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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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im grellen Sonnenschein lag, hielten die Passanten und die Markthändler inne, um sich zu bekreuzigen, und eine Gruppe junger Deutscher in kurzen Hosen bl i eb stehen und gaffte. Einer von ihnen fo t ografierte dieses Stück Lokalkolorit.
    Der Wachtmeister stieg hinter d e m L e utnant die T r eppe hinauf. Sie klingelten. Zuerst passierte nichts, doch als nach längerem Warten eine erschöpft w i rkende Pflegerin zu Tür kam und ihnen öffnete, hörten sie irgendwo im Hintergrund Signora Giusti weinen. Es war nicht jenes leise Schluchzen, das sie nach Belieben an- und abstellen konnte, sondern ein ganz anderes Geräusch, e i n rh y th m isches Wimmer n , das an ein Kind erinnerte, das sich verirrt hat oder zu lange allein gelassen wurde.
    » S ie ist ir g endwann in der Nacht aus dem Bett gefall en «, erklärte die Altenpflegerin. »Es geht ihr sehr schlecht, sie hat sich das Handgelenk verstaucht. Was wollen Sie ? «
    » Könnten wir wohl kurz m i t ihr sprechen ? « fragte der Leutnant m i t ein e m g e quälten Bli c k auf den Wachtm e ister, der ihn in diese Sache hineingezogen hatte.
    »Wenn Sie wollen. Vielleicht m untert es sie ein bißchen auf. Ich habe sie wieder ins Bett gepackt…«
    Sie führte sie ins Schlafzim m er.
    »Ich werde i hr etwas War m es zu trinken m achen, dann kann ich ihr ein Beruhigungs m ittel geben.«
    Die äußeren Fensterläden waren geschlossen, und das Sonnenlicht zeichnete ein Streifenmuster auf die weiße Tagesdecke und den nackten Fußboden.
    » Signora G i usti!« wisperte der Wachtmeister über sie gebeugt. Doch sie gab keine Antwort. Das unablässige, rhyth m ische Wimmern hörte nicht auf. Es klang eher nach einem ani m alischen als nach einem m enschlichen Geräusch. Ihre Stim m e war heiser, als hätte sie schon seit Stunden geweint. Eine zarte Hand m it einem Verband um den Knöchel schaute unter der Bettdecke hervor. Der Wachtmeister traute sich nicht, sie mit seiner Pranke zu berühren. Statt dessen flüsterte er wieder: » Signora Giusti, wir wollen Sie besuchen…«
    Dies m al hörte das Wim m ern kurz auf, und der Kopf bewegte sich leicht.
    »Wir wollen Sie besuche n « , wiederholte er, da er nicht wußte, was er sonst sagen sollte.
    »Ich glaube, wir sollten lieber gehen«, m u r m e l te der Leutnant bedrückt.
    Doch in diesem Mo m ent schien die a l te Frau sie zu be m erken, und aus dem unheimlichen Wimmern wurde ein m enschliches Schluchzen.
    »Ich bin aus dem Bett ge f alle n « , sagte sie weinend, »ich hab m ir weh getan. Schauen Sie nur, m eine Hand, schauen Sie nur…«
    »Ich wei ß « , sagte der Wachtm e ister leise, » aber jetzt ist a lles wieder gut.«
    » K o m m en Sie m ich besu c hen ? «
    » Ja, wir wollen Sie besuchen.«
    Sie erkundigte sich nicht ein m al, ob er ihr etwas m i tgebracht hatte.
    »Ich habe Ihnen Schokolade m i tgebracht«, sagte der Wachtm e ister, doch sie schluchzte immer weiter, fiel m anc h mal in das eige n artige Wimmern zurüc k , um dann wieder wie ein kleines Kind zu weinen.
    »Ich hab die ganze Nacht auf dem Fußboden liegen m üssen, die ganze Nacht… Und ich wußte nicht ein m a l, wie spät es war… E s war ja dunkel… Und ich dachte, ich würde sterben… ganz allein… auf dem Fußboden…«
    »Ist ja gut jetzt ! «
    »Ich will nicht auf dem Fußboden sterben.«
    »Werden Sie auch nicht. Sie werden nicht sterben. Die Signora bringt Ihnen jetzt was zu trinken, und dann werden Sie schön schlafen.«
    Die junge Frau kam he r ein und hob Signora G i ustis Kopf an, hielt eine Schale war m e Milch an ihre Lippen und gab ihr e i ne Tablette.
    » H a t sie eigentlich Schlaftabletten ? « fragte der Wachtm e ister leise.
    » Gott im Him m el, nein! Ich glaube, eine richtige Schlaftablette würde sie u m bringen; das da ist bloß ein leichtes Beruhigungs m i ttel . «
    Sie deckte s i e gut zu. Bald wurde das Schluchzen i m m er leiser.
    Dann war es still, die alte D a m e war eingeschlafen. D i e verbundene Hand schau t e noch immer unter der Bettdecke hervor. Das sch m ale Gesicht versank in den Kissen, und überhaupt wirkte sie viel zu klein für das hohe, altm o dische Bett. Der verstaubte Mahagoniengel über ihr schien die Anwesenden zu Ruhe anzuhalten, und auf Zehenspitzen schlichen sie hinaus auf den Korridor.
    »Wird es gehen ? « fragte der Leutnant. » Sollten wir nicht lieber einen Arzt holen ? «
    » Nein, nein«, sagte die junge Frau. » Es ist bl o ß eine kleine Schürfwunde an der Hand. Ich habe sie ihr v

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