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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Trauergemei n de nahm Platz; wegen des Geflüsters hinter ihnen drehten sich ein paar Leute u m , darunter auch Signora Goossens, die beim Anblick des Wachtmeisters, dieser vertrauten Gestalt, sichtlich zusam m engezuckt war. Hatte sie geglaubt, sie wäre ihn losgeworden, nachdem sie in der Zentrale die trauernde Angehörige gespielt hatte? Eine Person in der ersten Reihe blieb länger stehen als die anderen: eine schwarzgekleidete, überaus elegante Frau m it rötlichblond gefärbter Dauerwelle. Das m ußte die Schwiegermutter des Holländers sein, die, als Protestantin in einer katholischen Kirche verunsichert, immer erst verstohlene Blicke zur Seite warf und sich dann kurz nach den anderen erhob und hinkn i ete.
    Der Wachtmeister sah rasch auf seine Uhr.
    »Laufen Sie bitte wieder zurück, ich m e ine, z u m Standesa mt . Sie könnten es gerade noch schaffen, bevor dort zugemacht wird. Sie m üssen aber rennen, es ist schon viertel vor zwölf. Anschließend gehen Sie direkt zum Pitti, ich rufe Sie dort an.«
    Lorenzini schlich sich auf Zehenspitzen hinaus, ohne dies m al irgend etwas u m zustoßen, aber die große Eingangstür warf er derart kräftig zu, daß es durch die ganze Kirche hallte.
    Es ist kri m inell, da c hte der Wachtm e ister, als er seine Sonnenbrille aufsetzte und die Trauerge m einde in die überwältigende Mittagshitze hinaust r at, bei so einem Wet t er je m anden zu bitten, irgendwohin zu laufen, aber ein Taxi hätte wegen der vielen Staus und der Einbahnstraßen noch länger gebraucht, und das Standesamt hatte nur vor m ittags geöffnet, und m orgen würde es schon zu spät sein.
    Die Abfahrt der Autos verzögerte sich etwas. Signor Beppe hatte Wagen bestellt, einen für die Fa m i lie, einen zweiten für sich und seine Mitarbeiter. Die anderen Goldsch m iede und Juweliere, die er ei n geladen hatte, waren m i t eigenen Fahrzeugen gekommen. Signora Gooss e ns und die holländische Schwiegermutter waren allerdings einander noch nie begegnet, so daß Signor Beppe taktvoll vermitteln m ußte, u m beide dazu zu bringen, zusammen im selben Wagen wegzufahren. Sie nahmen auf dem Rücksitz Platz, stumm und weit voneinander entfernt. Dem Wachtmeister fiel auf, daß sie sehr ähnlich aussahen, wenngleich die Engländerin viel kleiner war.
    » Das dürfte also die holländische Schwiegermutter sei n « , sagte hinter ihm e i ne leise Stimme.
    Er drehte sich u m . Es war der blinde Blu m enverkäufer, der sein Gesicht in d i e Höhe streckte und lauschte.
    »Ich werde natürlich nicht zum Friedhof m itk o m m en, aber ich dachte, die Totenmesse könnte ich m ir ruhig anhören. Hat sehr schön gesprochen, der Herr Pfarrer.«
    » S timmt«, s agte der Wachtm e ister, der sich viel zu sehr um Lorenzini gekümmert hatte, als daß er ein Wort der Predigt gehört hätte.
    » S ie hatten sicher andere Dinge im Kopf«, bemerkte der Blinde höflich. »Gibt's was Neues ? «
    » N e in… eigentlich nicht . «
    Der Fahrer des Leichenwagens ließ den Motor an.
    Der Wachtmeister fühlte sich plu m p und unauf m erksam durch die Worte des Blinden, doch jetzt s chien es, als wäre dessen Auf m erksamkeit gar nicht so groß, denn er sagte: »Ehrlich gesagt, ich hatte gehofft, Signora Goossens würde bei m ir vorbeischauen. Trotz dieses traurigen Anlasses wäre es nett gewesen, so wie früher ein bißchen mit ihr zu pl a udern. Aber es ist bestimmt eine lange Reise von England hierher, und vielleicht hat ihr niemand Bescheid gesagt…«
    »Wir haben ihr sehr wohl Bescheid gesagt ! «
    Der Wacht m eister öffnete seine Autotür. » Sie hat doch im ersten Wagen gesessen, zusa m men m it der Schwieger m utter. Vielleicht war sie nicht in der Stimmung für eine Plauderei . «
    » I m ersten Wagen? Richtig, vor der Schwiegermutter ist eine andere Frau eingestiegen…«
    Er wandte sein Gesicht den Limousinen zu, die sich jetzt in Bewegung setzten. » Aber Sie irren sich, Herr Wachtmeister. Das war sie nicht . «
    » Verdammte Pest!« fluc h te der Wachtmeister schweißüberströmt. Erfolglos knallte er m ehrere Male die Tür seines Autos zu. Der Blinde tappte langsam zwischen den Marktständen hindurch zu seinen Blumen. Endlich schloß die Tür, und der Wachtmeister fuhr dem Trauerzug hin t erher. Auf der anderen Seite des Arno holte er ihn ein. » Das ist doch ein abgekartetes Spiel! Sie tun alles, um m i ch zu verwirren. Irgend etwas m üssen sie verbergen. Die stecken doch alle unter einer Decke m it diesen Mistweibern! Und

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