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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mit den Papyrussorten, alle fein säuberlich mit Etiketten versehen: Augusta , die beste Qualität, so fein, dass sie durchscheinend war und nur von einer Seite beschrieben werden konnte; Amphitheatrica , benannt nach der Arena in Alexandria, in deren Nähe sich eine bekannte Manufaktur befand; Saitica und Taeneotica , was anderswo in Ägypten hergestellt worden sein musste, dazu noch Fanniana und Claudia , die, wie ich wusste, römische Neuerungen waren.
    »Ah, Braco!«
    Ich verzog das Gesicht und folgte ihm in sein Büro. Ohne große Einleitung verkündete ich, dass ich mit ihm über Bedingungen sprechen wollte. Chrysippus gelang es, mir das Gefühl zu vermitteln, ich sei brüsk und unzivilisiert, weil ich mich wie ein ungehobelter Barbar in die Verhandlungen stürzte, doch gerade als ich einen Rückzieher machen und mich einer vollen Dreiviertelstunde athenischer Etikette hingeben wollte, besann er sich anders und begann zu feilschen. Ich hatte schon die von Euschemon beschriebenen Vertragsbedingungen schwer zu schlucken gefunden. Wir redeten eine Weile, bis ich entdeckte, dass ich die ganze Sache völlig missverstanden hatte.
    Mein Hauptinteresse war der kleine Vorschuss für meine kreativen Bemühungen, den sie mir zu zahlen bereit waren, wie ich angenommen hatte.
    »Mir hat Ihre Arbeit gefallen«, lobte Chrysippus mich, mit dieser aufrichtigen Begeisterung, nach der sich jeder Autor sehnt. Ich durfte aber nicht vergessen, dass er ein Händler war, kein desinteressierter Kritiker. »Lebendig und gut geschrieben, mit ansprechender persönlicher Note. Ich bewundere Ihre besonderen Qualitäten.«
    »Also wie viel? Wie sieht es aus?«
    Er lachte. »Wir sind ein kommerzielles Unternehmen«, verkündete Aurelius Chrysippus. Dann haute er mir die Wahrheit um die Ohren. »Wir können vollkommen Unbekannte nicht subventionieren. Was würde dabei für uns rausspringen? Ich halte Sie für viel versprechend. Wenn Sie ein breiteres Publikum wollen, kann ich Ihnen helfen. Aber das setzt voraus, dass Sie in die Ausgabe Ihres Werkes selbst investieren und unsere Produktionskosten abdecken.«
    Sobald ich mich von dieser Unverschämtheit erholt hatte, war ich draußen.

VIII
     
     
    Jeder Profiermittler lernt, sich anzupassen. Klienten ändern ihre Meinung. Zeugen erstaunen einen mit ihren Enthüllungen und Lügen. Das Leben in seiner gräulichsten Form, entsetzt einen wie eine total abartige Unterstellung auf der Skandalseite des Tagesanzeigers , die die sonstigen Nachrichten harmlos wirken lässt.
    Ich sollte die bezahlen? Ich wusste, dass so was gemacht wurde, hatte allerdings gedacht, es würde nur traurigen Nullen passieren, die öde, langatmige Epen schrieben und noch zu Hause bei der Mama wohnten. Ich hatte nicht erwartet, dass irgendein unverschämter Schundverleger mir damit kommen würde.
     
    Eine Möglichkeit für Privatermittler, mit solchen Rückschlägen fertig zu werden, ist ein ausgedehnter Besuch in einer Weinschenke. Der noch nicht lange zurückliegende Tod meines Schwagers in sturzbetrunkenem Zustand hatte mich dazu gebracht, meinen Alkoholkonsum etwas zu reduzieren. Außerdem wollte ich nicht wie ein übersensibler Kreativer wirken, der behauptete, Inspiration auf dem Boden eines Weinkrugs zu finden und nur dort. Also war ich ein braver Junge und ging nach Hause.
    Die ehrbare Frau, zu der ich heimkehrte, hätte mich mit einem willkommen heißenden Lächeln begrüßen können, dem Angebot nachmittäglicher Tändelei und einem einfachen römischen Mittagsmahl. Stattdessen bekam ich die Begrüßung einer typischen römischen Frau: »Ach, du bist es.«
    »Liebste, soll das heißen, du hast deinen feurigen Liebhaber erwartet?«
    Helena Justina lächelte bloß mit diesen mysteriösen dunklen Augen, die so taten, als würden sie mich zum Narren halten. Mir blieb nur übrig, meine Unterstellung als leere Drohung zu verstehen. Ich würde verrückt vor Eifersucht, wenn ich meinem Herzen erlaubte, in diese Richtung zu taumeln. Sie wusste, dass ich sie liebte und ihr vertraute – und gleichzeitig so verwundert über ihre Treue zu mir war, dass ich schon beim kleinsten Schock in manische Unsicherheit verfallen würde.
    »Es gefällt dir, mich auf Trab zu halten, was?«, meinte ich grinsend.
    »Tu ich das?«, murmelte Helena.
    Sie trug eine dünne Stola und Ausgehsandalen; sie war ein Mädchen mit Plänen, möglicherweise hinterhältigen Plänen, auch wenn es nicht um einen Mann ging. Meine Anwesenheit würde sie nicht

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