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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dass sie humpelte und herrisch war.
    Ich teilte Olympia mit, sie hätte eine wunderbare Quelle für Privatschnüffler wie uns abgeben können. Wenn sie uns helfen würde, deutete ich an, könnten wir ihr im Gegenzug Informationen über ihre Klientinnen liefern. Sie ging nicht darauf ein. Ich fragte sie, ob sie bereits mit einem anderen Ermittler zusammenarbeite, was sie verneinte. Ich fragte, ob sie für die Vigiles arbeite. Sie lachte höhnisch. Ich gab auf.
    »Dann eben ganz direkt: Hat Calpurnia Sie je nach Gift gefragt?«
    »Erwarten Sie nicht, dass ich darauf antworte.«
    »Nein, natürlich nicht. Ich spreche von Schierling. Damit wurde ihr Mann getötet, wussten Sie das?«
    »Ich hatte keine Ahnung.« Olympia schürzte die Lippen. »Calpurnia Cara hatte immer drückende Sorgen. Sie hat mir nie erzählt, worin sie bestanden. Meine Damen haben alle ihre Last zu tragen – Krankheiten, Bekümmertheit, Ehemänner, Kinder … Ich habe Calpurnia oft die Zukunft vorausgesagt und ihr versichert, dass sich alles lösen würde.«
    »Durch die Vergiftung ihres Mannes?«, schnaubte Aelianus.
    »Durch Zeit und die Parzen!«, fauchte die Seherin. Doch er hatte sie zu einer Reaktion aufgestachelt. »Schierling, sagen Sie? Nun ja, als sie vor ein paar Jahren sehr verzweifelt war, hat sie mich gefragt, was einen sanften Tod herbeiführt, und ich erzählte ihr, was ich darüber gehört hatte. Soviel ich weiß, ging es Calpurnia dabei um sie selbst.«
    »Sie selbst!« Jetzt wurde ich scharf. »Klingt wie eine gut erfundene Ausrede des Gifthandels. Hat sich vermutlich ein Anwalt ausgedacht. Ein prozesstauglicher Vertragsbegriff für die Gilde der Todeslieferanten – wenn die Frau Trost bei Ihnen fand, warum sollte sie sich dann umbringen?«
    »Manchmal lassen sich unglückliche Momente nicht mal mit den wirksamsten Salben besänftigen«, sinnierte Olympia.
    »Wie wollte sich Calpurnia den Schierling einverleiben?«
    »Ich sagte ihr, sie könne die Blätter an Wachteln verfüttern und die Wachteln dann schmoren. Auf diese Weise brauche sie nicht darüber nachzudenken, was sie zu sich nahm.«
    »Oder die Wachteln jemand anderem servieren, der keine Ahnung hatte, was er da aß.«
    »Sie schockieren mich, Falco.«
    »Ich bin nur Realist.«
    Dann erkundigte ich mich, ob Calpurnia ihren Schmuck direkt vor dem Tod ihres Mannes verkauft hatte oder ob das etwa zwei Jahre zurücklag. Überrascht von beiden Zeitangaben, gab Olympia zu, dass Calpurnia mehrere Jahrzehnte lang zu wöchentlichen Beratungen gekommen war. Calpurnia hatte ihre Ketten und Ringe vor vielen Jahren verkauft – eine ihrer »Sorgen«, die des Trostes bedurft hatten. Der Verkauf war nicht dazu gedacht, die bescheidenen Honorare der Wahrsagerin zu bezahlen. Olympia wusste nicht, wer das Geld bekommen hatte.
    »Vielleicht hat sie gespielt«, meinte Olympia. »Das machen viele meiner Damen. Verschafft einer Dame ein wenig Erregung, nicht wahr?« Wie ich später zu Aelianus sagte, würde es einer Dame nur dann ein wenig Erregung verschaffen, wenn das Schlafen mit einem Boxer oder den besten Freunden ihres Mannes aus dem Senat an Reiz verlor.
    Ich konnte mir Calpurnia Cara weder bei dem einen noch dem anderen vorstellen. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass sie je so deprimiert gewesen war, sich das Leben nehmen zu wollen.
    »Calpurnia mag in der Vergangenheit Fehler gemacht haben«, beharrte Olympia. »Was nicht bedeutet, dass sie eine Mörderin ist. Stellen Sie mich vor Gericht, und ich werde genau das aussagen.«
    Ich erinnerte sie nicht daran, dass laut einem Grundsatz des römischen Rechts Frauen, die Wahrsagerinnen aufsuchten, automatisch als schuldig galten. Olympia als Zeugin aufzurufen würde uns Stimmen bei den Geschworenen sichern. Aber aus Stolz wollte ich die Angeklagte mit vernünftigen Beweisen überführen.
    »Du bist zu idealistisch«, meinte Aelianus dazu. Das war eine seltene, neue Beleidigung für mich. »Aus dir wird nie ein Anwalt, Falco.«
    Nein, aber aus ihm schon, glaubte ich.

XLI
     
     
    Der Tragestuhl der Camilli wurde wieder an der Porta Capena gebraucht, aber uns blieb noch genug Zeit, für das Ende der nachmittäglichen Gerichtssitzung zum Forum zurückzugehen.
    Als wir vor der Basilica auf den Hauptplatz kamen, begrüßte uns Helena Justina von der Ecke des Castortempels. Sie hatte einen Picknickkorb dabei, der, wie ich schätzte, inzwischen leer war. Tja, es erschien sinnvoll, dass sie in unserer Abwesenheit alles aufgegessen hatte, um

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