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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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heißt. Und dann kam die Sache mit Maureen …«
    »Warten Sie, bevor Sie fortfahren«, wurde sie von Brandt unterbrochen. »Haben Sie mit den betroffenen Mädchen gesprochen?«
    Anja Russler steckte sich eine weitere Zigarette an und erwiderte ganz ruhig: »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
    »Haben Sie denn wenigstens versucht herauszufinden, ob auch noch andere außer den achtzehn betroffen waren?«
    »Sagen Sie mir, wie ich das hätte anstellen sollen. Hätte ich alle Mädchen, die zu mir in die Sprechstunde kamen, fragen sollen, ob sie von diesen beiden Bastarden sexuell belästigt oder gar missbraucht wurden? Nein, wem auch immer etwas von Schirner und Teichmann angetan wurde, die Initiative hätte vom Opferausgehen müssen, wie bei mir damals … Wo war ich stehen geblieben? Ah ja, bei Maureen. Ich hatte bemerkt, dass mit ihr etwas nicht stimmte, und habe gebohrt, weil ich eben diesen furchtbaren Verdacht hatte, aber sie wollte mir nicht sagen, was mit ihr war. Und dann hat sie sich das Leben genommen. Ich habe danach mit Kerstin und Silvia gesprochen, weil sie ja die besten Freundinnen von Maureen waren, aber auch die waren stumm wie Fische. Also blieb mir nur noch der Versuch, über Teichmann die Wahrheit herauszukriegen. Du meine Güte, der hat einen Traum von einer Frau zu Hause, aber das hat ihm nicht gereicht, der war süchtig nach Abwechslung. Sein Pech war nur, dass er gerne mal einen über den Durst getrunken hat, und einmal war er so gut drauf, dass ich ihn wie beiläufig gefragt habe, warum die Noten von Kerstin und Silvia so gut sind. Er hat gelacht und gemeint, es gäbe schon Mittel und Wege, wie man so was deichselt. Sie müssten nur nett sein, und dann würde das mit den Noten auch klappen. Das war für mich der endgültige Beweis, dass das Mädchen nicht gelogen hatte, aber auch der Beweis, dass Maureen sich genau deshalb umgebracht hat.« Sie drückte ihre Zigarette aus und zündete sich gleich eine neue an und trank den Whiskey.
    »Und warum haben Sie diesmal nicht die Polizei eingeschaltet?«
    Anja Russler lachte höhnisch auf. »Was hätte ich denn sagen sollen? Hallo, da sind zwei angesehene Lehrer an einem noch angeseheneren Gymnasium in Langen, die ihre gottverdammten Schwänze in Schülerinnen stecken und ihnen dafür gute Noten geben. Einer davon ist der stellvertretende Direktor und Vertrauenslehrer, und er ist ein Ethiker, wie er im Buche steht. Ethik und Moral wird bei ihm besonders groß geschrieben, müsst ihr wissen. Hätte ich das sagen sollen? Mein Gott, ich hatte doch keine Beweise! Und wer sich an unserer Schule auskennt, weiß, dass man gegen Schirner und Teichmann nie eine Chance gehabt hätte. Die beiden waren so ausgekocht, so verdammt ausgekocht,und sie hatten eine unglaubliche Rückendeckung innerhalb des Kollegiums. Schirner war unantastbar, und Teichmann stand ihm kaum nach.«
    »Aber die Polizei hat Mittel und Wege …«
    »Ja, ich kenne die Mittel und Wege«, sagte sie zynisch. »Was wäre das Erste gewesen, was die gemacht hätten? Sie müssen’s doch am besten wissen, Herr Kommissar.«
    Brandt wusste es, und es machte ihn betroffen und zornig zugleich. Er fühlte sich hilflos, weil er keine befriedigende Antwort parat hatte.
    »Man hätte das Mädchen befragt, man hätte die intimsten Details wissen wollen, aber das Schlimmste wäre gewesen, wenn man Schirner und Teichmann gefragt hätte, ob das alles stimmt. Natürlich hätten sie es abgestritten, sie hätten es als die durchgehende Fantasie eines sich wichtig machenden Mädchens abgetan, das die Lehrer in Misskredit bringen wolle. Und da es nur die Aussage dieses einen Mädchens gegeben hätte und die Lehrer einen so guten Ruf genossen, hätte man ganz schnell den Fall abgeschlossen. Die Eltern hätten es erfahren und sie zur Rede gestellt, vermutlich hätten es auch noch einige andere erfahren, aber die Einzige, die Schaden davongetragen hätte, wäre …« Sie hielt mitten im Satz inne. Fast hätte sie den Namen ausgesprochen, hatte es aber noch rechtzeitig gemerkt. »Da hätte ich mich doch beinahe verplappert«, sagte sie grinsend. »Sei’s drum, die Einzige, die verloren hätte, wäre sie gewesen. Stimmt’s? Das ist doch unser Rechtssystem, in dem das Wort Anonymität und Wahrung der Intimsphäre im Kleingedruckten steht.«
    »Aber das Video …«
    »Das Video! Was für ein exzellenter Beweis!«, stieß sie höhnisch auflachend hervor. »Ich hab’s mir angesehen, ich habe mir diese verfluchte,

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