Tod eines Lehrers
sprechen, heute noch. Du sollst in ihr Büro kommen.«
»Wieso das denn?«
»Geht um den Mord. Ich hab ihr gesagt, dass du …«
»Idiot! Du hättest sie auch abwimmeln können.«
»Ging nicht. Außerdem kennst du die bisherigen Fakten besser als ich«, sagte Spitzer und legte einfach auf.
»Was war das eben?«, fragte Nicole Eberl.
»Der Hund ist wieder da. Der Täter hat ihn in der Nähe des Tierheims angebunden. Jetzt möchte ich mal zu gerne wissen, was das soll. Schirner wird bestialisch abgeschlachtet, aber den Hund lässt man am Leben. Dabei müsste der Täter doch wissen, dass gerade der Hund uns auf seine Spur führen kann.«
»Hund und Täter kennen sich, sonst wäre der Hund nicht so einfach mitgegangen, sondern bei seinem Herrchen geblieben.«
»Aber warum dieser Aufwand? Er hätte den Hund doch genauso gut bei Schirner lassen können«, sagte Brandt. »Na ja, auf jeden Fall haben wir’s mit jemandem zu tun, der mehr ein Herz für Tiere als für Menschen hat«, fügte er trocken hinzu.
»Er muss sich irgendwas dabei gedacht haben. Und was war das mit dem Abwimmeln?«
»Die Klein will mich heute noch sprechen. Weiß der Geier, was die schon wieder von mir will.«
»Vielleicht steht sie auf dich, du hast es nur noch nicht bemerkt«, sagte Eberl grinsend.
»Haha, sehr witzig. Komm, knöpfen wir uns die Lehrer beziehungsweise die Tutoren vor.«
Mittwoch, 13.00 Uhr
D ie Tutoren oder wie immer man sie auch nannte, Brandt war es jedenfalls ziemlich egal, hatten sich im Lehrerzimmer versammelt und führten eine angeregte Diskussion über die Ermordung von Schirner, die abrupt endete, als Brandt und Eberl den Raum betraten.
»Werte Kollegen, das sind die Beamten der Kriminalpolizei, die Ihnen ein paar Fragen stellen werden«, sagte Drescher.
»Danke. Nun, wie Sie schon vernommen haben, wurde Herr Schirner letzte Nacht Opfer eines Kapitalverbrechens. Wir haben bereits einiges über ihn gehört und würden gerne wissen, wie Ihr Verhältnis zu ihm war. Deshalb auch als Erstes die Frage, ob irgendeinervon Ihnen uns sagen kann, ob Herr Schirner Feinde hatte.«
Kopfschütteln, Murmeln. Brandt hatte nichts anderes erwartet.
»Rudolf, ich meine Herr Schirner, hatte keine Feinde«, sagte ein Mann mit vollem grauem Haar, dessen Alter nur schwer zu schätzen war. Vielleicht um die fünfundvierzig, dachte Brandt. Seine Stimme zitterte, während er sprach. Er machte den Eindruck, als hätte er Mühe, die Fassung zu bewahren. Sein Blick war wirr, er schien durch Brandt hindurchzuschauen, seine Bewegungen waren fahrig, er wirkte überaus nervös.
»Herr …?«
»Teichmann, Eberhard Teichmann. Ich war mit Herrn Schirner seit vielen Jahren befreundet. Er wäre so ziemlich der Letzte gewesen, der Feinde gehabt hätte. Wie ist er überhaupt gestorben?«
»Tut mir Leid, aber Details kann ich Ihnen aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen.«
»Ja, aber auf was hatte es der Täter abgesehen? War es ein Raubmord?«
»Im Augenblick deutet vieles darauf hin«, antwortete Brandt diplomatisch, um gleich darauf das Thema zu wechseln. »Wir haben schon von den Schülern der 12a alle Adressen und Telefonnummern, ich möchte aber auch Sie bitten, uns Ihre jeweiligen Namen und Adressen sowie Telefonnummern aufzuschreiben.«
»Wozu brauchen Sie das?«, fragte Teichmann, während Drescher den Raum verließ und kaum zwei Minuten später mit einem Ausdruck zurückkam und diesen wortlos Brandt reichte. Er nickte Drescher zu, überflog kurz die Namensliste und antwortete dabei: »Weil wir mit jedem von Ihnen gerne persönlich sprechen würden.«
»Glauben Sie etwa, den Täter hier in der Schule zu finden?«, fragte Teichmann und lachte höhnisch auf. »Vergessen Sie’s, hier laufen keine Mörder rum.«
»Nicht so voreilig. Ihnen sollte eigentlich bekannt sein, dass injedem von uns ein verkappter Mörder steckt. Zum Glück lassen nur die wenigsten das Monster auch raus.«
»Ich persönlich verbürge mich für alle meine Kollegen und …«
»Herr Teichmann, Ihr Engagement in allen Ehren, aber manch einer ist durch eine Bürgschaft schon in den Ruin getrieben worden. Es geht nicht immer so glimpflich ab wie bei Schiller. Lassen Sie uns in aller Ruhe unsere Arbeit machen, und zeigen Sie sich einfach kooperativ, umso schneller werden wir den Mörder fassen. Wer von Ihnen hatte denn ein besonders gutes Verhältnis zu Herrn Schirner, außer Herr Teichmann?«, fragte Brandt, obwohl er die anderen Namen bereits
Weitere Kostenlose Bücher