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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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sich weit vor, » Sie dürfen nicht vergessen, daß Sie in gewisser Hinsicht eine recht ungewöhnliche Person sind…«
    Sie hörte auf zu weinen und begann, i hm zuzuhören.
    »In Florenz gibt es noch m ehr Menschen Ihres Alters, aber ich bezweifle, daß irgendeiner sich so gut gehalten hat wie Sie, noch immer wach und interessiert an den Dingen des Lebens – Sie wissen, was i ch m eine.«
    » H m«, sagte die Signora und schniefte. »Florentiner ! «
    » I m Som m er herrscht überall Persona lm angel … «
    Er ging behutsam vor. » U nd es gibt auch nicht so viele Plätze in den… Erholungsheimen auf dem Land. Man m uß sich also genau überlegen, wem m an d i ese Plätze a nbieten will, man m uß sich Leute aussuchen, die in der Lage sind, dieses Angebot auch zu nutzen…«
    » Sehr gut. Sehr schön for m uliert. Und wer bestimmt, wo Sie Ihre Ferien verbringen ? «
    »Ich … «
    » Und ich bestimme, wo ich m eine verbringe! Jedenfalls nicht in so einem Haus, das schwör ich Ihnen…«
    » Aber woher wollen Sie wissen, solange Sie noch nie dort gewesen sind, wie…«
    »Ich bin schon m al dort gewesen.«
    » Ach. Wann denn ? «
    »Weiß nicht m ehr. Aber ein Haus, das von einer solchen Frau geführt wird, betrete ich nicht . «
    »Welche Frau ? «
    » D i e Haus m utter . «
    Sie beugte s i ch vor und erklärte vertraulich: » Kom m t aus dem Süden. Sie verstehen. Die sind anders als wir.«
    »Wir sind alle Italiene r « , m urmelte d er Wachtmeister, der a u s Sizilien ka m .
    »Wir ja. Aber nicht d i e aus dem Süden. Sind teilweise ja praktisch Neger. Oder jedenfalls Araber. Sie arbeiten nicht u nd leben wie die Tiere. Wo wollen Sie hin ? «
    Der Wachtmeister war aufgestanden.
    »Wenn Sie überlegen, wo Sie das hinstellen sollen – ich hoffe, es ist Obst, das ist das einzige, was ich ohne Z ähne gut essen kann, das und Kuchen –, aber Sie würden staunen, wenn Sie wüßten, wie viele Leute m i t leeren Händen zu m ir ko mm en. Oder sie bringen hartes Zeug m i t, das ich un m öglich k auen kann. Das sieht ja nach Obst aus.«
    » Pfirsiche.«
    Der Wachtmeister fügte sich in sein Schicksal. Es stimmte, er hatte nicht daran gedacht, ihr etwas m itzubringen, hatte fast vergessen, überhaupt zu kom m en.
    »Legen Sie sie in den Kühlschrank. Sie haben zu viel m i tgebracht, sie verderben nur, bevor ich sie aufessen kann. Dort drüben, hinter dem Vorhang!«
    Sie war wirklich un m öglich.
    Er öffnete den wackeligen Kühlschrank, dem eine Reinigung gutgetan hätte. Im m ittle r en Fach stand ein Teller m i t einem Rest gekochtem Spinat. In der Tür stand eine Tüte H-Milch. Sonst nichts. Er legte die Pfirsiche ganz unten in das Ge m üsefach.
    » Nicht dort!«
    Sie stand, auf den Stuhl gestützt, hinter ihm. » So weit kann ich m ich nicht hinunterbeugen . «
    Er legte die Pfirsiche weiter oben hin. Neben dem Kühlschrank stand ein alter Gasherd, darauf ein schäbiger Topf m i t dem Rest des Milchkaffees, den die Altenpflegerin m orgens zubereitete.
    » S ie macht ihn«, erklärte Signora Giusti, »und ich wärme ihn mir nach dem Essen auf. Aber heute habe ich die Streichhölzer fallen lassen. Kalt wollte ich ihn nicht trinken. Ob Sie wohl… ? «
    Die Streichhölzer lagen zwischen Kühlschrank und Herd. Der Wachtmeister hob die Schachtel auf und zündete das Gas an. Sie beobachtete ihn wortlos, vielleicht s ogar besorgt, sie könnte zu weit gegangen sein, denn er sagte nichts.
    » Nicht zu war m … «
    Sie saß in ihrem Sessel, und er gab i hr den war m en Kaffee in einem Plastikbecher. Sie m achte ei n e be m itleid e nswerte Figur, sobald sie ihre barsche Art sein ließ.
    »Tja, Signora, ich m uß jetzt gehen . «
    »Einen Moment … «
    Sie stemmte sich hoch und griff nach ihrem Laufstuhl. » Ich m u ß Ihnen etwas zeigen . «
    Sie tappte den Flur hinunter ins Schlafzimme r ; der Wachtm e ister kam folgsam hinterher.
    In dem großen, abgedunkelten Raum stand nur ein hohes Holzbett, zu dem früher zweifellos ein zweites gehört hatte, und eine Ko mm o de aus billigem Preßspanholz. Über dem Kopfende des Bettes hob ein staubbedeckter, hölzerner Engel einen dicken Finger an d i e Lippen, als fordere er Ruhe. Das zweite Bett m i t seinem Engel, der Kleiderschrank und der Toilettentisch waren offensichtlich verkauft worden, höchstwahrscheinlich auch die Teppiche, denn vor dem Bett lag eine billige Stroh m a t te.
    Signora Giusti schob eine m ühsam suchende Hand unter die Matratze.
    » Helfen Sie m ir

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