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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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wegfuhren.«
    »Ich glaube, sie haben auch nichts gefunden – aber sie könnte unter den Glasscherben sein, die sie im Bad e zimmer eingesammelt haben . «
    »Tja, wenn m an erst ei n m al weiß, welche Tabletten es waren… Aber wissen Sie, die technische Todesursache wird wahrscheinlich Herzversagen sein, g l auben Sie n i ch t ? Und so l lte sich herauss t ellen, daß er herzkrank war, dann wäre es für seine Fa m ilie bestimmt leichter, ob er die Tabletten nun absichtlich genommen hat oder nicht… Er hatte doch Fa m ilie ? «
    »Er hinterlä ß t eine Frau, die kurz vor der Entbindung steht. Und eine Schwieger m utter . «
    »Eine werdende Mutter? Die Är m ste!«
    »Entsetzliche Tragödie « , be m erkte d er junge Graf sanft, mit dem leichten Lispeln, das für seine Schicht charakteristisch war.
    » Das Problem ist nur, unsere Hausangestellten sind alle auf d e m Land, daher weiß ich gar nicht, was ich Ihnen anbieten kann… Will m al sehen… Hi mm e l, nicht m a l e inen Kaffee.«
    Der Wachtmeister war er l eichtert.
    »Ein Schlückchen Vinsanto, jawoh l …«
    » Nein, wirklich nicht … «
    Doch der Graf war schon aufgesprungen und lief wohl in eines der Eßzimmer.
    Der Wacht m eister stö h nte. Er hatte ein weiteres Mal Kaffee getrunken, seinen dritten, dazu eine große Portion Eis gegessen, die i h m v o n dem zweiten Bruder, den er besucht hatte, aufgezwungen worden war; denn i h m gehörte eine Bar, in der eigenes Eis hergestellt wurde, und es wäre als Beleidigung aufgefaßt worden, wenn er nicht wenigstens probiert hätte.
    Er saß, die Unifor mm ütze in den Händen, auf dem Rand eines staubigen, harten Stuhls, u m geben von einer Un m enge in weiße Tücher gehüllter Möbelstücke, wie ein Schiffbrüchiger auf einer Eisscholle. Durch das riesengroße Fenster bot sich i h m ein ungewöhnlicher Blick auf die Stadt. Sie lag dort unten wie ein geräuschloser Trau m teppich in war m en Terrakottatönen, aus dem einzelne Gebilde aus blauem und weißem Ma r m o r e m porragten, in deren goldenen Verz i erungen sich die niedrigstehende Sonne spiegelte. Das Olivgrün des Arno nahm im Abendlicht einen goldenen Schim m er an. Nur wenige Stunden zuvor hatte der Wachtm e ister von den L ebens m üden gesprochen, die aus eben diesem Fluß gezogen wurden, der jetzt glatt wie Öl dalag; und die ganze Woche über waren Leserbriefe m i t Anregungen erschienen, wie m an der wachsenden Rattenplage Herr werden könnte… Der Ausblick wurde seitlich begrenzt von langen, ausladenden Vorhängen aus blaßblauer Seide. Bei näherem Hinsehen be m erkte der Wachtmeister, daß die dunklen, waagerecht verlaufenden Streifen, die er zunächst für ein Muster gehalten hatte, in Wahrheit eine Abnutzungserscheinung des alten Stoffes waren.
    »Wunderschön, nicht ? «
    Der Graf war m it e in e m Silbertab l ett zurückgekehrt, auf dem eine Flasche und zwei eingestaubte Gläser standen. Er sah sich u m , wußte nicht, welche der wie gespenstisch wirkenden For m en ihm als Tisch dienen könnte, und s t ellte das Tablett schließlich auf der breiten Holzstufe ab, die unterhalb des Fens t ers verlief.
    »Wir haben hier einen der schönsten Ausblicke in ganz Florenz. Ich finde es auf dem La n d zwar sehr schön, aber i ch würde den ganzen So mm er hierbleiben, wenn m ein Vater nicht darauf bestehen würde, daß w i r alle u m ziehen… Sie haben großes Glück, daß Sie m ich angetroffen haben, wissen Sie, denn ich bin nur geko m men, ein paar Bücher zu holen. Ich lese viel auf dem Land. Hier, probieren S i e m a l. Er stammt aus unserem eigenen Anbau; wir produzieren aber so wenig, daß wir nichts verkaufen…«
    » Ausgezeic h net « , m u r melte der W a chtm e ister, nippte etwas m i ß m utig an dem staubigen Glasrand, wußte aber die Trockenheit dieses Dessertweins, der sonst m eist von einer klebrigen Süße war, durchaus zu schätzen. Er fragte sich, wo er das Glas abstellen sollte, und beschloß am Ende, es in der Hand zu halten und die Unifor mm ütze auf die Knie zu le g en. » Wie gesagt, ich bin im Grunde nicht dienstlich hier. Ich m öchte mir einfach selbst Klarheit darüber verschaffen, was eigentlich passiert ist … «
    Er schwitzte ein wenig, und m it der freien Hand suchte er in der Hosentasche sein Taschentuch. Er hatte kein Recht, hier zu sein, und wenn er diesen jungen Mann, der sich ihm gegenüber so höflich verhielt, verärgerte, und sei es noch so unbeabsichtigt, dann bedurf t e es nur eines kurzen

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