Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
hergekom m en. Seine Frau konnte uns da nicht weiterhelfen, weil er nach dem Streit den Koffer selbst gepackt hatte. Ich muß schon sagen, Ihre Frau-in-der-Wohnung-Theorie wird dadurch nicht plausibler… Falls aber eine Frau in der Wohnung war, dann kann es ganz einfach e i ne Prostituierte gewesen se i n, wenn m an bedenkt, daß er allein in der Stadt war…«
    »Ich werd m ich u m hö r e n « , m einte der Wachtmeister und sah dem Leutna n t seelenruhig ins Gesicht.
    Was würde er wohl sagen? Eine Ausweitung der Er m ittlungen konnte einzig der Staatsanwalt anordnen. Der Wacht m eister hätte sich sehr gewünscht, daß dieser Offizier nicht so jung, nicht so unerfahren war. In Fällen wie diesem war es immer besser, wenn nicht so viel gesagt werden m ußte. Obgleich ein Offizier die Richtung von Er m ittlun g en nicht verändern durfte, so konnte er doch, wenn im Ra h m en seiner normalen dienstl i chen Tätig k eit irgendwelche Hinweise ans Tageslicht k a m e n , entsprechend eingreifen.
    Der Leutnant grübelte noch immer. Vielleicht brauchte er ein wenig Hilfe.
    » Natürlich sind uns die Hände gebunden«, sagte der Wachtmeister und erhob sich, » solange der Staatsanwalt nicht anordnet, daß wir der Sache nachgehen sollen, aber ich werde auf m einen Rundgängen die Augen offenhalten und Ihnen berichten, wenn m ir irgend etwas In t eressantes unterkommt … «
    » Ja, sehr gut.«
    Der junge Offizier war spürbar erleichtert. Aber es war besser so, dachte der Wachtmeister bei sich, als er salutierte und das Zimmer verließ, weil er im Mo m e n t vielleicht übe r zeugt ist, doch schon bei dem leisesten Einwand des Staatsanwalts wäre seine Sicherheit zusammengebrochen. Es wäre töricht von ihm gewesen, s i ch ohne konkrete Beweise derart festzulegen, und bislang gab es nicht die Spur eines Beweises, nicht einmal einen Zeugen… geschweige denn einen Verdächtigen!
    » Ob m e ine T heorie wohl stimm t «, m u r m el t e er, während er, wie üblich, mehrmals seine Autotür zuschlug, deren Schloß nicht richtig funktionierte, » daß Männer s i ch nicht m it Schlaftabletten das Leben neh m en. Wer weiß das schon…«
    » Gestern so gegen zwei Uhr nachmittags. Genauer kann ich es leider nicht sagen . «
    Der langgestreckte Raum m it d u nklen Fliesen ausgelegt, klösterlich weißen Wänden und grauweißen Gewölbe war abgedunkelt und erfrischend kühl. Der Wachtmeister freute sich, seine Uniform m ütze und die Sonnenbrille ablegen zu können.
    » Schon gut. Im Dienstbuch wird die genaue Zeit stehen sowie Na m e und Anschrift – entschuldigen Sie mich einen Augenblick…«
    Eines der s i eben Telefone auf dem Pult klingelte. Der Helfer, ein ernster Mann m itt l eren Alters im Cut u nd m it we i ßer Krawatte, gr i ff zum Hörer und sprach ruhig hinein: » Und die Adress e ? … Ja, sofort, m achen Sie sich keine Sorgen. Bleiben Sie bei ihr und beruhigen Sie sie…«
    Er drückte auf die Alar m glocke u nd stieg von der Ra m p e herunter, auf der sein glasverkleidetes Pult stand.
    Zwei Schritte weiter weg stand ein l anger Mahagonitisch, auf de m , unter einer gußeisernen Lampe, ein dickes Journal lag. In dem Mo m e n t, als der Mann im Cut bei dem Journal angekommen war, waren auch zwei Dutzend Brüder erschienen und warteten schweigend. Der Mann las vier Na m e n vor und gab dem Ältesten von ihnen dann den Einsatzzettel. Die vier zogen sich die Kapuzen über den Kopf und eilten zum Krankenwagen hinaus, dessen Fahrer beim Ertönen der Glocke schon den Motor angelassen hatte. Während die Sirene aufheulte und sich rasch entfernte, zogen sich die übrigen Brüder in i hre dämmrigen Winkel zurück, um sich ihrer Zeitungslektüre zuzuwenden oder ihre Unterhaltung fortzusetzen. Das einzige Geräusch war das Rascheln ihrer Kutten. Die ganze Aktion hatte nicht ei n m al eine Minute gedauert.
    Der Wachtmeister, der jahrelang die Misericordia gerufen hat t e, ohne sich Gedanken über die Brüder zu m achen, war beeindruckt.
    » Sehr effizi e nt « , m u r m elte er.
    »Wir üben s chließlic h « , erinnerte ihn der Mann im Cut m it d er Andeutung eines selbstzufriedenen Lächelns, » seit gut siebenhundert Jahren. Also… gegen zwei, haben Sie gesagt… hier, bitte ! «
    Er nahm den Zettel heraus und blätterte eine Seite zurück, fuhr m i t dem Fi n ger die Unterschriften entlang.
    » Hoffentlich ist das nicht gegen die Vorschriften…«
    Der Wachtmeister spi e lte unablässig m i t seiner Mütze. » I c h selbst

Weitere Kostenlose Bücher