Tod Eines Senators
Geschiedenen, der keine Sklaven besaß. Ich nahm an, dass er sich von heißen Pasteten aus der Bäckerei und kalten Schweinswürsten ernährte, wenn er nicht gerade Mahlzeiten bei alten Freunden schnorrte, die ihn nicht abschütteln konnten.
Ich fand ihn in einem Lesezimmer, ausgestreckt auf einer Liege. Sehr viel mehr gab es nicht in diesem eleganten Raum, abgesehen von ein paar Lampen. Als Lesezimmer bezeichnete ich es, weil ein silberner Schriftrollenbehälter herumlag. Ich fragte mich, ob das wohl ein Geschenk der dankbaren Saffia gewesen war – und erkannte instinktiv, dass der Behälter leer war. Die ganze Wohnung war äußerst karg eingerichtet, das Dekor von einem Vermieter vorgegeben, wenn auch von einem, der teure Gestalter für die Malereien in Schwarz und Zinnoberrot verwendete.
»Ist diese Wohnung nicht ein bisschen zu teuer für Sie?«, fragte ich Lutea geradeheraus. »Ich hörte, Sie bekämen keinen Kredit mehr.«
Lutea bedachte mich mit einem scharfen Blick. Er rappelte sich aus seiner Lustlosigkeit auf und gab zweideutig zu: »Ja, ist sie. Aber ich komme klar.«
»Man bezeichnet Sie als Unternehmer. Das bedeutet in der Welt, aus der ich komme, normalerweise Trickbetrüger.«
»Dann leben Sie in einer traurigen Welt, Falco.«
»Sie bessert sich. Wie ist es mit Ihrer?«
»Man lebt mit seinen Hoffnungen.« Er tat, als wäre er zu abgekämpft, um zu streiten, doch ich ließ mich nicht hinters Licht führen.
Lutea spielte weiter den Lustlosen. Unter der Fassade blieb er der dreiste, sauber manikürte Typ in einer protzigen Tunika und ohne Gewissen. Ich war froh, dass ich Helena nicht mitgebracht hatte. Mit ihrer offenen Missbilligung hätte sie sein Vertrauen nicht gewonnen. Ich selbst würde mir hinterher dreckig vorkommen, wenn ich hier den Mitfühlenden gab, aber das machte mir nichts aus. Der Schmutz fieser Unmoral lässt sich später leicht abschrubben.
Ich bemerkte, dass es keine Anzeichen oder Geräusche eines Kindes im Haus gab, und erkundigte mich nach seinem Sohn.
»Lucius ist gut versorgt. Das arme Bürschchen. Es ist sehr schwer für ihn – na ja, es ist schwer für uns beide. Ach, wir werden unsere liebe Saffia sehr vermissen.« Das mochte sein, aber sie würden sie auf unterschiedliche Weise vermissen.
»Sie schienen Ihrer Exfrau gegenüber sehr zuvorkommend zu sein. War die Trennung von ihr etwas, das Sie bedauerten?«
»Mir brach es das Herz. Ihr verdammter Vater …« Luteas Stimme verlor sich traurig. »Als sie Vögelchen verließ, hatte ich gehofft, Donatus wieder umstimmen zu können. Aber da ist jetzt ja nichts mehr zu machen …« Jedes Mal wenn er wieder in Trauer versank, kam es mir aufgesetzt vor. »Saffia und ich waren ein wunderbares Gespann, Falco. Unvergleichlich. So etwas gibt es, wissen Sie.«
»Ich weiß.«
Er drohte mir mit dem Finger. »Hab’s schon begriffen. Sie haben eine Frau, und Sie lieben das Mädchen.«
»Sie hat einen sehr scharfen Verstand«, sagte ich leise. Das stimmte; Lutea war ein lebenslanger Betrüger, aber Helena hatte ihn durchschaut. Offensichtlich hatte er keine Erinnerung daran, dass er sie gestern zusammen mit mir gesehen hatte. Er hatte die kalte Einschätzung, mit der ihr Blick über ihn gewandert war, aus seinem Gedächtnis gelöscht. »Sie führt das Haus – und sie führt mich.«
»Hervorragend!« Lutea strahlte mich an. »So sollte es sein. Das freut mich für Sie.«
Ich lehnte an einer Wand, da Lutea immer noch auf seiner Liege lag und es keine anderen Sitzmöglichkeiten gab. Leise lächelnd dachte ich daran, wie Helena ihn betrachtet hatte. Hier war er, ein Mann Anfang dreißig. Er lebte in einem Luxus, den er nicht brauchte, mit Verheißungen, die er niemals erfüllen würde. Was hatte er getan, bevor ich eintraf? Pläne geschmiedet. So heftig, dass die zerbrechlichen Lügen, auf denen er sein Leben aufbaute, zu seiner Wirklichkeit wurden.
»Helena hat sich Sorgen um Ihren Sohn gemacht«, sagte ich. »Vielleicht könnte ich ihn sehen, damit ich sie beruhigen kann?«
»Nein, nein«, murmelte Lutea. »Lucius ist nicht hier. Er ist bei seiner alten Kinderfrau.«
»Jemand, den er kennt«, sagte ich wertfrei.
»Jemand Vertrautes«, stimmte Lutea zu, als wäre ihm diese Ausrede gerade eingefallen.
Unterschiedliche Männer reagieren auf unterschiedliche Weise. Wenn meine Kinder ihre Mutter verlören, wäre ich untröstlich. Und ich würde meine Kinder nicht einen Moment aus den Augen lassen.
»Das ist sehr nett von
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