Tod Eines Mäzens
Zunge ab. Sein Gesicht strahlte. Maia, die gegen die Welpensache war, funkelte mich böse an.
Sie kaute auf ihrer Lippe. »Wenn das mit der Caupona nichts wird, muss ich mich nach was anderem umsehen.«
»Besuch Geminus trotzdem«, schlug Helena vor. »Die Caupona war vielleicht nicht alles, worum Flora sich gekümmert hat.«
»Das ist das Problem«, sagte Maia. »Ohne sie herrscht bei ihm das reinste Chaos. Flora hat die gesamte Buchführung für das Lagerhaus gemacht. Sie hat das Kassenbuch für die Verkäufe geführt, hat die Besichtigungstermine für Papa organisiert, hat Schulden eingetrieben und praktisch alles gemacht.«
»Na, siehst du.« Helena grinste meine Schwester an. »Überleg, was es dir wert ist, dann biete ihm an, seine Sekretärin zu werden.« Sie schien Spaß zu machen, lachte aber leise. »Ich wär zu gern die Fliege an der Wand, wenn Junia nach der ersten Woche kommt, um Geminus seinen Anteil an den Cauponaeinnahmen zu bringen, und dann herausfindet, dass du, während sie Fischschuppen aus dreckigen kalten Schüsseln schrubbt, die gesamte Verwaltung übernommen hast.«
»Ich hasse Papa«, sagte Maia.
»Natürlich tust du das«, pflichtete ich ihr bei. »Aber du wirst doch die Chance nicht verpassen wollen, Junia eins auszuwischen.«
»Ach ja, manche Opfer drängen sich einem regelrecht auf«, sagte Maia. Und nach einer Weile fügte sie hinzu: »So wie ich Papa kenne, wird er nichts davon wissen wollen.«
Damit war das also in die Wege geleitet.
Petronius kam herüber, um sich über den Chrysippus-Fall berichten zu lassen, und wir verbrachten einen gemütlichen Abend zusammen, bis Maia gehen und die anderen Kinder bei einer Freundin abholen musste. Petro verschwand zur selben Zeit, weshalb ihm entging, was als Nächstes passierte. Helena und ich räumten gerade auf, als einer der Vigiles von Lysas Haus hereinplatzte. Aber man verlangte nicht von mir, mit ihm in die Nacht davonzutraben. Die Frau und ihr Sohn hatten beschlossen, es wäre viel besser, mir den Abend damit zu verderben, dass sie bei mir erschienen.
XVII
Die Konvention hätte vorausgesagt, dass Lysa, die Exfrau, von Chrysippus für ein flauschiges Lamm verstoßen, eine jämmerliche alte Hippe war. Aber so funktioniert das nicht. Chrysippus musste schon vor dreißig Jahren bei Frauen denselben Geschmack gehabt haben. Lysa mochte jetzt die Mutter eines jungen Mannes in den Zwanzigern sein und ein halbes Leben an Geschäftserfahrung und Haushaltsführung hinter sich haben, aber sie besaß einen geraden Rücken und eine gute Knochenstruktur.
Sie war dunkler als Vibia und neigte weniger dazu, sich wie eine überreife Nutte zu bemalen, doch sie war eine stattliche Erscheinung. Sobald sie hereinmarschiert kam, machte ich mich auf Ärger gefasst. Helena Justina sträubten sich noch vor mir die Haare, wie ich bemerkte. Für eine kleine Frau konnte Lysa einen Raum gut ausfüllen. Sie hätte eine meiner Verwandten sein können; Verdruss war ihr natürliches Element.
Der Vigil musste es schwer mit ihr gehabt haben. Nach einer flüchtigen Vorstellung floh er sofort. Helena Justina warf einen raschen Blick auf Julia, die ruhig spielte, während sie überlegte, wie sie das unmögliche Benehmen anwenden konnte, das sie bei dem kleinen Marcus Baebius beobachtet hatte. Da keine unmittelbare Unterbrechung zu befürchten war, setzte sich Helena mit verschränkten Arme auf eine Bank. Sie strich ihre Röcke glatt und machte schweigend klar, dass sie eine ehrbare Matrone war, die in ihrem eigenen Haus ihren Mann nie den Fängen einer fremden Frau überlassen würde. Lysa tat so, als wäre ihr ein Platz auf derselben Bank angeboten worden, und setzte sich, als würde ihr die Wohnung gehören. Unbewusst fummelten beide Frauen an ihren Halsketten herum. Statusdeklarationen wurden aufgereiht. Helenas baltischer Bernstein gewann wegen seines exotischen Ursprungs, übertraf Lysas teuren, wenn auch etwas langweiligen Smaragdanhänger an einer Goldkette.
Diomedes und ich blieben stehen. Er hatte die Erscheinung eines Lampenanzünders. Eine weitere Null, eine Kopie seines Vaters bis auf den Bart, und ich nahm an, dass jetzt, wo Papa tot war, der Bart seines Nachkommen in den nächsten paar Wochen sprießen würde. Der Sohn hatte das gleiche gewöhnliche Gesicht, die gleiche Haltung und eckige Stirn, mit nur etwas weniger buschigen Augenbrauen und Haaren. Anfang zwanzig, wie Vibia Merulla geschätzt hatte, und offensichtlich mit einer
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