Tod eines Lehrers
dreckige Scheiße angesehen. Sie kennen’s ja und wissen, dass man damit nichts, aber auch rein gar nichts hätte beweisen können. Und …«
»Moment, wann haben Sie das Video gesehen?«, wurde sievon Brandt unterbrochen, der sich an die Worte von Carmen erinnerte, die gesagt hatte, das Video nach dem Tod ihres Vaters in dessen Arbeitszimmer gefunden zu haben.
»Vor knapp drei Wochen. Mir hat sich der Magen umgedreht, als ich die Bilder sah.«
»Und woher hatten Sie das Band?«
»Das bleibt mein kleines Geheimnis, es ist auch unwichtig.«
»Nein, ist es nicht. Frau Schirner hat mir gesagt, sie habe das Video erst am Mittwoch gefunden.«
»So, hat sie das? Vielleicht gibt es ja noch mehrere Kopien davon. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht?«
»Und wo ist Ihre Kopie jetzt?«
»Ich habe sie vernichtet.«
»So, Sie haben sie also vernichtet, so wie Frau Schirner die restlichen Bänder vernichtet hat«, fuhr Brandt sie lauter an, als er wollte. »Frau Russler, ich habe schon viele absurde Geschichten gehört, aber diese gehört in die Kategorie extrem absurd.«
»Wie Sie meinen. Ich hatte mir jedenfalls eines vorgenommen. Sollte ich jemals wieder mit solchen Schweinereien, wie sie mein Vater begangen hat, konfrontiert werden, dann würde ich alles, aber auch wirklich alles in meiner Macht Stehende tun, damit diese verfluchten Bastarde ihre gerechte Strafe erhalten. Und das haben sie. Ich habe ihnen ihre gottverdammten Schwänze abgeschnitten, mit denen sie so viel Unheil angerichtet haben. Und jetzt können Sie mich festnehmen. Die Tatwaffen haben Sie, mein Geständnis auch. Ich ziehe mir nur schnell was über.«
»Warten Sie noch. Warum haben Sie den Hund von Schirner am Leben gelassen und den von Teichmann nicht?«
»Henry kenne ich gut, deshalb habe ich ihn auch in der Nähe des Tierheims angebunden. Er hätte mich nicht verraten. Teichmanns Hund, ich weiß nicht mal, wie er heißt, kannte ich nicht, er hätte mich also relativ leicht bei einer so genannten Gegenüberstellung identifizieren können. Sie wissen ja, wie Hunde sind. Logisch, oder?«
»Also gut, ziehen Sie sich an. Wir fahren aufs Präsidium, wo Sie Ihr Geständnis auf Band sprechen werden. Erst danach wird die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl ausstellen, und Sie werden vorläufig in Untersuchungshaft kommen. Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass unser eben geführtes Gespräch bedeutungslos ist, weil es nicht dokumentiert wurde. Im Präsidium werde ich Sie ausführlich über Ihre Rechte aufklären.«
»Ich kenne meine Rechte. Ich habe das Recht zu schweigen, aber alles, was ich sage, kann gegen mich verwendet werden. Und ich habe das Recht, einen Anwalt meiner Wahl hinzuzuziehen. Richtig so?« Sie trank ihren Whiskey, schenkte sich ein letztes Mal nach und trank auch dieses Glas leer.
»Wollen Sie sich betrinken?«
»Das habe ich schon oft genug getan, aber so leicht werde ich nicht betrunken. Ich kann so ziemlich jeden unter den Tisch saufen, wenn ich will. Wir müssten aber unterwegs kurz anhalten, ich brauche noch Zigaretten.«
»Sicher.«
Anja Russler stand auf und begab sich mit sicherem Gang ins Schlafzimmer. Sie ließ die Tür offen, entkleidete sich, bis sie vollkommen nackt war. Es schien sie nicht zu stören, dass Brandt alles sehen konnte. Sie hatte eine fabelhafte Figur, sehr schlank, kleine feste Brüste, eine schmale Taille, lange schlanke Beine und einen Po, um den sie bestimmt viele Frauen beneidet hätten. Sie kam an die Tür, lehnte sich gegen den Rahmen und sagte mit laszivem Augenaufschlag: »Würden Sie mit mir schlafen wollen?«
»Ziehen Sie sich an, ich habe heute noch etwas vor«, erwiderte Brandt milde lächelnd.
»Schade, es wäre das letzte Mal für eine lange, lange Zeit.«
»Vielleicht.«
Sie drehte sich um, zog sich frische Unterwäsche, eine Jeans und ein dunkelblaues Sweatshirt über. »Ist es kalt im Gefängnis?«
»Nein.«
»Dann reichen meine Tennisschuhe, oder? Ich bekomme nämlich schnell kalte Füße.«
»Ich denke, die reichen.«
»Was ist mit Handschellen?«, fragte Anja Russler, während sie noch ein paar Sachen in eine Reisetasche packte.
»Wozu? Ich nehme Sie ja nicht fest, sondern nur mit aufs Präsidium, wo Sie Ihre Aussagen machen werden.«
»Auch gut. Ich bin bereit. Wie ist es so im Gefängnis?«
»Unterschiedlich. Aber nicht so schlimm, wie immer behauptet wird. Und in einem Fall wie Ihrem sind die Mitgefangenen meist sehr verständnisvoll.«
»Dann ist es ja
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