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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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verdrängen sollten, dass er seinen Tod irgendwie verdient hatte. Ihn zu Hause zu töten sei ein schweres Verbrechen gewesen. Vatermord – womit Honorius nach römischem Brauch jeden Mord an einem nahen Verwandten meinte – sei seit der Gründung unserer Stadt das verabscheuungswürdigste Verbrechen. Es sei die Pflicht der Geschworenen, dieses Verbrechen zu ahnden, auf dass sich die Gesellschaftsordnung nicht auflöse …
    Wenn ich das Wort »Gesellschaftsordnung« höre, beginne ich mich nach jemandem umzuschauen, mit dem ich Streit anfangen kann.
    Die Geschworenen und ich waren zu Tode gelangweilt. Ich hatte kein schlechtes Gewissen, als eine Botschaft von Aelianus mir erlaubte, abzuhauen. Ich schob Honorius eine Nachricht zu, tat mein Bestes, um es für Paccius und Silius mysteriös wirken zu lassen, und schlüpfte dann aus der Basilica wie ein Mann, der eine heiße neue Spur verfolgt.
    Die Hoffnung darauf war gering. Wir sollten eine Wahrsagerin befragen. Vermutlich würde ihre Voraussicht sie vor uns warnen, noch bevor wir das Forum verließen.
     
    Aelianus führte mich zum Tragestuhl seines Vaters. Er hieb zwar im Gymnasium gerne fest auf den Sandsack, besaß aber die natürliche Faulheit jedes jungen Mannes in den Zwanzigern. Wir quetschten uns hinein und brüllten die Träger an, loszumarschieren, als sie sich wegen unseres Gewichts beschwerten. Entlang der Via Sacra schaukelten wir über die volle Forumslänge und gerieten dann in einen Stau an der Baustelle für das neue Amphitheater. Schließlich schlugen wir auf der Via Tusculanum ein gleichmäßigeres Tempo an. Olympia lebte an dieser Hauptverkehrsstraße, allerdings außerhalb der Stadtgrenze. Zyniker könnten denken, diese Abgeschiedenheit sei Absicht. Für eine Frau, die von hoch stehenden Frauen mit geschäftigem häuslichem Leben aufgesucht wurde, schien das eine unangenehm weite Entfernung zu sein, wobei ihnen der entlegene Ort vielleicht ein Gefühl von Sicherheit gab. Eine Senatorenfrau, die sich ihr Horoskop auslegen ließ, musste sehr diskret vorgehen. Wenn das fragliche Horoskop das ihres Mannes war, brach sie das Gesetz – wenn es sich hingegen um das des Kaisers handelte, beging sie Hochverrat. Sich über die Geschicke eines anderen Menschen zu informieren riecht danach, dessen Schicksal aus den falschen Gründen beeinflussen zu wollen.
    Während wir dahinruckelten, warnte ich meinen Begleiter davor, nicht zu erwarten, dass tote Fledermäuse in ein grün flackerndes Feuer geworfen wurden. Falls Aelianus einen Liebestrank aus den abgeschnittenen Hoden ekliger Säugetiere kaufen wollte, würde er die Fläschchen nicht ausgestellt vorfinden, na ja, zumindest nicht offen. Die letzte Wahrsagerin, die ich befragt hatte, stellte sich als kultiviertes Weibsbild heraus, das drei Buchhalter und eine brüske Art hatte, Ermittler loszuwerden. Ich hätte in ihrem Haus keinen Mandelkuchen gegessen, aber falls sie je Hexerei benutzt hatte, wusste sie, wie man die Ädilen zuvor bestach, damit sie sich fern hielten. Tyche hatte mir das unheimliche Gefühl vermittelt, dass ihre Zaubersprüche, falls sie welche verwendete, funktionieren würden. Tyche … gute Götter, das waren Erinnerungen!
    Aelianus und ich entschieden uns dagegen, vorzugeben, Horoskope zu wollen. Olympia würde viel zu viel über die Narreteien, Hoffnungen und Ängste der Menschen wissen, um sich von uns täuschen zu lassen. Aelianus schien recht interessiert, aber ich verwarnte ihn.
    »Keine spiritistischen Sitzungen. Ich hab deiner Mutter versprochen, auf dich aufzupassen.«
    »Meine Mutter glaubt, dass du sie enttäuschen wirst, Falco.«
     
    Olympia wohnte in einem Haus, das absolut feminin war, mit einer Maniküre in einer sauberen kleinen Bude rechts von der Eingangstür und einem Enthaarungssalon links davon. Reiche Frauen kamen hier heraus, um sich verwöhnen zu lassen, Klatsch und Tratsch auszutauschen, ihre Ehemänner zu verunglimpfen und sich über die Schwiegereltern zu beklagen, Ehen für ihre Kinder zu arrangieren und sich nach Liebhabern aus der Unterschicht zu verzehren. Das Haus blieb größtenteils Olympia selbst vorbehalten. Die Räume waren vom Charakter absolut häuslich, und sie hielt eine ehrbare Fassade aufrecht. Senatorenfrauen zu verlocken, sie in ihrem Schlupfwinkel zu besuchen, konnte gefährlich sein; sie würde nicht wollen, dass ihr Haus geschlossen wurde. Zu zweifelhaften Vereinigungen würde es hier nur selten kommen (obwohl schon das ein oder andere

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