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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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erbunden, das beruhigt sie.«
    »Was ist denn genau passier t ? « fragte der Wachtmeister.
    » Sie hat nachts eingenäßt«, antwortete die junge Frau mit einem verlegenen Blick auf den Leutnant. » Das kommt m anch m al vor. Sie wollte aufstehen und ist dabei hingefallen. Sie sollte in einem Heim sein, wo sie ständig versorgt werden kann, aber es kostet eine wahns i nnige Anstrengung, sie dazu zu bringen, im Som m er für einen Monat umzuziehen, und jetzt, da die Ferien vor der Tür stehen, ist unsere Abteilung auch unterbesetzt. Ich hatte gehofft, Sie könnten sie überreden… von Ihnen scheint sie ja eine Menge zu halten.«
    Ihre spitze Zunge ha t te also nicht nur die Fa m ilie d es Holländers, sondern auch den Wachtmeister verschont. Er spürte den Blick des Leutnants auf sich ruhen, als wollte er sagen ›Und diese Frau wollten Sie verdächtigen…‹ »Ich habe m ein Möglichstes geta n « , sagte er, » aber sie befürchtet, bestohlen zu werden.«
    Ihm fiel ein, daß die Al t enpflegerin selbst verdächtigt worden war, unter der Matratze gesucht zu haben – er hätte sich ohrfeigen können.
    Die junge Frau nahm das nasse Bettzeug und e i n N y lonnachthemd, das vom vi e len Waschen eine völlig undefinierbare Farbe angenom m en hatte.
    »Wenn es weiter nichts gibt… ich m öchte di e se Sachen zur Wäscherei bringen, solange sie schläft…«
    Der Wacht m eister schaute den Leutnant m i t erwartungsvoll unschuldiger Miene an, bis der sich einen Ruck gab und sagte: »Wenn ich bloß noch ein, zwei Fragen stellen dürfte … «
    Von der Piazza her läutete eine einzelne Glocke; der Wachtm e ister m ur m e lte d araufhin undeutlich: » Ich geh schon m al runter…«
    Er spürte m ehr als daß er sah, wie Lorenzini die Kirche be t rat, be m üht, lei s e aufzutreten, wenngleich es ihm gelang, einen Stapel Gesangbücher u m zuwerfen, als er sich in die Bank drückte. Er flüsterte: » Na, haben Sie sie beobachtet ? «
    » Ja, d ie ganze Zeit. Aber sie ist rausgegangen, und ich m ußte ein Taxi neh m en. Geht das in Ordnung ? «
    Sollte heißen, ob er das Geld zurückbekommen würde.
    » Ja sicher . «
    Der Wacht m eister fand sich da m it ab, daß er es aus eigener Tasche bezahlen würde.
    »Wohin ist sie denn gefahren ? «
    »Z u m Palaz z o Vecchio. Ich habe draußen eine Weile gewartet, es gibt ja nur einen öffen t lichen Eingang, aber dann beschloß i ch, hineinzugehen . «
    » Das war töricht. Sie hätten sie leicht verlieren können!«
    Schon wieder der Palazzo Vecchio. Dann m uß sie wirklich einen triftigen Grund gehabt haben… »Ich hab sie ja nicht verloren. Ich habe sie aus dem Standesamt kom m en sehen . «
    Was hatte sie dort gewollt? Den Tod des Stiefsohns hatte bestimmt schon das Gerichtsmedizinische Institut ge m eldet, und wenn nicht, dann Signor Beppe, der sich um die Beerdigungsformalitäten küm m erte… Vielleicht wollte sie eine Kopie der S t erbeurkunde haben. War sie deswegen auch gestern dort gewesen? Kein Wunder, daß sie so wütend gewesen war! Sie hatte ihn abschütteln wollen und sich dabei verspätet. Er erinnerte sich, daß die Büroangestellten g e rade das Gebäude verließen, a ls sie dort eintrafen. Merkwürdig. Sie muß doch gewußt haben, daß dort nur bis zwölf gearbeitet wurde… » Haben Sie herausgefunden, was sie dort wollte ? «
    Das Standesa m t war ein langgestreckter Rau m , in dem kafkaeske Menschenschlangen m ü de auf Co m puterausdrucke ihrer Personenstandsakte warteten, die sie für alle m öglic h en Zwecke benötigten, von Paßanträgen bis hin zu den alljährlic h en Schulanmel d ungen. I mm er wieder kam es zu gereizten Auseinandersetzungen unter den Wartenden oder an den Schaltern, wenn irgendein Pechvogel nach zwei Stunden Warten zu hören beka m , daß er n icht die richtigen Unterlagen dabeihatte, um das gewünschte Doku m ent zu erhalten. Der Wachtm e ister konnte sich Signora Goossens vorstellen, wie sie grimmig, sch m allippig und m it dieser trotzigen Miene in einer dieser Schlangen wartete. Wo m ögl i ch wollte sie gar keine Sterbeurkunde ihres Stiefsohns haben, genausogut konnte es eine Kopie ihrer Heiratsurkunde sein oder irgendein anderes Doku m ent, das sich auf ein Jahre zurückliegendes Ereignis bezog – etwa die S t erbeurkunde ihres Ehemannes?
    » Haben Sie gesehen, an welchem Schalter sie war ? «
    » Nein. Ich wollte bleiben und fragen, aber dann hätte ich sie aus den Augen verloren.«
    » Gut ge m acht ! «
    Die kleine

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