Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
Tag hatte er dienstfrei, verglich er die blauen Melderegister von Hotels und Pensionen in seinem Bezirk m i t einer Na m enliste gesuchter Terroristen, d i e DIGOS, der Staatsschutz, an sä m tli c he Polizisten verteilt hatte. Zu dieser Überprüfung war der Wachtm e ister nicht verpflichtet, und er wußte sehr wohl, daß terroristische Operationen von Privatwohnungen aus durchgeführt wurden, aber er tat es trotzdem. Mitunter kam auch etwas dabei heraus; wenn es nä m lich nur um ein Treffen ging oder um eine längere Reise, dann benutzten sie Hotels, und wenn sie die in seinem Revier benutzten, dann wollte der Wacht m e ister als erster davon erfahren. Das war keine private Vendetta, er hatte seine persönlichen Gründe.
    Der Terrorismus war in seinen Augen ein Mittelschichtphänomen, das zu verstehen er sich für nicht kompetent genug hielt. Er verstand Menschen, die sich einfach über Wasser halten wo l lten und deswegen zu Diebstahl und Prostitution griffen, und all jene, die aufgaben und auf der Via Tornabuoni bettelten. Auch die Jugendlichen, die aufgaben, noch ehe sie überhaupt angefangen hatten. Als er, unterwegs zum letzten Hotel vor der Mittagspause, die Piazza Santo Spirito überquerte, sah er zwei von ihnen auf einer Bank im Halbschatten der Bäu m e. Der Junge schien zu sch l afen, während das Mädchen teilna h m slos zusah, wie eine dunkle Blutspur ihren Unterarm entlangsickerte. Eine dreckige Spritze, ein Teel ö ffel und eine ausgedrückte halbe Zitrone lagen auf der Erde neben der Bank.
    »Tag, Chef ! «
    Der Besitzer der Pensione Giulia stand in He m dsär m eln unten im Hauseingang und sah zu, wie der Wachtmeister sich einen Weg durch die Abfälle und die pickenden Tauben rings um die Marktstände bahnte, die auf der einen Seite aufgebaut waren.
    » Seit gestern niemand Neues « , fügte er m unter hinzu.
    »Ich k o mme trotzd e m m i t hinau f « , sagte der Wachtm e ister höflich. Daß seine kleinen Besuche nicht beliebt waren, ließ ihn ziemlich kal t . Die Pension lag im drit t en Stockwerk.
    » Der h ier … «, der dicke Finger des Wachtm e isters zeigte auf die letzte Eintragung im Gästebuch, » … s tand gestern aber noch n i cht da . «
    » Gestern, nein… Es ist eine Person, die schon mal hier war… vor einem M onat etwa… Ist dann auf Rundreise gegangen und hat m ich gebet e n, dasselbe Zimmer freizuhalten… Also, Sie werden Ihre Zeit doch nicht m it je m and ver p le m pern, den Sie schon vor einem Monat überprüft haben… ? «
    » Vor einem Mona t ? «
    » Vielleic h t irre ich m ich…, oder es war an einem Donnerstag, natürlich, wo Sie…«
    »Ein Donnerstag ? «
    »Ich m üßte m al nachsc h auen…«
    »Tun Sie das ! «
    Nervös blätterte der Besitzer im Gästebuch, als hinter ihm ei n e Tür aufging und ein kleiner Mann in zerknittertem b lauen Leinenanzug schwungvo l l hereinkam. Als er den Besucher sah, blieb er wie angewurzelt stehen, schlenderte dann aber, die Hände in den Hosentaschen, weiter.
    » Suchen Sie jemand, Wachtmeister ? « r ief er fröhlich.
    Der Wachtmeister betrachtete ihn kurz und m einte dann: » Sie ! « Der kleine Mann fuhr wü t end den Bes i tzer an.
    » Du Idiot! Du hast gesagt, du läßt ihn nicht rein ! «
    » Und du hast versprochen, du bleibst auf deinem Zimmer! Selber Idiot!«
    Der kleine Mann wandte sich an den Wachtmeister, der beide m i t ausdruckslosen Glupschaugen beobachtete, während er m i t der Zentrale Borgo Ognissanti telefonierte und einen Wagen anforderte.
    » Nur noch sechs Monate m ußte ich absitzen, wußten Sie da s ? Sechs Mona t e! Ich hätte genausogut drinbleiben sollen … «
    Der Wachtmeister schwieg.
    Als der Wagen eintraf und drei Carabinieri die Treppe heraufgestürmt ka m en, sagte er: » Keine Panik, Jungs. Der Kerl ist ganz har m los . «
    Sie sahen den Wachtmei s ter an und dann den kleinen Mann.
    » Und wer ist das ? «
    » Keine Ahnung. Er sagt, er m uß noch sechs Monate absitzen, und er scheint sich auch nicht ins Gästebuch eingetragen zu haben.«
    » Also los, kom m en Sie ! «
    Der kleine Mann wehr t e sich und schi m pfte laut, als sie versuchten, i hn abzuführen.
    »Was ist denn los m it dir, verdammt? Vorwärts!«
    »Er ist sauer«, sagte der Wachtm e ister, » daß er mir etwas gesagt hat. Ansche i nend dachte er, ich wüßte, wer er ist.«
    » Alles Egoiste n « , be m e r kte einer der jungen Beamten, als es ihnen schließlich gelang, den Mann h i nauszuführen.
    »Tja«, seufzte der Wacht m

Weitere Kostenlose Bücher