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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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»Das Überleben macht uns alle zu Helden.«
    »Das freut mich zu hören. Sie könnten Ihr Leiden als Forschungsmaterial verwenden.«
    »Er bezahlte zu wenig und verlangte zu viel«, fuhr Constrictus fort. »Die Arbeit war erniedrigend – man musste ihm dauernd schmeicheln. Ich hatte es mir zur Regel gemacht, seinen Namen mit mindestens drei lobenden Adjektiven in die erste Zeile zu stellen und zu hoffen, dass er nicht weiterlas. Wollen Sie noch mehr hören? Ich verabscheue meine Kollegen. Ich hasse die Angestellten im Skriptorium. Ich war es leid, jahrelang darauf zu warten, dass mein so genannter Mäzen mir das sprichwörtliche Landgut in den Sabinerbergen gab, auf dem ich Salat essen, die Frau des Bauern vögeln und schreiben konnte.«
    Ich sah ihm direkt in die Augen. »Und Sie trinken.«
    Ein kurzes Schweigen entstand. Er hatte nicht vor, mir zu antworten.
    »Ich finde immer«, sagte ich und versuchte, nicht allzu scheinheilig zu klingen, »dass das Zeug, das ich mit einem Becher neben mir geschrieben habe, im nüchternen Zustand wie der letzte Mist klingt.«
    »Dagegen gibt es ein einfaches Mittel«, erwiderte Constrictus heiser. »Nie nüchtern werden!«
    Ich schwieg. Mit dreiunddreißig hatte ich längst gelernt, mich nicht mit Männern anzulegen, die ihre Ellbogen am liebsten ständig auf einen Tresen lehnen. Der hier war ein sehr wütender Dichter. Vielleicht waren sie das alle, aber Constrictus ließ es raushängen. Er war bisher der Älteste, den ich kennen gelernt hatte; das konnte etwas damit zu tun haben. Hatte er das Gefühl, die Zeit liefe ihm davon? War er verzweifelt bemüht, einem ansonsten vertanen Leben Substanz zu verleihen? Aber das Trinken ist oft ein Eingeständnis, dass sich nichts jemals ändern wird. Ein Mann in dieser Stimmung würde vermutlich nicht töten – obwohl jeder durch unerwartete zusätzliche Demütigungen zu weit getrieben werden kann.
    Ich wechselte das Thema. »Sie sagten, Sie verabscheuen Ihre Kollegen. Führen Sie das genauer aus.«
    »Emporkömmlinge und Kleingeister.«
    »Ja, das wird alles vertraulich behandelt.« Ich lächelte im Nachhinein.
    »Wen kümmert’s? Sie wissen alle, was ich von ihnen halte.«
    »Ich muss sagen, dass diejenigen, die ich bisher kennen gelernt habe, ausnahmslos das Potenzial haben, als hoffnungslose Fälle fallen gelassen zu werden.«
    »Da irren Sie sich, Falco. Ein hoffnungsloser Fall zu sein ist die wichtigste Voraussetzung, dass das Werk kopiert und verkauft wird.«
    »Sie sind sehr bitter. Vielleicht hätten Sie Satiriker werden sollen.«
    »Mag sein«, stimmte Constrictus kurz angebunden zu. »Aber in diesem Skriptorium war das Genre von dem ekligen Wichser Scrutator besetzt …« Er unterbrach sich.
    »Oh, machen Sie weiter«, ermutigte ich ihn freundlich. »Sie sind jetzt dran. Jeder, den ich bisher befragt habe, reitet den vorherigen Verdächtigen rein. Sie dürfen sich den Satiriker vorknöpfen. Welchen Dreck hat Scrutator am Stecken?«
    Constrictus konnte es nicht ertragen, einen guten, spannenden Moment zu verschwenden. »Er hat sich furchtbar mit unserem lieben Patron gestritten – das hat der alte Langweiler doch bestimmt erwähnt?«
    »Er war zu sehr damit beschäftigt, mir anzuvertrauen, dass Turius nicht so geistlos ist, wie er aussieht, sondern Chrysippus ziemlich bemerkenswert beleidigt hat.«
    »Turius hatte nichts zu verlieren«, maulte Constrictus. »Der hatte sowieso keine Zukunft vor sich.«
    »Wenn Turius all das gesagt hat, was Pacuvius ihm unterstellt, hatte Chrysippus allen Grund, ihn anzugreifen, und nicht umgekehrt. Aber welchen Groll hegte Scrutator ?«
    »Chrysippus hatte Vorkehrungen getroffen, ihn nach Praeneste zu schicken.«
    »Bestrafung? Was gibt es da – ein grandioses Orakel und die grausigen Priester, die ihm dienen?«
    »Die Sommervillen einiger eitler Fatzken. Chrysippus wollte sich an einen Freund ranschleimen und bot an, ihm den Vielschwätzer und seine endlosen Spaßgeschichten als Hausdichter für die Ferienzeit zu leihen. Wir waren alle begeistert, ihn los zu sein, aber der liebe, dämliche Scrutator reagierte empfindsam darauf, wie ein Sklave rumgereicht zu werden. Er hat sich geweigert.«
    »Chrysippus, der schon zugesagt hatte, wurde daraufhin wütend?«
    »Es ließ ihn wie einen Trottel aussehen. Einen Trottel, der seine eigenen Klienten nicht unter Kontrolle hat.«
    »Wer war der Freund, den er beeindrucken wollte?«
    »Irgendeiner, der mit Schiffsfrachten zu tun hat.«
    »Aus der

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