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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Stelldichein mit Kutschern und zweitklassigen Liebeslyrikern von hier aus arrangiert worden war, dessen war ich mir sicher).
    Olympia ließ uns aus Prinzip erst mal warten. Sie hatte schlanke junge Mädchen als Bedienerinnen und um der Sache einen Anschein von Schicklichkeit zu geben. Sie waren zu dünn und zu scheu, um attraktiv zu sein. Aelianus warf ihnen keinen einzigen Blick zu. Ich schon. Das mache ich immer. Ich wollte sehen, ob Olympia sie schlecht behandelte, falls man sich mit einer ihrer jämmerlichen Dienstbotinnen später hinter der Gartenhecke treffen und sie für ein paar freundliche Worte verlocken konnte, ein Singvögelchen zu werden. Ich hatte mehr blaue Flecken als sie, also schloss ich das aus.
    Als Olympia eintrat, eine dickliche dunkelhäutige Frau reiferen Alters, tat sie sehr affektiert. Für mich hatte sie die Anziehungskraft von Schimmel. Olympia hatte eindringlich blickende Augen mit dicken Tränensäcken. Sie verhielt sich, als wäre sie voller Scharfsinn, doch ich schätzte, dass sie weniger intelligent war, als sie annahm. Ihr vornehmer Akzent hatte ein paar verwaschene Vokale; sie hatte sich höfliches Latein beigebracht, aber ihre Vergangenheit war ihr gefolgt. Vermutlich hatte sie sich durch mehrere Berufe in diese Stellung hochgearbeitet, Berufe, über die sie eisernes Stillschweigen bewahrte. Alles an ihr deutete auf eine reiche, aber bittere Lebenserfahrung, die sie zu einer Geschäftsfrau machte, der andere Frauen vertrauen konnten. Sobald sie das taten, nahm Olympia sie zweifellos einfach aus.
     
    Aelianus lächelte die Wahrsagerin an.
    »Gibt es etwas, das ich für dich tun kann, Schätzchen?«, ermutigte sie ihn und ignorierte mich. Anzüglichkeiten von einer Frau verängstigten ihn, und er schaute mich Hilfe suchend an. Ich ließ ihn allein damit fertig werden.
    »Wir müssen Sie über eine Ihrer Klientinnen befragen«, begann er. »Calpurnia Cara.«
    »Über meine Klientinnen kann ich nicht sprechen.«
    »Sie brauchen mich nicht anzufauchen – sie ist in ernsten Schwierigkeiten …«
    »Nichts wird über meine Lippen kommen.«
    »Sie könnten ihr vielleicht helfen.«
    »Nein.«
    »Hören Sie auf damit.« Aelianus war ein schlechter Fragesteller; er zeigte Verzweiflung. Olympia wusste, dass er ihr ausgeliefert war. »Es geht um eine gerichtliche Angelegenheit. Wenn nötig, werden wir Sie vorladen.«
    Ich beugte mich vor. Zeit für den erfahrenen Mann, einzugreifen. »Versuch das noch nicht mal, Aulus. Olympia muss an ihre anderen Klientinnen denken – hab ich Recht?«
    Sie hob eine Augenbraue. Ihr höhnischen Lächeln gefiel mir nicht.
    »Die Damen, die Olympias Etablissement frequentieren«, erklärte ich meinem barschen Kollegen, »dürfen nie den Verdacht haben, dass sie das ihr Anvertraute weitergibt.« Ich tat so, als wollte ich der Wahrsagerin einen höflichen Ausweg bieten: »Vielleicht könnten wir es so gestalten, dass die Damen von Ihrer Hilfe für uns nie erfahren.«
    »Ja – aber ich werde Ihnen trotzdem nichts sagen«, gab sie gehässig zurück.
    »Oder aber«, fuhr ich fort, »man könnte all Ihre senatorischen Damen glauben lassen, dass Sie mit uns gesprochen haben …« Manchmal ist Subtilität einen Versuch wert – und manchmal sollte man direkt zu Drohungen übergehen.
    Großäugig vor gespieltem Entsetzen, machte Aelianus seinen Fehler wieder gut. »Oh, aber Falco, dann laufen die Kundinnen alle weg.«
    »Aha, Sie sind also der Böse.« Olympia lächelte süffisant. »Danke für Ihre Ehrlichkeit.«
    »Ja, ich bin der Böse«, stimmte ich zu. »Dieser empfindsame junge Mann ist zehn Jahre jünger und glaubt noch an das Gute im Menschen.«
    »Das wird nicht mehr lange anhalten, wenn er weiter für Sie arbeitet.«
    Aelianus hatte manchmal keinen Sinn für Humor. Mürrisch biss er sich auf die Lippe.
     
    Danach hatten wir ein geschäftsmäßigeres Gespräch, bei dem wir in die Irre gelenkt wurden, wie ich befürchtete.
    Laut dieser wahrhaften Wahrsagerin kam Calpurnia Cara aus »Freundschaft« zu ihr. Von Zeit zu Zeit wurden Horoskope erstellt, immer für Calpurnia selbst. Die anderen ihr zur Verfügung gestellten Dienste bestanden in Schmeicheleien, weisen Ratschlägen und Fußmassagen mit aromatischen Ölen, um die Seele zu entspannen. (Anscheinend befindet sich die Seele im Rist. Darum sollte man sich hüten, billige Sandalen zu kaufen.) Calpurnia war wie viele Klientinnen von entzündeten Fußballen geplagt und hatte wenig Freundinnen. Tja, ich wusste,

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