Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
»Selbst Mädchen, die Spaß haben wollen, sind nicht mehr das, was sie waren. Und wenn man einen Glückstreffer landet, will die dämliche Frau nicht mitmachen. Ich habe eine Gespielin gefunden mit Namen Melpomene, ein entzückendes Wesen; ich hätte mich ihr ganz hingeben können. Im Bett hat es ganz toll geklappt. Doch als ich ihr erklärte, sie müsse Schluss mit mir machen, sonst würde meine Arbeit leiden, fing sie an zu heulen. Und mit was kommt sie mir – hören Sie sich das an, Falco! Sie sagte, sie liebt mich wirklich und könnte es nicht ertragen, mich zu verlieren, und warum sei ich so grausam zu ihr ?«
    Ich nickte mehr oder weniger mitfühlend, obwohl ich annahm, dass er Spaß machte. »Schwierig, metaphorisch in Schweiß zu geraten über aufrichtige Treue.«
    Mit tatsächlichem Abscheu rief Constrictus aus: »Jupiter, stellen Sie sich das vor: eine Ekloge an eine Nymphe, die Sie will , eine Ode über ein gemeinsames Leben!«
    Einen Augenblick lang musste ich an Helena denken. Das brachte mich weit von diesem scharfzüngigen, unglücklichen Lyriker weg.
    »Sie könnten eine Satire daraus machen«, schlug ich vor, um ihn aufzuheitern. »Wie wär’s damit als Epigramm – Melpomene, erstaunliche Freude meines Herzens, ich möchte sagen: ›Geh nicht‹, aber wenn ich es tue, wirst du an Unterernährung sterben, und der Schlägertrupp des Vermieters wird mich wegen der unbezahlten Miete in der Gosse verrecken lassen. Dichtung ist auf Elend angewiesen. Verlass mich, bitte, und mach’s schnell – oder mein Werk wird sich nicht verkaufen. «
    Er war beeindruckt. »War das aus dem Stegreif? Sie haben Talent.«
    »Momentan«, sagte ich offen, »benutze ich meine kreativen Fähigkeiten dazu, eine Anklage zusammenzuschustern. Würde es Ihnen was ausmachen, mir ein Motiv zu nennen, damit ich Sie für das Totprügeln Ihres Verlegers verhaften kann? Ein volles Geständnis wäre hilfreich, wenn Sie das schaffen könnten. Dafür krieg ich ein Zusatzhonorar.«
    Constrictus wurde wieder bedrückt. »Ich hab’s nicht getan. Ich wünschte, es wäre mir eingefallen. Das gebe ich offen zu. Dann hätte ich eine Reihe tragischer Dialoge schreiben können, voll mit autobiografischer Unmoral – das verkauft sich immer. Städtische Georgika . Kein Lamento für jene, denen Land genommen wurde, sondern für die, die gegen die städtische Gleichgültigkeit und Brutalität ankämpfen …«
    Er gab sich der Art spekulativer Träumerei hin, die den ganzen Nachmittag anhalten konnte. Wenn sich Autoren vorzustellen beginnen, was sie hätten schreiben können, wird es Zeit, sie zu unterbrechen.
    »Hören Sie«, sagte ich, wobei mir bewusst war, dass ich bisher zu freundlich geklungen hatte, »ich muss Ihnen die üblichen Fragen stellen. Sie haben Chrysippus gestern hier besucht. Ich gehe davon aus, dass er bei Ihrer Ankunft noch lebte. Können Sie mir versichern, dass dasselbe auch noch bei Ihrem Weggang der Fall war?«
    »Wenn Sie es als ›Leben‹ betrachten, ein parasitärer Blutsauger zu sein. Wenn das die akzeptierte Terminologie in Ihrem Berufszweig ist, Falco.«
    Ich grinste. »Ermittler sind für lockere Definitionen bekannt. Die Hälfte meiner ›Klienten‹ sind wandelnde Geister. Meine ›Honorare‹ pflegen nach dem Maßstab der meisten Leute ebenfalls substanzlos zu sein. Raus damit. Hätte ein Arzt diesen Mann als gesund diagnostiziert?«
    »Leider ja.«
    »Danke. Daraus schließe ich, dass Sie ihn nicht getötet haben. Wie Sie sehen, ist die meine eine stark vereinfachende Kunst. Also, persönliche Einzelheiten über den Schauplatz, bitte. Ist Ihnen sonst noch jemand hier begegnet?«
    »Nein.« Er konnte auch vernünftig antworten. Schade. Vorher hatte ich ihn wirklich gemocht. Wenn er ein total Verrückter gewesen wäre, hätten wir sogar Freunde werden können.
    »Wie langweilig, Constrictus. Sie können also nur über ein freundschaftliches Treffen berichten, nach dem Sie ruhig nach Hause zurückgekehrt sind?« Er nickte. »Und Sie waren daher schockiert und erstaunt, als Sie erfuhren, was hier geschehen war?«
    »Erfreut«, gab er unbeschwert zu. »Ungeheuer ermutigt zu entdecken, dass jemand sich von den Ketten befreit und gehandelt hatte. Das kam so unerwartet. Ich habe es als Rache für uns alle betrachtet.«
    »Sie sind erfrischend ehrlich«, teilte ich ihm mit. »Jetzt erzählen Sie mir auch ehrlich, zu welchen Bedingungen Sie Klient dieses Patrons waren.«
    »Unerträglicher Zwang«, prahlte Constrictus.

Weitere Kostenlose Bücher