Tod Eines Mäzens
spüren, was ich dachte.
»Also, bei welcher Bank bist du?«, fragte Helena meinen Vater mit fast boshafter Beharrlichkeit.
Er gab nach, aber nicht viel. »Bei dieser und jener. Kommt darauf an.«
»Auf was?«
»Was ich von ihnen will.«
»Papa legt nie sehr viel fest«, erklärte ich ihr. »Er zieht es vor, sein Kapital in verkäuflichen Gütern anzulegen – Kunstwerken und edlen Möbeln.«
»Warum soll ich jemanden dafür bezahlen, mein Bargeld sicher zu verwahren?«, meinte Papa. »Oder einem Dummkopf, der nicht mal in einer Goldmine eine gute Investition erkennt, erlauben, mit meinem Geld rumzuspielen? Wenn ich ein Darlehen brauche, um einen ungeplanten größeren Kauf zu tätigen, bekomme ich es. Meine Kreditwürdigkeit ist gut.«
»Das beweist mal wieder, wie dämlich Bankiers sind!«, witzelte ich.
»Woher wissen sie, dass sie dir vertrauen können, Geminus?«, fragte Helena vernünftiger.
Papa erzählte ihr von der Columnia Maena, wo Kredithändler Einzelheiten der Kunden anschlugen, die sich um Darlehen bemühten. Das entsprach dem, was Nothokleptes mir erzählt hatte. »Abgesehen davon ist das alles Mundpropaganda. Sie beraten sich untereinander wie eine große Familie. Sobald man einen guten Ruf hat, ist man drin.«
Helena Justina wandte sich an mich. »Das wär doch eine Arbeit für dich, Marcus – zu überprüfen, ob Leute zahlungsfähig sind.«
»Hab ich schon gelegentlich gemacht.«
»Dann solltest du es als reguläre Dienstleistung anbieten. Du könntest dich sogar darauf spezialisieren.«
»Wär mal was anderes, als von den Vigiles angeheuert zu werden, Fälle aufzuklären, die sie nicht mal untersuchen wollen.« Ich wusste, warum Helena daran interessiert war. Eigentlich war geplant, dass ich mit einem ihrer Brüder eine Partnerschaft einging, vorzugsweise Justinus, wenn der je geruhte, aus Spanien nach Hause zu kommen. Mit beiden Brüdern, falls wir uns eine Klientenbasis aufbauen konnten, die groß genug war. Regelmäßige Kunden wie Bankiers, die Klienten auf Kreditwürdigkeit überprüfen lassen wollten, könnten für unsere Agentur von Nutzen sein. Ich tat so, als würde ich darüber hinweggehen, zwinkerte ihr dann aber zu, um ihr zu bedeuten, dass der Vorschlag bei mir angekommen war.
»Sich mit dem Hintergrund von Leuten zu befassen, die ihre Verwandten nicht gerade mit dem Knüppel erschlagen haben, wäre auch weniger gefährlich«, fügte Helena hinzu. Ich teilte ihre Ansicht über die Geschäftswelt nicht.
»Dann könnte ich ja eigentlich gleich mal mit meinem Vater anfangen.«
»Untersteh dich«, sagte Papa, wie zu erwarten.
Diesmal lachten wir alle gemeinsam.
Die Unterhaltung erinnerte mich daran, dass ich rausfinden sollte, wer Chrysippus den Schriftrollenstab in die Nase gerammt hatte. Ich sagte, ich würde zu seinem Haus zurückkehren. Helena entschied, dass es, da wir schon hier bei den Saepta Julia waren, sinnvoll wäre, erst mal eine Sanfte zu mieten, den Tiber zu überqueren und unserem eigenen neuen Haus auf dem Juniculum einen Besuch abzustatten. Sie komme mit. Dann konnte sie Gloccus und Cotta anbrüllen, die für den Bau unseres Badehauses zuständig waren.
Durch die Erwähnung der beiden Hauszerstörungspezialisten, die ausgerechnet Papa ihr empfohlen hatte, konnte sie ihn überreden, auf Julia aufzupassen. Maia bot an, die Kleine später heimzubringen oder sie zumindest mit zu sich nach Hause zu nehmen. Was uns die Gelegenheit gab, wie Verliebte durch Rom zu schlendern.
Wir verbrachten viel Zeit damit, die Dinge beim neuen Haus voranzutreiben. Gloccus und Cotta packten lieber ihre Sachen zusammen, statt sich unsere Beschwerden anzuhören. Wenigstens hatten sie diesmal einen Grund, früher Schluss zu machen. Für gewöhnlich taten sie das, weil sie nicht rauskriegten, wie sie den morgendlichen Murks wieder beseitigen konnten.
Selbst nachdem sie verschwunden waren, gingen wir nicht direkt über den Clivus Publicus zurück. Ich bin ja nicht blöd. Es war viel zu heiß, ganz bis in die Stadt zurückzutrotten, und während der Siesta war es eh hoffnungslos, Zeugen aufzutreiben. Außerdem war es eine seltene Gelegenheit, mit meinem Mädchen allein zu sein.
XXV
Die dämlichen Kerle arbeiteten nach wie vor die Besucherliste einzeln ab. Der Epiker war der Nächste, der bei mir auftauchte. Er gefiel mir recht gut. Euschemon hatte ihn als langweilig bezeichnet. Vielleicht traf das auf seine Dichtkunst zu, aber zum Glück musste ich das Zeug ja nicht
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