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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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deutliche Spuren zu sehen gewesen. Und wenn ich auch glaube, sie könnte sich in eine gefährliche Wut hineinsteigern, so bezweifle ich doch, dass sie stark genug ist, etwas wie das hier anzurichten.« Wir zwangen uns, die Leiche zu unseren Füßen noch einmal genau zu betrachten. »Natürlich hätte sie jemanden damit beauftragen können.«
    »Sie hat diesen Sohn ja regelrecht verpfiffen.«
    »Das ist mir zu glatt. Nein, es ist noch zu früh, jemanden zu beschuldigen, Passus.«
    Passus sah erfreut aus. Er war neugierig auf die Lösung des Rätsels, aber er wollte nicht, dass Petronius’ zahmer Privatschnüffler der Außenseiter war, der diese Lösung fand.
    Seine Feindseligkeit war ein Klischee, eines, an das ich durchaus gewöhnt war, aber es ärgerte mich. Ich trug ihm auf, den Befehl zu geben, den Toten zu einem Leichenbestatter zu bringen. Boshaft fügte ich hinzu: »Lass hier drin aufräumen, aber nicht von den Haussklaven, sondern bitte von deinen eigenen Männern. Haltet die Augen nach Hinweisen offen, die wir in diesem Schlamassel vielleicht übersehen haben. Und bevor sie in irgendeinen Korb geschmissen werden, brauche ich eine Liste all dessen, was diese auf den Boden geschleuderten Schriftrollen enthalten, nach Inhalt und Autor.«
    »O verdammt, Falco!«
    »Tut mir Leid.« Ich lächelte freundlich. »Du wirst das wohl selbst machen müssen, nehme ich an, wenn deine Männer nicht lesen können. Aber es könnte von Bedeutung sein, woran Chrysippus heute gearbeitet hat.«
    Passus schwieg. Vielleicht hätte Petronius die Schriftrollen aufgelistet haben wollen, wenn er das Sagen gehabt hätte. Vielleicht auch nicht.
    Ich ging zurück zum Skriptorium, wo ich dem Mann, der Euschemon bewacht hatte, sagte, er könne ihn jetzt mir überlassen. Euschemon konnte ich als Mörder ausschließen, denn er trug noch dieselbe Kleidung wie heute Morgen, als er zu mir gekommen war, ohne Blutflecken dran.
    Hier wimmelten zu viele Schreiber in Hörweite herum, und ich hatte das Gefühl, es würde ihn hemmen, in ihrer Gegenwart mit mir zu sprechen. Daher nahm ich ihn mit, um uns was zu trinken zu besorgen. Er sah erleichtert aus, das Haus verlassen zu können.
    »Denken Sie sich nichts dabei«, meinte ich fröhlich. Nach einer grauenhaften Leiche und einer schamlosen Frau hatte auch ich eine trockene Kehle.

XV
     
     
    An der nächsten Ecke gab es eine Popina, eine dieser scheußlichen Garküchen mit schartigem Tresen aus nachgemachtem Marmor, an denen man sich die Ellbogen anstößt. Alle bis auf einen der großen Töpfe waren unbedeckt und leer, und über dem lag ein Tuch, um Bestellungen abzuwehren. Der grummelnde Besitzer teilte uns hämisch mit, dass er nichts Essbares servieren könne. Offenbar hatte er von den Vigiles einen Anschiss bekommen, weil er heiße Eintöpfe verkauft hatte. Der Kaiser hatte sie verboten. Das hatte man als eine Maßnahme für die öffentliche Gesundheit verbrämt, aber es war wohl eher ein geschickter Plan, die Arbeiter von der Straße und an ihre Arbeitsplätze zurückzukriegen – und die Leute davon abzuhalten, sich hinzusetzen und über die Regierung zu wettern.
    »Alles verboten, bis auf Hülsenfrüchte.«
    »Igitt!«, murmelte ich. Für Linsen hatte ich nichts übrig. Ich hatte zu viel Zeit mit Überwachungen verbracht, trübsinnig an einem Cauponatresen gelehnt und in einer lauwarmen Schüssel farblosen Breis herumgerührt, während ich darauf wartete, dass ein Verdächtiger seinen komfortablen Bau verließ, ganz zu schweigen von den Stunden danach, in denen ich mir die Hülsen aus den Zähnen pulen musste.
    Insgeheim merkte ich mir, dass dieser Bann sich auf das Geschäft im Flora auswirken konnte und Maia deswegen Papas Caupona vielleicht besser nicht übernehmen sollte.
    »Daraus schließe ich, dass Sie die roten Tuniken hier hatten, als der Alarm wegen des Toten im Skriptorium ausgelöst wurde?«
    »Stimmt genau. Die Mistkerle haben mir prompt das gesamte Mittagsgeschäft versaut. Ich war wütend, aber es ist ein Edikt, daher konnte ich nicht viel dagegen tun. Eine Frau fing an sich die Seele aus dem Leib zu schreien. Dann rannten die Vigiles los, um zu schauen, was da Aufregendes passiert war, und bis ich den Tresen leer geräumt hatte, war nichts mehr zu sehen. Mir ist der ganze Spaß entgangen. Mein Tresengehilfe ist rübergerannt, sagte, es sei grausig gewesen …«
    »Das reicht!« Ich nickte taktvoll in Euschemons Richtung, den er vermutlich kannte. Der Popinabesitzer gab unter

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