Tod eines Holländers
drängte sich jetzt nach vorn, um einen Vorschlag zu m achen.
»Wenn es dringend ist, braucht es doch bestimmt nic h t ein Liegewagen zu sein!«
»Richtig ! « warf eine Frau ein. » B in auch schon m al ohne Liegewagenplatz gefahren, und es war gar nicht so schlimm. Zwar nur b i s Paris, aber trotzdem … «
» Nicht in diesem Zug ! «
Der Schalterbeamte bewegte den Zeigefinger hin und her.
» Ausschließlich Liegewagen. Sitzwagen gibt es n i cht. Es besteht zwar die Möglichkeit, daß jemand seinen Liegewagenplatz nicht einnimmt, a ber da kann ich nicht weiterhelfen. In diesem Fall m üssen Sie warten, bis der Zug da ist, und m it dem Zugführer sprechen… aber wenn Sie wollen, kann ich m al im A m sterdamer Wagen nachsehen, es gab noch ein paar Plätze, als ich das letzte Mal… was is t ? Sie brauchen keine Angst zu haben, ich verfrachte Sie doch nicht nach Holland! Sä m t liche Wagen gehen bis Thionville in Frankreich, dort können Sie in einen gewöhnlichen Sitzwagen u m steigen, wenn der Zug m o rgen früh neu zusam m eng e stellt wird . «
» Die Är m ste, schau nur, wie blaß sie ist…«
» Das Reisen wird jedes Jahr beschwer l icher … «
» S ie trägt Schwarz, bestimmt trauert sie … «
»Was ist los ? «
Ein anderer Bahnbeamter war hinter dem Schalter zu seinem Kollegen getreten. » Hier, jemand holt diesen Fahrschein um d r ei Uhr ab. Ich gehe jetzt. Was ist denn hier los ? «
» Diese Dame m öchte h eute abend m i t dem Holland-Expreß 19.41 Uhr fahren. Aber die Liegewagen nach Calais sind alle ausgebucht.«
»Ihre Fahrkarte ist doch d rei Monate gültig. Soll sie halt fahren, wenn es freie Plätze gibt ! «
»Ich weiß, aber m orgen abend ist auch nichts frei und…«
Er deutete auf die schwarze Kleidung der Frau und ihr blasses, fleckiges Gesicht, m it dem sie unter all d en som m erlich gekleideten Menschen m it gesunder brauner Hautfarbe auffiel.
» M o m ent mal . «
Der zweite Bea m te stürzte hinaus und kam kurz darauf m it einer Lösung wieder.
» Der Italien-Holland-Expreß um 13.27 Uhr – führt zwar auf der italienischen Strecke keine Liegewagen, aber einen Sitzplatz wird sie schon finden, und später werden Liegewagen angehängt. Sie m uß in Mailand u m steigen . «
» Aber der ist doch besti mm t schon weg!«
» No r m aler w eise ja, aber heute hat er siebzig Minuten Verspätung – er ist noch gar nicht angekommen…«
Der Wachtmeister m ußte die Frau e i ne Weile aus den Augen lassen, weil er telefonieren wollte – nicht daß es jetzt noch eine Rolle spielte. Nachdem er aufgelegt hatte, schob er sich langsam durch die Menge, an den Pal m en vorbei zu der T afel, auf der die Abfahrtzeiten, die Gleise und der Wagenstand der wichtigsten Züge verzeichnet waren.
» Dreizehn siebenundzwanzig… Gleis sieben… hoffentlich an diesem En d e… nein… Basel… A m sterda m … Gepäckwagen… Oberhausen… hier… Mailand, aber erste Klasse… zwe i te… sieben Wagen und wahrscheinlich ein halber Kilo m eter zu laufen…«
Noch im m er überlegte er nicht, ob er seine Zeit wo m öglich vergeudete.
Während er den Bahnsteig bis zum äußersten Ende hinunterstapfte, kam i h m der Gedanke, daß der Leutnant es sich offenbar anders überlegt hatte und inzwischen w i eder scharf auf die Verfolgung war. Das fand er m erkwürdig.
Er konnte nicht wissen, daß ein junger Reporter, der auf der Suche nach einer heißen Story in der Z entrale heru m lungerte, r ein zufällig d e n niederländischen Konsul aus dem Büro des Staatsanwalts hatte herausko mm en sehen. Mit ein we n ig Anstrengung war es ihm gelungen, d i e ganze Sache aufzudecken.
»Es ist alles da ! « hatte er dem z u ständigen Redakteur am Telefon aufgeregt erzählt. » F a m ilienst r eit, ein kostbares Erbstück, vertauschte Identitäten, ein zehn Jahre altes Rätsel wird enthüllt … «
Schon wurden die Schlagzeilen für den nächsten Tag vorbereitet: MYSTERIÖSER TOD EINES INTERNATIONAL E N DIAMANT E NHÄNDLERS! FAMI L IENG E HEIMNIS MIT INS GRAB G E NOMMEN!
Der Reporter war m it ein, zwei Kol l egen in großer Eile zum Friedhof hinausgefahren, zur Wohnung des Go l dsch m ieds und wieder zurück ins Präs i diu m , wo s i e den Staatsanwalt und den Leutnant zur Rede stellten. Der Staatsanwalt hatte dem Leutnant die Akte Goossens praktisch aus den Händen gerissen.
»Wir befassen uns ja schon seit ein paar Tagen m it diesem Fall … «
» Und haben Sie schon Verdachtsmomente ? «
» Sagen wir
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