Tod eines Holländers
Feind. Sie konnte nicht wissen, daß er nicht die Macht hatte, sie anzufassen, und zweifellos m alte sie sich aus, daß es in seinen Telefongesprächen um Fallen ging, die er in der ganzen S t adt aufstellte, um sie zu f a ngen. Hätte sie die Gespräche verfolgen können, sie wäre verdutzt gewesen.
» Gino? Ach, Sie sind ' s, Di Nuccio. Ist Lorenzini schon da ? «
» Ja, er ist ge r ade beim Mittagessen. So l l ich ihn rufen ? «
» Nicht nötig. Richten Sie i h m bloß aus, er soll sich zur Verfügung halten. Kann sein, daß ich ihn brauche. Wo ist Gino überhaup t ? «
»Er besorgt Mineralwasser.«
Es war sehr heiß. Die Straßen waren leer, als Gino die Via Mazzetta in Richtung Piazza Santo Spirito hinunterging, nachdem er in der Eckbar die leeren Flaschen abgegeben hatte. Die vollen Flaschen würde er auf dem Rückweg m itnehmen. Er hatte beschlossen, in der Pensione Giulia vorbeizuschauen, da m i t sich der Besitzer beruhigte, und wenn es dort tatsächlich ein Prob l em gab, würde er die Zentrale selbst anrufen. So, dachte er, wäre allen Beteiligten gedient. Das m it der 113 hatte der Wachtmei s ter nicht so ge m eint, er hatte es nur so gesagt, aus irgendeinem Grund war er wohl schlechter Laune gewesen. Ohnehin m ußte er wegen des Mineralwassers hinausgehen, da war es nur vernünftig, wie m an es auch betrachtet e … Der Besitzer stand ganz unruhig oben an der Tür.
» Sie lassen sich aber Zeit! Hier entlang, sie sind in Zimmer 10.«
» M o m ent«, sagte Gino, denn obwohl er sehr wenig vom Leben wußte, so hatte er v o m Wachtm e ister doch gelernt, vorsichtig zu sein. » Sagen Sie m ir erst, was los i st.«
Der Mann sah nervös zum Korridor, der zu den Gästezimme r n führte, und sagte m i t gedämpfter Stimme: »Zwei m erkwürdige Ker l e sind dort drin, deren Anblick m ir g ar nicht gefällt. Ich bin s i cher, daß m indestens e i ner von ihnen bewaffnet is t . Ich habe zufällig ein Halfter gesehen… Hören S i e, gestern am späten Abend kamen zwei junge Leute hier an, ha b en das Zimmer genomm e n. Waren m i t dem Zug aus Rom gekommen. Nette junge Leute, gut angezogen, gutaussehend… reichlich Geld in der Tasche… ich hab das gleich gesehen. Sie haben das Z i m m er für zwei Nächte genom m en. Heute vor m itt a g, nachdem sie hinausgegangen waren, tauchten n u n diese bei d en m erkwürdigen Kerle auf. Haben m ir einen Mordsschrecken eingejagt, kann ich Ihnen sagen…«
»War u m denn ? «
»War u m ? Na, allein schon ihr Auftreten. Sie erkundigten sich zuerst nach diesem jungen Pärchen, durchaus höflich, aber als ich ihnen erklärte, daß die beiden weggegangen seien, m ittags aber wieder zurück sein wo l lten, da sahen sie einander irgendwie ko m isch an und setzten sich dort in di e Ecke und b esprachen s i ch leise. Schließlich sagten sie, daß sie warten würden. Und zwar wollten sie unbedingt in dem Z i m m er warten, und da ich keinen Aufenthaltsraum hab e … na ja, ich wollte es ihnen nicht abschlagen. Sie waren mir nicht ganz geheuer, verstehen Sie. Ich habe dann sofort bei Ihnen angerufen, dam i t, f alls irgendwas passiert… S i e warten jetzt schon die g anze Zeit in dem Zimme r … Sie haben verlangt, ich sollte d e m Pärchen nichts sagen, es sollte eine Überraschung sein. Na ja, ich weiß aus Erfahrung, was die unter Überraschung vers t ehen…«
»Wirklich ? «
» Gewissermaßen . «
Der anständige Bürger r i chtete sich auf. » Was m a n so alles in der Zeitung liest … «
» Und was ist passiert, als die beiden zurückkamen, oder sind s i e gar nicht zurückgekommen ? «
Gino schrieb alles ordentlich in sein Notizbuch.
» N a ja, ich habe sie gewarnt. Ich will keine Scherereien in m einer Pension. Sie sind sofort weggegangen.«
»Wann war das ? «
Er rechnete nach. » Vor etwas über einer Stunde. Das war der Mo m ent, als ich wieder bei Ihnen anrief… Wenn die beiden dort herausko m men, werden sie m ich zur Schnecke m achen, stimm t 's ? «
» Dieses Pärchen – sind sie ohne i hr Gepäck weggegange n ? Haben sie irgendwelche Andeutungen ge m acht, wer diese beiden Männer sein könnten ? «
» Na ja, sie kom m en natü r lich zurück . «
Es klang jetzt ein wenig verunsichert. » Nicht m al b ezahlt haben sie. Ich habe sie von diesem Fenster aus beobachtet. Sie sind in ihr kleines Auto gestiegen und um die Ecke verschwunden.«
» Vor etwas über einer Stunde.«
Gino sah auf seine Uhr. »Wann sind sie heute m o r gen aus dem Haus
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