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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Vermutungen.
    »Ich bin nicht seine Mutter, also kann ich es nicht genau sagen!«
    Sie schaute zu mir hoch und hörte mit der Herumspielerei auf. Sie zuckte mit den niedlichen Schultern. Dabei rutschte eine hauchdünne Stola hinab. »Anfang zwanzig.«
    »Das reicht mir schon.« Alt genug, um ein Verdächtiger zu sein. »Wann ist seine Mutter von Chrysippus geschieden worden?«
    »Vor etwa drei Jahren.«
    »Nachdem Sie ins Spiel kamen?«
    Vibia Merulla lächelte nur. O ja, ich hatte richtig getippt.
    »Und Diomedes ist also mit seiner Mama mitgegangen. Sieht er seinen Vater weiterhin?«
    »Selbstverständlich.«
    »Das sind Griechen«, erinnerte Fusculus mich. Sein Abscheu für das kultivierte Volk aus der Wiege der Philosophie ging mir allmählich auf die Nerven. »Sehr eng miteinander verbundene Familien.«
    »Was auch ein römisches Ideal ist«, wies ich ihn zurecht. »Kommt Diomedes hier ins Haus, um seinen Vater zu besuchen, Vibia?«
    »Ja.«
    »War er heute hier?«
    »Ich hab keine Ahnung.«
    »Bekommen Sie die Besucher Ihres Mannes nicht zu sehen?«
    »Mit seinen Geschäften habe ich nichts zu tun.« Auch diese Behauptung wurde langsam zu einer Leier.
    »Aber Diomedes gehört zur Familie.«
    »Nicht zu meiner!«
    Zu schnippisch. Sie hatte das Gefühl, unsere Fragen zu gut abzuwehren. Zeit, damit aufzuhören. Es war besser, später fortzufahren, wenn ich mehr wusste und ihr einen Schritt voraus war. Ich bat Passus, in Erfahrung zu bringen, wo die Exfrau wohnte. Danach schlug ich vor, dass Vibia Merulla vielleicht Zeit brauchte, um in ruhiger weiblicher Gesellschaft mit ihrem plötzlichen Verlust fertig zu werden.
    »Gibt es jemanden, nach dem wir schicken können, der Sie trösten könnte, meine Liebe?«
    »Ich komme schon zurecht«, versicherte sie mir mit einem eindrucksvollen Versuch, Würde zu zeigen. »Freunde werden zweifellos herbeieilen, wenn sie erfahren, was passiert ist.«
    »Oh, da haben Sie sicherlich Recht.«
    Witwen reicher Männer mangelt es selten an Mitgefühl anderer. Darum sorgte Fusculus, als wir die Dame sich selbst überließen, auch dafür, dass aus »Gefälligkeit« ein Wächter der Vigiles beim Haus blieb. Ich hörte, wie er ihm verstohlen Anweisungen gab, die Namen aller, vor allem der Männer, zu notieren, die zu Vibias Trost herbeigeeilt kamen.
     
    Bevor ich ging, wollte ich Euschemon, den Skriptoriumsverwalter, verhören. Derweilen bat ich Fusculus, sofort zwei Männer zum Haus der Exfrau und ihres Sohnes zu schicken und sie zu bewachen, bis ich dorthin kommen konnte. »Sie müssen davon abgehalten werden, ihre Kleidung zu wechseln oder sich zu waschen, falls sie das nicht bereits getan haben. Sagt ihnen nicht, um was es geht. Isoliert sie. Ich komme so schnell ich kann.«
    Ich überprüfte ein letztes Mal, dass die Sklaven keine nützlichen Hinweise gegeben hatten, und ging dann durch den Vorraum zurück in die Bibliothek. Auf dem Weg nahm ich den Beistelltisch, auf dem das Tablett mit dem Mittagsmahl gestanden hatte, genauer in Augenschein. Die beiden wie ein Giebel geformten Füße waren aus phrygischem Marmor gehauen, der normalerweise weiß ist, aber dunkelrote Einschüsse haben kann. Zwei der weinfarbenen Streifen stellten sich als oberflächlich heraus – getrocknete Blutflecken, die ich mit dem angefeuchteten Finger abwischen konnte. Das bestätigte, dass der Mörder auf dem Weg nach draußen durchaus hier stehen geblieben sein konnte, um das Stück Nesselpastete zu stibitzen.
    Auch wenn es unerfreulich war, warf ich doch noch einen letzten Blick auf den Toten und prägte mir die grausige Szene ein, falls ich mir später Einzelheiten wieder ins Gedächtnis rufen musste. Passus brachte mir die Adresse der Exfrau. Gerne wäre ich der Erste gewesen, der ihr von den Geschehnissen berichtet hätte, obwohl ich hätte wetten können, dass sie inzwischen davon wusste.
    Ich hob das kurze Ende des Schriftrollenstabs auf, das in so abstoßender Weise gegen das Opfer verwendet worden war. »Bitte deinen für Beweisstücke zuständigen Mann, es mit einem Etikett zu versehen und aufzubewahren, Passus. Vielleicht finden wir irgendwo den dazugehörigen Endknauf, wenn wir wirklich Glück haben.«
    »Und was hältst du nun von der Sache, Falco?«
    »Ich kann Fälle nicht leiden, bei denen die erste Person, die man verhört, so schuldig wie der gesamte Hades wirkt.«
    »Die Frau hat ihn doch nicht umgebracht?«
    »Nicht persönlich. Sonst wären sowohl an ihr als auch an ihrer Kleidung

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