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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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gehst du überhaupt ? «
    » Mit m einem Bruder . «
    Ginos Lächeln, das beim Auftauchen des Wachtmeisters einem besorgten Ausdruck Pla t z ge m a cht h atte, zeigte sich wieder. Die Som m erferien standen vor der Tür, und wenn an diesem Wochenende Ginos Urlaub begann, würden ›die Jungs aus Pordenone‹ zusam m en die lange He im reise in Richtung Norden antreten.
    »Wir wollen einen Einkaufsbu mm el m achen, ein paar Mitbringsel besorgen…«
    Der Wacht m eister verkniff sich die Frage, warum Gino an seinem frei e n Tag in Uniform herumlief, denn er wußte genau, daß es die einzigen anständigen, neuen Sachen waren, die er je besessen ha t te. Überhaupt waren seine Unifor m en sein ganzer Stolz, wesha l b es um so erstaunlicher war, daß er sich nie in ih n en zurechtzufinden schien. Ob Winterserge oder Som m erkhaki, Einsatzanzug oder litzenbesetzte Unifor m , nie saßen sie richtig, als wollten sie sich seinen hartnäckigen Bemühu n gen widersetzen, sie m it Würde zu tragen. So gut wie heute hatte er es noch nie geschafft, aber gegen Mittag würde er aussehen, als stünde er seit einer Woche im Ka m pfeinsatz.
    Die anderen beiden polterten die T r eppe hinunter. Sie würd e n routinemäßig die Waffenkam m er inspizieren, die hinter dem Büro des Wachtmeisters lag.
    »Willst du n i cht los ? «
    » Doch, Herr Wachtmeister, aber vorher will ich noch auf die Piazza, Zigaretten holen – wir brauchen auch noch Brot und Mineralwasser, wenn Sie also etwas benötigen…«
    » I m m er für andere Leute den Laufburschen m achen! Es ist de i n freier Tag heute ! «
    » Aber ich mach ' s gern. Echt ! «
    Es war wirk l ich so, daß ihm noch die kleinsten Arbeiten Spaß m achten, be s onders wenn er für andere etwas tun konnte.
    » Na schön, aber ich brauche nichts – nein, warte: bring mir bitte eine Schachtel Streichhölzer m i t. Ich hab heute m orgen beim Kaffeekochen die letzte Schachtel angebrochen.«
    Gino nahm einen Tausend-Lire-Schein und salutierte ernst. Der Wachtmeister erwiderte seinen Gruß und ging, kopfschüttelnd und lächelnd, hinter ihm die Treppe hinunter.
    Der Bericht über den Holländer lag noch auf dem Schreibtisch, wo er ihn nachts liegengelassen hatte. Er blieb davor stehen, allein in seinem Büro, und seine Wurstfinger lagen leicht auf dem hellbraunen Ordner. Die Episode erschien ihm s o weit entfernt, daß er am liebsten in die Wohnung gegangen wäre, um die toten Bilder wieder zum Leben zu bringen. Es war nicht Neugier, und er war auch keineswegs verpflichtet, die Sache ohne Befehl eines Vorgesetzten weiterzuverfolgen.
    Vielleicht kam es i h m unrecht vor, daß der Mann so plötzlich vergessen wurde, daß sein qualvoller und langwieriger Tod unter der Rubrik Selbst m ord ad acta gel e gt werden sollte. Hatte m an seiner Frau überhaupt Bescheid gesag t ? War irgend jemand b ei Signora Giusti gewesen, um weitere Infor m atio n en über ihn zu erhalten? D i e Finger auf dem Ordner begannen ungeduldig zu trom m eln. Nach einer Weile setzte er sich an den Tisch, schr i eb das Datum in das Diens t journal und griff dann zur Post, die m an tags zuvor für ihn hatte liegen lassen und die er nur flüchtig durchgesehen hatte, bevor er m it dem Bericht b egonnen ha t te. Alles Rundschreiben… Auf dem Fahndungsblatt zwei neue Na m en von Terroristen, die in Rom ve r m utet wurden. Drei Na m en waren gestrichen worden. Der Wachtm e ister holte aus d er Brusttasche eine Kopie der alten Liste, steckte die neue hinein und befestigte eine zweite Kopie am Schwarzen Brett. Das Telefon hatte nicht geklingelt. Wenn sie auf der Selbst m ordversion beharrten…, aber das konnten sie einfach nicht, jedenfalls solange der Obduk t ionsbericht nicht vorlag…, und selbst dann gäbe es noch For m alitäten. W ü rde seine Frau kom m en, u m d ie Leic h e zu identifizieren? Er fragte sich, was wohl aus Signora Giustis Schlüsseln geworden war.
    Als um neun Uhr das Telefon immer noch nicht g eklingelt hatte, starrte er einen Mo m ent ausdruckslos auf den Monitor, m it d e m m an den Platz vor der Po l izeistation überwachen konnte, und sah einen Gärtner, der einem Trupp Tour i sten den Weg zum Boboli- Garten wies. Dann stand er auf und schickte sich an, zu gehen.
    » Übernimm du hier « , sa g te er zu Lorenzini. » Ich m ache m ei n e Hotelrunde.«
    Er griff nach dem Ordner und sah auf seine Uhr.
    »Ich bin ge g en elf in der Zentrale, u m das hier abzugeben, wenn irgend etwas ist … «
    » Jawohl, Herr

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