Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Ihnen«, sagte Lutea, der sich selbst täuschte, so wie er versuchte, andere zu täuschen, »sich die Mühe zu machen, mir Ihr Beileid auszudrücken. Ich danke Ihnen.«
    Ich richtete mich auf. »Ich fürchte, das ist noch nicht alles.«
    Lutea lächelte mich an und erlaubte sich, in eine gramvolle Halbtrance zu sinken. »Nichts zu Schreckliches, nehme ich an.«
    »Aber nein.« Ich trat zu ihm, schubste seine Füße von der Liege und setzte mich neben ihn. Wie ein besorgter alter Onkel schüttelte ich den Kopf. »Nur diese eine Sache. Man behauptet, dass Ihre süße kleine Saffia die Metelli erpresst hat. Und ich glaube, dass Sie dabei mit ihr unter einer Decke gesteckt haben. Was sagen Sie dazu?«
    Über das Gesicht des Exmannes, der jetzt in aufrechter Haltung saß, legte sich ein verwirrter Ausdruck. Vielleicht war er schon früher unlauterer Praktiken bezichtigt worden, jedenfalls war seine Darbietung gut. »So etwas über die arme Saffia zu sagen ist einfach entsetzlich. Jetzt, wo sie tot ist und sich nicht mehr gegen solche Beschuldigungen wehren kann. Ich glaube es nicht, und ich weiß absolut nichts davon.«
    »Sie kannte das Geheimnis der Metelli. Hat sie es Ihnen verraten?«
    »Welches Geheimnis?«, keuchte Lutea, als würde ihn das alles vollkommen überraschen.
    »Ach, kommen Sie! Das Geheimnis, das Sie beide beschließen ließ, sich näher an sie ranzumachen. So nahe, dass Saffia Sie tatsächlich verließ und Vögelchen heiratete. Die Scheidung von Ihnen war Heuchelei. Das weiß das arme Vögelchen jetzt. Ich frage mich, wie lange er gebraucht hat, um das zu erkennen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen, Falco.«
    »Tja, zu schade. Sie nennen sich Vögelchens Freund? Wissen Sie nicht, dass Ihr allerbester Freund zu jemandes Spielball geworden ist? Und begreifen Sie nicht, warum die Indizien direkt auf Sie deuten?«
    Lutea schüttelte verwundert den Kopf. Ein leiser Hauch guten Öls wehte mir in die Nase. Wie bei allen Trickbetrügern war sein Äußeres tadellos gepflegt. Wenn seine alten Pläne versagten, würde er in der Lage sein, sich mit dem Ausnehmen reicher Witwen exotischer Warenhändler eine tolle Karriere aufzubauen. Das würde ihm gefallen. Er könnte sich mit den in ihren Speichern gelagerten Waren eindecken, statt nur ihre Bankfächer auszuplündern. Die Witwen würden viel davon haben – solange seine Aufmerksamkeit anhielt. Ich sah sie mit ihm würfeln, wobei ihre beringten Finger im Licht vieler Stehlampen glitzerten, während sie sich gegenseitig zu ihrem kultivierten Fang beglückwünschten. Einen stachligen Seeigel zu betatschen wäre besser gewesen, aber es würde nie Unfreundlichkeit geben. Lutea würde sie bis aufs letzte Hemd ausnehmen, und dennoch würden sie sich mit nur wenig gekränkten Gefühlen an ihn erinnern. Er sah gut aus und würde den Unschuldigen spielen. Da sie nicht glauben wollten, dass er sie betrogen hatte, würden seine Opfer sich nie ganz sicher sein, ob es wirklich der zauberhafte Lutea war, der sie beraubt hatte.
    Ich wusste, wie das funktionierte. Während der harten, verlorenen Tage, bevor sich mein Schicksals zum Positiven wendete und ich gerettet wurde, hatte ich selbst von so etwas geträumt. Aber ich hatte die schlechten Träume für das erkannt, was sie waren. Als Unternehmer war das meine Tragödie. Doch es war meine Rettung als Mann.
    Ich blieb noch eine weitere Stunde. Lutea täuschte Schock, Abscheu, Wut, Tadel, Ärger und fast einen hysterischen Anfall vor. Als er mir einen Prozess wegen Rufschädigung androhte, lachte ich ihn aus und ging.
    Er hatte nichts zugegeben. Trotzdem war ich mir jetzt ganz sicher, dass er und Saffia gemeinsam eine komplexe Intrige gesponnen hatten, die möglicherweise immer noch in Funktion war. Lutea stritt es ab, aber er log zweifellos, dass sich die Balken bogen.

XL
     
     
    Als Honorius am nächsten Tag vor Gericht erschien, wirkte er selbstsicherer. Marponius begrüßte ihn wohlwollend. Mir hätte das Angst eingejagt, aber Honorius war weniger erfahren. Dieser vertrauensselige Junge hätte auch ein Nilkrokodil angelächelt, während es aus dem Fluss kroch und ihn an seinen kurzen Beinen packte.
    Er legte den Hintergrund von Metellus’ Tod dar, erklärte – vielleicht zu ausführlich –, was hinter dem ursprünglichen Korruptionsprozess stand. Er argumentierte damit, dass Rubirius Metellus ein schlechter Bürger gewesen sein mochte, aber er sei verurteilt worden, weswegen die Geschworenen jedes Gefühl

Weitere Kostenlose Bücher