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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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zu fördern. Nachhilfeunterricht. Fortbildungen für Pädagogen. Wettbewerbe. Und wir sind Ihrem hochverehrten Vater ja so unendlich dankbar, liebe Dame Katzenstein. Wissen Sie, auch der großzügigste Sponsor wird irgendwann ungeduldig, wenn er keine Erfolge sieht. Ich sage es, wie es ist: Seit einiger Zeit steht uns das Wasser bis zum Hals. Diese verunglückte PR-Kampagne … Dabei wollten wir nur provozieren. Die Leute wachrütteln. Und die Werbeagentur, die den Slogan entwickelt hat, war auch noch so teuer.«
    Clooney schüttelte den Kopf. »Wir hätten nicht auf diese Werber hören sollen. Aber wenn wir den Spruch jetzt von unserer Homepage entfernen würden, sähe das ja aus, als würden wir klein beigeben. Daran denken wir natürlich nicht. Umso glücklicher sind wir jetzt über den unverhofften Geldsegen, auch wenn der Anlass uns sehr betrübt, das darf ich Ihnen versichern, liebe Dame Katzenstein. Ihr hochverehrter Vater unterstützte uns schon seit Jahren. Ohne ihn hätten wir hier schon längst dichtmachen können. Er versprach uns, der Stiftung sein gesamtes Vermögen zu vererben. Nachdem das Geld des ursprünglichen Stifters längst verbraucht ist, können wir uns jetzt sogar umbenennen in Professor-Doktor-Albert-Katzenstein-Stiftung. Dass der Erbfall jetzt so schnell und unerwartet eintrat, ist natürlich tragisch …«
    »… kommt Ihnen aber sehr gelegen, oder? Nachdem Ihnen jetzt auch noch die Hamburger Schulbehörde die Zuwendungen gestrichen hat …«, rutschte es Matze heraus. Er erschrak sofort über seine Worte.
    Betretenes Schweigen. Hektische Blicke. Clooney zu Dame Sowieso und Brille. Clooney zu Matze und zur Katzenstein. Alexandra zu Matze. Dann zu Dame Sowieso und Brille. Dann wieder zu Clooney.
    »Äh, ich meine …«, räusperte sich Matze und griff hektisch nach einem weiteren Gummibärchen.
    »Also ich muss schon sehr bitten«, sprang Dr.   Dr.   Luciana Regadas de Castro mit rauchiger Stimme ein. »Nur weil wir nicht alle zur Bestattung kommen konnten, heißt das nicht, dass wir Prof.   Katzenstein nicht geschätzt haben. Zugegeben, er war manchmal schwierig, aber gradlinig. Keiner von uns versteht, warum er sich das Leben genommen hat. Er hatte noch so viel vor, arbeitete an einem großartigen Projekt. Sein Tod ist nicht nur für unsere Stiftung ein schmerzlicher Verlust, sondern für das ganze Land.«
    Alexandra und Matze sahen irritiert drein.
    »Jetzt sagen Sie bloß, Sie wussten nicht, woran Ihr Vater zuletzt arbeitete?«, fragte Clooney ungläubig.
    Alexandra schüttelte den Kopf.
    »Nun, er war dabei, ein effizientes Stromsparmodell zu entwickeln, mit dem der Energieverbrauch an die Erzeugung angepasst werden sollte.«
    Matze und Alexandra verstanden nur Bahnhof.
    »Die Energiewende sagt Ihnen doch etwas, oder? Ich versuche es mal so einfach wie möglich. Wenn viel Ökostrom auf dem Markt vorhanden ist, ist er billiger. Also versucht man zunächst, auf Grundlage von Erfahrungswerten Prognosen zu erstellen über die Anzahl der Stunden, in denen die Sonne scheint oder der Wind weht. Aufgrund dieser Prognosen ermittelt man dann den günstigsten Nutzungszeitraum.«
    Matze nickte, tat so, als verstünde er den Professor, was allerdings nicht der Fall war. Er war auch sicher, dass es Alexandra ebenso erging. Deshalb kramte er die kleine Kladde, die er immer bei sich trug, aus seiner Fototasche und fing an, sich vorsichtshalber ein paar Notizen zu machen. Hinterher würde er Alexandra sowieso alles noch mal erklären müssen. Das erforderte zunächst unbedingt die Stärkung durch drei weitere Gummibärchen. Dr.   Dr.   Luciana Nochirgendwas lächelte ihm aufmunternd zu und schnappte sich ebenfalls ein Gummibärchen. Sie steckte es sich nicht in den Mund, sondern begann, lasziv daran lutschen. Und grinste ihn provozierend an.
    »Vereinfacht gesagt: Man koppelt die Haushaltsgeräte über sogenannte Strommanager, die genau eruieren, wann wie viel Strom auf dem Strommarkt zur Verfügung steht.«
    Sie hatte unverschämt lange Krallen.
    »Und man kauft den Strom, wenn viel Strom vorhanden ist, weil er dann gerade besonders günstig ist.« Clooney war in seinem Element. »Um es kurz zu machen: Strom würde billiger werden für alle. Die Energiewende wäre – vorausgesetzt, man begünstigt nicht irgendwelche Firmen – ein Klacks. Wenn das in die Tat umgesetzt worden wäre, das wäre einer Revolution gleichgekommen, das kann ich Ihnen sagen.« Clooney sah begeistert in die Runde, so

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