. Jedenfalls war das keine Art, zu sterben… »Was ist los m i t Ihnen, Herr Wachtm e ister ? «
Das war der Parkplatzwächter, der ihn m i t einem Gruß hinausgewunken und für seine Be m ühung nichts als einen düsteren Blick geerntet hatte. Tja, d er Wachtmeister hatte keine Zeit, irgendwelche Erklärungen zu geben. Er nickte ihm b loß kurz zu und fuhr davon, während der Wächter ihm hinterherstarrte und m u r m elt e : »Ein Gesicht…!«
»Es sieht jedenfalls so aus, als kä m en wir langsam voran.«
»Es ist m e ist eine Frage von Geduld und Routine « , sagte der Wachtm e ister höflich.
» Stimmt. Trotzdem, bei zwei Toten i nnerhalb von drei Wochen, da m ußten wir schon ein wenig Da m pf m achen…«
Was der Wachtm e ister über diesen Fall wußte, hatte er zum größten Teil in der Zeitung gelesen, wenngleich er von der Drogenfahndung gebeten worden war, nach bestimmten Dingen Ausschau zu halten. Die ganze Sache fing an, als be m erkt wurde, daß die üb l ichen Fixertreffpunkte i m m er weniger frequentiert wurden, und m an trotz syste m atischer Beobachtung keinen neuen Treffpunkt hatte ausfindig m achen können, was nur bedeuten konnte, daß diese Dinge nicht m ehr im Freien, sondern irgendwo in geschlossenen Räu m en abgewickelt wurden.
Eines Nachts war dann ein Achtzehnjähriger tot aufgefunden worden, der nicht an einer Überdosis, sondern an Blutvergiftung gestorben war. Man hatte ihn etliche Stunden nach seinem Tod auf einem P latz gefunden, auf dem er tagsüber sofort entdeckt worden wäre. Man hatte ihn also dort hingeschafft. Ein junger Drogenfahnder, der, vorgeblich auf der Suche nach einem Schuß, den Freundeskreis des T oten und alle Treffpunk t e abgeklappert hatte, war auf den Ort gestoßen, dessen Existenz seine Abteilung schon lange ver m utet hatte. Es war ein leerstehendes, für unbewohnbar erklärtes Haus, in dem es zwar weder Wasser noch Strom gab, das ansonsten aber gut ausgestattet war. Es gab dort jede Menge Heroin und Kokain, ein Paket m i t nagelneuen Spritzen aus dem Supermarkt und einen dreckigen Mülleimer mit benutzten Spritzen, ferner eine Apothekerwaage, einen speziell konstruierten Brenner, j a sogar A l aunstifte. In dem großen, staubigen Raum standen sechs Be t ten, auf denen m an, nach Entrichtung von dreißig- bis fünfzigtausend Lire alles inklusive, ruhen konnte, bis der Rauschzustand vorbei war.
Nach dem z weiten Toten wurden die Leute vom Morddezernat hinzugezogen, um den Drogenfahndern bei der pe r sonalintensiven Überwachung des ›Hote l s‹ und seiner Besitzer, deren Verhaftung un m ittelbar bevorstand, zu helfen.
» Das Verrückte dabei ist«, fuhr der j u nge Leutnant fort, » daß es nicht noch m ehr Tote g egeben hat. Sie strecken das Heroin m i t Kalk, das sie von den Wänden dieser verdreckten Absteige kratzen . «
Der Wachtmeister m u r melte etwas Passendes, während er sich überlegte, wie er die Sprache auf den Holländer bringen so l lte, wenn der L eutnant nicht von selbst darauf ka m . Schließlich deutete er nur auf den hel l braunen Ordner, der zwischen ihnen auf dem Schreibtisch lag.
» Ah, der Holländer, stim m t ' s? Sie haben sich extra herbe m üht ? «
»War
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