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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ausgedrückt«, bemerkte Brandt, »aber ich möchte trotzdem von jedem Einzelnen hier in diesem Raum den Namen,die Anschrift und die Telefonnummer haben, damit wir gegebenenfalls unter vier Augen miteinander sprechen können. Es gibt doch sicherlich den einen oder andern, der heute nicht zum Unterricht erschienen ist. Auch deren Namen brauche ich. Am besten tragen Sie sich alle auf einem Blatt Papier ein, das erleichtert uns die Arbeit.«
    »Wer ist denn heute nicht gekommen?«, fragte der selbst ernannte Sprecher und warf einen Blick in die Runde. »Mike Neumann, Cornelia Müller und Alessandro Massimo. Die sind aber schon seit einigen Tagen krank gemeldet.«
    »Und sonst fehlt keiner? Nur die drei?«
    »Nein. Wir sind insgesamt vierundzwanzig Schüler, und drei fehlen. Sie können ja selbst durchzählen, wenn Sie wollen.«
    »Ich denke, das wird nicht nötig sein«, meinte Brandt. »Dürfte ich bitte Ihren Namen erfahren, Herr Klassensprecher?«
    »Jens Sittler. Aber ich bin kein Klassensprecher.«
    »Herr Sittler, wenn ich jetzt meine Fragen stelle, möchte ich Sie bitten, still zu sein, außer ich frage Sie direkt.«
    »Wie ist Herr Schirner denn umgekommen?«, wollte ein anderer Schüler wissen.
    »Diese Frage darf ich Ihnen leider nicht beantworten. Aber vielleicht können Sie mir ja sagen, ob Herr Schirner irgendwelche Feinde hatte, Herr …?«
    »Bauer, Thomas Bauer. Ich kann mich Jens nur anschließen, mir fällt beim besten Willen keiner ein.«
    »Und was ist mit Ihnen?«, fragte Brandt eine junge Dame, die auf der Tischkante saß und die ganze Zeit zu Boden blickte und sich auch jetzt nicht angesprochen fühlte, weil sie mit ihren Gedanken weit weg zu sein schien. Erst als Brandt sich vor sie stellte und seine Frage wiederholte, schaute sie auf und schüttelte den Kopf. Sie war ungeschminkt, doch sie zählte zu dem seltenen Typ Frau, der Make-up nicht nötig hatte, es hätte dieses hübsche, zarte Gesicht mit der makellosen Haut nur verunstaltet. Sie hatte sehr volles, von Natur lockiges rötlich braunes Haar,das sie so gut es ging zurückgekämmt und hinten zusammengebunden hatte. Ihre Augen hatten etwas Melancholisches, als sie Brandt ansah.
    »Was für ein Mensch war Herr Schirner? War er nett, zugänglich, streng, vielleicht manchmal auch hart?«
    Sie zuckte mit den Schultern und verzog die Mundwinkel. »Er war ganz okay.«
    »Ganz okay hört sich aber nicht sehr begeistert an. Ganz okay hört sich an wie mal so, mal so. Hatte er irgendwelche Macken, die Sie nicht mochten, Frau …?«
    »Kerstin Abele«, kam es leise über ihre Lippen. »Nein, er war ein guter Lehrer«, fuhr sie fort, zurückhaltend, den Blick wieder gesenkt.
    »Herr Brandt«, meldete sich jetzt erneut Jens Sittler zu Wort, »jeder Mensch hat irgendwelche Macken. Aber Herr Schirner war ein ausgezeichneter Lehrer, und das wird Ihnen jeder hier im Raum bestätigen können. Ist es nicht so?«, fragte er und sah die anderen Schüler an, von denen einige mit dem Kopf nickten, andere geistesabwesend wirkten, fast wie gelähmt.
    »In welchen Fächern hat er Sie unterrichtet?«, wollte Nicole Eberl wissen.
    »Mathe, Physik und Ethik.«
    »Und Sie alle hier in dieser Klasse kamen gut mit ihm aus?«, fragte sie in die Runde.
    »Ist die Frage an mich gerichtet?«, sagte Jens Sittler und stellte sich aufrecht hin.
    »Wenn Ihre Mitschüler damit einverstanden sind, dass Sie für sie sprechen«, antwortete Nicole Eberl mit diesem Lächeln, dem keiner gewachsen war. Ein Lächeln, das freundlich, höflich, nett, liebenswürdig, aber auch das genaue Gegenteil bedeuten konnte, wie jetzt. Sittler merkte, dass ihm eine Frau gegenüberstand, die trotz ihrer zierlichen Erscheinung über eine enorme Durchsetzungsfähigkeit verfügte. »Ansonsten würde ich es gerne von jedem Einzelnen persönlich erfahren.«
    Als sich keiner zu Wort meldete, sagte Sittler: »Er war der mit Abstand beliebteste Lehrer an dieser Schule, da können Sie jeden fragen. Er hat alle Schüler gleich behandelt, und zwar alle gleich fair. Zu ihm konnte man mit fast jedem Problem kommen, und er hat zugehört. Und sollten Sie denken, dass irgendeiner von uns etwas mit dem Mord zu tun hat, dann können Sie das gleich vergessen, denn in diesem Raum gibt es keinen, der Herrn Schirner so etwas angetan hätte.«
    »Sie preschen aber ganz schön vor, Herr Sittler.« Und an die ganze Klasse gewandt: »Um das klarzustellen, ich verdächtige niemanden von Ihnen, ich stelle nur Fragen, um etwas

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