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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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weiter.«
    »Hatte er denn welche?«, sagte sie und spielte noch immer mit dem Untersetzer. Die schöne Inderin kam an den Tisch und brachte den Tee, der duftete wie kein anderer.
    »Haben Sie schon gewählt?«, fragte sie mit sanfter, dunkler Stimme, die perfekt mit ihrer Erscheinung harmonierte.
    »Nein, wir sind noch am Aussuchen«, erwiderte Teichmann. Dann antwortete er auf Natalias Frage. »Um Himmels willen, nein, wo denkst du hin. Er war bei allen beliebt, zumindest bei allen, die ich kenne. Ich glaube, ich werde nie verstehen, warum er sterben musste. Ich bin froh und dankbar, sein Freund gewesen zu sein.«
    »Und du glaubst nicht, dass es jemand aus der Schule gewesen sein könnte?«
    »Mein Gott, woher soll ich das denn wissen?! Natürlich kann es jemand aus der Schule gewesen sein, aber ich halte das für ziemlich ausgeschlossen. Seine Kurse waren die am bestbesuchten, vor allem Ethik. Nur Anja und ich haben ähnlich viele Schüler in unseren Kursen.«
    »Anja?«
    »Frau Russler.«
    »Ach so. Duzt ihr euch eigentlich alle in der Schule?«
    »Mit den meisten Kollegen bin ich per Du. Aber das ist an Schulen ziemlich normal. Bei euch in Weißrussland nicht?«
    »Nein.« Sie machte eine Pause, spielte mit der Serviette und sagte: »Du hast mich übrigens nie gefragt, was ich von Rudolf gehalten habe.«
    »Hätte ich das tun sollen?«
    »Vielleicht«, antwortete sie vielsagend lächelnd.
    »Und, was hast du von ihm gehalten?«
    »Rudolf war ein zuvorkommender Mann, aber er war ein Fassadenmensch. Er war nicht wirklich so, wie er sich gegeben hat. Ich bin jetzt ganz ehrlich, ich war nie gern in seiner Nähe.«
    Teichmann zog die Stirn in Falten, schüttelte den Kopf und meinte: »Sag mal, was ist auf einmal mit dir los? Warum bist du heute Abend so komisch? Erst das mit der Kellnerin …«
    »Sie ist keine Kellnerin, und das weißt du.«
    »Nein, woher sollte ich das wissen?!«
    »Ihr gehört dieses Restaurant. Sie führt es zusammen mit ihrem Vater und ihrem Bruder. Sie ist ledig und wurde im Januar vierunddreißig Jahre alt.«
    »Na und?«
    »Ich wollte es dir nur sagen, sie ist meine Patientin.«
    Teichmann wurde rot, was jedoch bei dem diffusen Licht für Natalia nicht zu erkennen war, denn er fühlte sich ertappt, meinte, dass Natalia bis in sein tiefstes Inneres blicken konnte. Es war nicht zum ersten Mal, dass sie Dinge von sich gab, die ihn erstaunten und wütend machten, weil er nicht wollte, dass sie seine intimsten Gedanken las.
    »Das kann ich doch nicht ahnen. Aber wenn sie deine Patientin ist, wieso tut sie dann so, als würde sie dich nicht kennen?«
    »Das ist ein Teil ihrer Kultur. Wenn sie zu mir kommt, unterhalten wir uns manchmal sehr nett. Und du kannst mir glauben, sie ist eine äußerst gebildete Frau. Du hattest übrigens Recht, sie stammt aus einem sehr vornehmen Haus.«
    »Ich begreife das alles hier nicht mehr. Was ist bloß los? Mir ist allmählich der Appetit vergangen. Erst diese Frau, von der ich so nebenbei erfahre, dass sie deine Patientin ist, dann das mit meinen Schülerinnen und jetzt auch noch Rudolf. Was habe ich dir getan?«
    »Nichts. Ich habe dir nur meine Meinung über Rudolf gesagt.«
    »Und wieso war er deiner Meinung nach ein Fassadenmensch?«
    »Er hat vorgegeben, jemand zu sein, der er nicht war. Rudolf hat nur im Laufe der Jahre gelernt, seine Fähigkeiten einzusetzen, und das mit Bravour. Aber hinter seiner Fassade sah es nicht gut aus.«
    »Wie habe ich das zu verstehen?«
    »Du kennst ihn viel, viel länger als ich, du müsstest es eigentlich wissen.«
    »Nein, ich weiß gar nichts mehr. Was hast du denn hinter seiner angeblichen Fassade gesehen?«
    »Das erzähle ich dir ein andermal. Ich möchte mich entschuldigen, ich wollte dir den Abend nicht verderben. Komm, lass uns bestellen und uns über etwas anderes unterhalten. Von mir aus über das Wetter.« Sie legte ihre Hände auf seine und sah ihn versöhnlich aus ihren ozeanblauen Augen an, ein Blick, dem Teichmann nicht widerstehen konnte. »Nehmen wir unser übliches Gericht?«
    »Von mir aus.« Er winkte die schöne Inderin heran, gab die Bestellung auf und sah ihr dabei direkt in die Augen. Sie hielt seinem Blick stand, ohne eine Miene zu verziehen.
    Nachdem sie gegangen war, sagte Natalia: »Du hast sie sehr lange angeschaut. Wieso?«
    »Unwichtig. Verrat mir eines – wie kannst du in die Menschen hineinblicken? Was ist das für eine Fähigkeit?«
    »Ich habe sie von meiner Mutter geerbt. Und die von

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