Tod Eines Senators
Celadus gestern nicht zu trinken angefangen hätte, wäre er vielleicht nie damit herausgerückt.« Justinus hatte irgendwie Mitgefühl mit dem Mann. »Er ist ein Freigelassener aus einer Familie, die ihr ganzes Geld verloren hat. Er hat keine Erwartungen, außer er schafft sie sich selbst. Aber Saffia ist tot. Und dann hat er gehört, dass du vor Gericht eine Irrsinnsrede gehalten hast, Marcus.«
Ich lachte bitter. »Also glaubt Celadus, dass seine Herrin den Löwen zum Fraß vorgeworfen wird – und da sein Schweigen für ihn nicht mehr profitabel ist, meinte er, loyal genug zu sein, um sie zu retten.«
Trotzdem, es handelte sich nur um das Wort eines einzelnen Mannes. Wir konnten uns wie echte Denunzianten verhalten. Da uns die Sache den Fall verdarb, konnten wir sie unter den Teppich kehren. Die Silberplatte, auf der die Wachteln gebracht worden waren, war vor langer Zeit abgewaschen worden. Niemand sonst wusste, dass sie von Saffia gekommen war. Wenn wir uns entschlossen, mit dem Calpurnia-Prozess weiterzumachen, würde es ein Leichtes sein, einen Freigelassenen, der so lange geschwiegen hatte, zu diskreditieren. Wir konnten Celadus und seine Aussage einfach unberücksichtigt lassen. Aber da diese Woche sowieso schon so mies lief, schätzte ich, dass sich jetzt, wo wir danach suchten, Bestätigung finden ließ. Außerdem hatten wir alle ein Gewissen.
Aelianus hatte derweilen andere Beerdigungsspaßmacher aufgetrieben, die für Tiasus arbeiteten. Sie konnten ihm nicht sagen, was der geheimniskrämerische Spindex über die Metelli erfahren hatte, aber sie kannten den Namen des Informanten – und Saufpartners –, mit dem Spindex oft zusammengearbeitet hatte. Seine Quelle für Dreck über Senatoren hieß Bratta.
Tja, das passte. Wie die Faust aufs Auge. Sofort ließ ich Petronius mitteilen, dass Bratta mit dem Mord an Spindex zu tun hatte, woraufhin Petro nach meinen Angaben eine Personenbeschreibung verfasste und einen Haftbefehl erließ. Allerdings rechnete ich nicht mit einem Ergebnis. Die Vigiles sind ehemalige Sklaven, von denen die meisten nicht lesen können. Die Beschreibung würde ihnen vorgelesen werden, wenn wir Glück hatten. Sie würden weise nicken. Vielleicht würden einige sich daran erinnern. Im Allgemeinen waren sie zu sehr damit beschäftigt, die Köpfe von Schurken einzuschlagen, denen sie erst am Abend zuvor begegnet waren, um sich groß Sorgen über jemanden zu machen, der in einer anderen Nacht sechs Monate zuvor jemanden umgebracht hatte.
Um ihnen Dampf zu machen, mussten wir eine Verbindung aufzeigen. Aber Bratta war ein Profi. Er hatte keine Spuren hinterlassen. Und selbst wenn die ganze Wohnung des Spaßmachers voll davon gewesen wäre und es sogar einen Zeugen gäbe, der gesehen hatte, wie Spindex von Bratta erwürgt wurde, würde Paccius Africanus ihn frei bekommen.
»Sonst noch was?«, fragte ich Helena. Sie war unser Offizier vom Dienst. Ich war zu niedergeschlagen, um denken zu können.
»Nur dass mein Vater dir bei der Anzeige wegen Gottlosigkeit helfen will. Nachdem ich mit ihm gesprochen habe, wollte er jemanden aufsuchen.«
»Er ist ein Schatz, aber darum kann ich mich im Moment nicht auch noch kümmern.«
»Du kannst dich dem nicht entziehen, Marcus. Nur gut dass Papa versucht, auf dich aufzupassen.«
Wir mussten am nächsten Tag in der Calpurnia-Sache wieder vor Gericht. Das war unvermeidlich. Ich hatte Taktiken mit Honorius besprechen wollen, aber er tauchte nicht auf. Ich sollte bald herausfinden, warum. Bevor die Morgensitzung begann, unternahm ich einen Versuch, die Dinge in unsere Richtung zu lenken. Was von vornherein zum Scheitern verurteilt war, aber ich hatte nichts zu verlieren. Ich machte einen frühen Spaziergang zur Basilica Aemilia, auf der Suche nach Paccius und Silius. Als der Optimist, der ich war, hoffte ich sie zu einer Absprache bewegen zu können.
LIII
Ich fand die beiden alten Füchse dabei, wie sie mal wieder freundschaftlich Kuchenstückchen und Kräutertee teilten. Honorius war bei ihnen. Vielleicht wollte auch er irgendwas Hilfreiches für Falco und Partner arrangieren. Wem wollte ich da etwas vormachen? Unser Kollege war hier, um seine eigenen Interessen zu schützen.
Niemand schien überrascht, mich zu sehen. Silius, dieser ausgebuffte, übergewichtige Fettkloß, zog mit dem Fuß einen weiteren Hocker von einem anderen Tisch heran. Obwohl er nicht an unserem Prozess beteiligt war, blieb er da und blies wie immer Trübsal. Ich
Weitere Kostenlose Bücher