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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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scheint tatsächlich ein überaus integrer Mann gewesen zu sein.«
    »Sag ich doch. Es gibt nicht viele Lehrer, an die ich mich erinnere, aber Schirner werde ich nie vergessen.«
    »Waren Sie mit Frau Russler enger befreundet?«
    »Wir waren sogar ziemlich gut befreundet. Wir haben gemeinsam die Oberstufe absolviert, aber nach dem Abi haben wir uns aus den Augen verloren, wie das eben so ist. Warum interessiert Sie das überhaupt?«
    »Weil Sie sie gleich wiedererkannt haben.«
    »Anja hat sich äußerlich kaum verändert. Ich weiß nicht, ob ich die andern alle wiedererkennen würde. Aber Sie sind doch sicherlich nicht gekommen, um sich mit mir über Frau Russler zu unterhalten«, sagte Elvira Klein mit misstrauischem Blick, lehnte sich zurück und wippte mit dem Sessel. »Wie wollen Sie weiter vorgehen?«
    »Es wird eine sehr schwierige Kleinarbeit werden, wenn uns nicht Kommissar Zufall zu Hilfe kommt. Wir werden alle befragen, die in den letzten Wochen und Monaten mit Schirner zu tun hatten, und natürlich werden die Alibis der Schüler und Lehrer überprüft. Und wir werden seine Familie im Auge behalten.«
    »Warum seine Familie?«
    »Wenn jemand etwas über ihn sagen kann, dann wohl seine Frau und seine Kinder. Aber dazu will ich noch ein oder zwei Tage vergehen lassen, die haben den ersten Schock noch nicht überwunden«, log er.
    »Haben Sie genügend Leute zur Verfügung?«
    »Selbstverständlich. Frau Eberl, Herr Greulich und ich werden zusammenarbeiten. Und sollten alle Stricke reißen, bilden wir eine Soko.«
    »Gut. Sie halten mich bitte ständig auf dem Laufenden, denn ich betrachte diesen Fall aus einem sehr persönlichen Blickwinkel, wenn Sie verstehen.« Sie hielt kurz inne, dann meinte sie: »Wenn es weiter nichts gibt, würde ich gerne die letzten Minuten meiner Mittagspause genießen, denn ich habe noch eine Menge zu tun.«
    Das war eine unmissverständliche Aufforderung an Brandt, endlich zu verschwinden.
    »Natürlich.«
    Elvira Klein sah Brandt nach, bis er die Tür hinter sich zugemacht hatte, und kniff die Augen zusammen. Was wollte der eigentlich von mir?, dachte sie, schüttelte den Kopf und schlug die Zeitung wieder auf. Das Telefon klingelte, sie sah eine ihr bekannteNummer auf dem Display und entschied sich, nicht abzunehmen. Es hatte schon gereicht, von Brandt gestört worden zu sein. Mittagspause.

Donnerstag, 14.45 Uhr
     
    B randt hatte sich den Auftritt bei Elvira Klein anders vorgestellt, doch als er den ersten Anflug von Misstrauen in ihren Augen aufblitzen sah, nahm er von seinem Plan Abstand, noch mehr Informationen über Anja Russler einzuholen. Eberl und Spitzer hatten doch Recht behalten, musste er sich eingestehen. Er fragte sich, warum die Klein so hart und so unnachgiebig war. Die schöne Staatsanwältin, intelligent, wortgewandt, doch leider setzte sie diese Wortgewandtheit zu häufig falsch ein, indem sie überaus spöttisch und auch verletzend sein konnte. Es war keine Liebe auf den ersten Blick zwischen ihm und Elvira Klein gewesen, und es würde auch nie eine Liebe werden, nicht auf den zweiten und auch nicht auf den tausendsten Blick. Ihre Wurzeln lagen in den so genannten besseren Kreisen, der Vater ein angesehener und reicher Anwalt, er hingegen stammte aus einer bürgerlichen Familie, mit einem simplen Polizisten als Vater und einer italienischen Mutter. Aber er war stolz auf seine Eltern, auf das, was sie ihm mit auf den Weg gegeben hatten, und dass sie auch heute noch immer für ihn da waren, wenn er ihre Hilfe brauchte.
    Es waren kurze Gedanken, die durch seinen Kopf schossen, als er auf dem Weg zu Anja Russler war. Die Sonne schien wie schon seit Tagen von einem blassblauen Himmel, die Nächte waren sternenklar wie selten, die Kälte hatte die Herrschaft über die Natur übernommen, alles war gefroren, die Erde, die Bäume, selbst viele Wasserrohre waren eingefroren. Er hatte die Heizung auf die höchste Stufe gestellt, das Radio lief leise. Die Straßenwaren wie immer um diese Zeit relativ leer. Erst in einer Stunde würden die Pendler, die zumeist in Frankfurt arbeiteten, zuhauf in ihre kleinen Städte und Dörfer im Umland zurückkehren.
    Anja Russler wohnte in einem recht neuen Mehrparteienhaus in einer ebenso neuen Siedlung. Brandt hatte keine Mühe, einen Parkplatz zu finden. Er hoffte, sein Weg war nicht umsonst. Natürlich hätte er sie vorher über sein Kommen informieren können, aber er wollte sie überraschen, ihr keine Gelegenheit geben, sich

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