Tod eines Holländers
nicht dabei . «
» N i cht… ? «
Der Wachtmeister star r te ihn an und dann den Leutnant, der genauso verwirrt zu se i n schien w i e der Goldsch m ied und sich fragte, worauf das alles h i nauslaufen m ochte.
»Trotzdem«, sagte der Goldsch m ied, »ich wüßte n icht, m it wem sie sich gestritten haben könnte. Toni war ja in A m sterda m . «
»Wieso ? «
»Wieso? Na, er hat dort gearbeitet da m als. Hat seiner späteren Frau den Hof ge m acht. Und sowieso hat sie ihn nicht gebeten, zu kom m en, also… entschu l digen Sie bitte … «
Ein Leichenwagen fuhr draußen vor, und die Männer der Bestattungsfir m a stiegen aus.
»Ich m uß Sie einen Mo m ent allein lassen, der Sarg soll verschlossen und zur Kirche hinübergebracht werden. Hier entlan g « , sagte er zu den Männern. » Hier herein . «
Der Wachtmeister zog sein Taschentuch heraus und wischte sich da m it ü ber die Stirn. » Ich verstehe überhaupt nichts m eh r …«
» Mir ist nic h t ganz klar, worauf Sie hinauswollen…«
Der Leutnant in seiner m akellosen Uniform m achte einen kühlen Eindruck, während der Wacht m eister, mißgelaunt und erregt, schon ziemlich verschwitzt war, eine Katastrophe bei diesem Wetter. Ohne eine kalte Dusche würde er keine Chance haben, sich zu beruhigen.
»Ich versuche gerade herauszufinden, warum der Holländer nicht zur Beerdigung seines Vaters gekom m en ist. Wenn es Streit gab, dann hatte es ihn vielleicht schon vor dem Tod des alten Goossens gegeben. Ich m uß Ihnen auch sagen, Herr Leutnant, daß ich gestern abend auf der Personen l iste jemand vergessen habe. Das war dumm von m ir, und ich ka n n es m ir nur da m it erklä r en, daß ich den ganzen Tag nicht m e h r als ein belegtes Brötchen gegessen habe . «
» Verz e ihen Sie, ich hätte dafür sorgen sollen, daß Sie ein anständiges Abendessen bekom m en, aber dafür war eigentlich keine Zeit – wieso hatten Sie denn m ittags nichts gegessen ? «
»Ist was dazwischengekom m e n « , sagte der Wachtm e ister ungehalten – er hätte sich ohrfeigen können! So konnte es nicht weitergehen… vielleicht wäre es besser, alles auszupacken… aber wenn es sch l echt endete? Für den Leu t nant war es schließlich der erste Fall… »Wer war die Person, die Sie vergessen hatten ? «
» Die Schwester. Signora Goossens hat eine Schwester, die eine Weile hier bei ihr gewohnt hat und in jeder Hinsicht eine unangenehme Person ist, neidisch und hinterhältig. Zu m indest « , er korrigierte sich, » behauptet das Signora Giusti. Dennoch hat Signora Goossens ihr offenbar immer geholfen, und ich frage m ich, ob sie jetzt in England zusam m en wohnen und ob es die Schwester war, die Sonn t ag abend hier war.«
»Während der Holländer seine Stiefmutter erwartete ? «
»Richtig. Das würde nä m lich erklären, warum er so überrascht war. Und dann ko mm t Signora Goossens anspaziert, die Tugendhafte, um ihn zu ihrer großen Überraschung tot aufzufinden.«
» Aber weshalb? Keine dieser Überlegungen wird Eindruck auf den Staatsanwalt m a chen, glaube ich, nicht ei n m al als Theorie. Weshalb sol l te dieses furchtbare Paar den ar m en Kerl er m orden?«
»Ehrlich ge s agt, ich habe nicht die leiseste Vors t ellung, Herr Leutnant. Ich befürchte sogar, daß wir es nie herausfinden werden, se l bst wenn wir ein Jahr Zeit hätten, von ein paar Stunden also gar nicht erst zu reden. Wir haben es hier m it zwei intelligenten, gewitzten Menschen zu tun. Was für einen Einfluß m uß diese Goossens auf ihre U m gebung haben, daß alle sie in Schutz nehmen, trotz ihres Verschwindens, trotz ihres Aussehens! Fa m il i enstreit! Das ist das Schlimmste, was solchen Fa m il i en passieren kann – jeder deckt jeden, und selbst Verwandte haßt m an eher als daß m an einen Skandal riskiert . «
» Vielleic ht « , sagte der Leutnant, » sollten wir hinaufgehen und m i t Signora Giusti sprechen. Die Zeit wird knapp. Wir könnten zu m indest d en Na m en d er Schwester herausfinden, dann könnte m an feststellen, wann s i e in Florenz angeko m men und wo sie abgestiegen ist. Trotzdem, ich fürchte, es wird zu spät sein . «
»Wahrscheinlich ist es schon jetzt zu spät. Signora Goossens m ag zur Trauerfeier geblieben sein, doch die Schwester ist schon längst über alle Berge . «
Der Sarg wurde aus dem Zimmer gebracht. Um Platz zu m achen, stiegen sie ein paar Stufen höher. Als der Goldsch m ied und seine Angestellten den Sarg hinaus auf die Piazza trugen, die
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