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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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alten Heimat? Ein griechischer Magnat?«
    »Glaub schon. Fragen Sie Lucrio.«
    »Die Verbindung entstand durch die Bank?«
    »Sie kapieren’s allmählich«, sagte Constrictus. Jetzt wurde er frech. Na gut, damit umzugehen fiel mir nicht schwer.
    »Ich kann einer Handlung folgen. Ich frage mich nur, wen von den anderen ich anpieksen muss, um von Ihrer dreckigen Wäsche zu erfahren? Oder würden Sie mir lieber Ihre Version mitteilen?«
    »Das ist kein Geheimnis.« Wieder wurde die Stimme des Dichters heiser. Obwohl er vorher berichtet hatte, das Treffen sei freundlich verlaufen, erzählte er mir jetzt die Wahrheit: »Ich war zu alt. Chrysippus braucht neues Blut, hat er mir gestern gesagt. Wenn ich nicht sehr rasch etwas Besonderes produzierte, gedachte er mir die Unterstützung zu streichen.«
    »Das ist hart.«
    »Schicksal, Falco. Früher oder später musste das passieren. Erfolgreiche Dichter klauben sich eine Pension zusammen, verlassen Rom und ziehen sich als berühmte Männer in ihre Heimatstadt zurück, wo sie – berührt von dem Zauber der Goldenen Stadt – unter dem ländlichen Abschaum hervorstechen. Sie gehen, während sie es noch genießen können; in meinem Alter hat sich ein erfolgreicher Mann längst davongemacht. Ein erfolgloser kann nur darauf hoffen, den Kaiser durch einen sexuellen Skandal zu beleidigen, dann zu einer Gefängnisstrafe am Rande des Imperiums verurteilt zu werden, wo man ihn mit täglichen Rationen am Leben hält, damit seine jammervollen Briefe nach Hause den Triumph der Tugendhaftigkeit bestätigen … Vespasians Weibervolk muss langsam mal anfangen zügellose Affären mit Dichtern zu haben.« Er rieb sich einen arthritischen Knöchel. »Ich werde zu alt sein, die Weiber zu befriedigen, wenn sie sich noch länger Zeit nehmen.«
    »Ich lasse im Goldenen Haus durchblicken, dass es hier einen Dichter für Liebesverse gibt, der an einem Salonskandal beteiligt sein möchte …« In seinem Alter ohne Rücklagen dazustehen, konnte nicht spaßig sein. »Wie sieht es mit Ihren Finanzen aus?«, fragte ich.
    Er wusste, warum ich die Frage stellte. Ein Mann, der plötzlich in tiefste Armut gestürzt wird, konnte durchaus gewalttätig reagiert haben, wenn ihm sein mitleidloser Patron in seiner eleganten griechischen Bibliothek die Neuigkeit mitteilte. Constrictus genoss es, mich darüber zu informieren, dass er über diesen Verdacht erhaben war. »Ich verfüge über ein kleines Erbe von meiner Großmutter, das mir zum Leben reicht.«
    »Nett.«
    »Was für eine Erleichterung.«
    »Wäscht Sie auch vom Verdacht rein.«
    »Und der Zeitpunkt ist so günstig«, stimmte er zu.
    Zu günstig?
    Als ich ihn wegen der Uhrzeit befragte, war er der Erste, der mir erzählte, gestern beim Verlassen der Bibliothek im Vorraum das Tablett mit Chrysippus’ Mittagsmahl gesehen zu haben. Konnte gut sein, dass er der letzte Besucher vor dem Mord gewesen war. Ehrlich von ihm, das zuzugeben. Ehrlich – oder nur unverfroren?
    Ich ließ ihn einen Blick auf den Tisch mit den Füßen aus rot gesprenkeltem phrygischem Marmor werfen. »Wann haben Sie zum letzten Mal Nesselpastete probiert?«
    »Wie bitte?«
    »Sind Sie an den Tisch getreten, Constrictus? Haben Sie etwas von dem Tablett genommen?«
    »Nein, hab ich nicht!« Er lachte. »Ich hätte befürchtet, dass ein vernünftiger Mensch die Speisen vergiftet hatte. Außerdem gibt es eine recht anständige Popina draußen auf dem Clivus. Ich bin rübergegangen und hab dort einen Happen gegessen.«
    »Haben Sie einen Ihrer Kollegen gesehen?«
    »Nicht am Morgen des Todestages.« Er starrte mich an, sehr viel kühner als die anderen. »Natürlich haben sich die meisten von uns am Nachmittag getroffen, nachdem wir gehört hatten, was passiert war, und besprochen, was wir Ihnen sagen würden.«
    »Ja, das habe ich mir bereits gedacht«, erwiderte ich ruhig.
    Ich ließ ihn gehen. Er wollte zu gerissen sein. Ich hatte ihn gemocht, was mehr war, als ich über den Historiker, den Utopisten oder den Satiriker sagen konnte – doch ich traute keinem von ihnen.
    Jetzt blieb nur noch einer von der Liste übrig, Urbanus, der Dramatiker. Die Zeit wurde knapp, und ich wollte nicht warten, bis er zu erscheinen geruhte. Da Passus mir die Adresse beschafft hatte, ging ich zu Urbanus’ Wohnung. Er war nicht da. Vermutlich im Theater oder in einer Schenke voller Schauspieler und Zweitbesetzungen. Ich hatte keine Lust, auf die Suche zu gehen oder zu warten, bis er

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