Tod Eines Senators
falschen Namen an. Die verbindlichen Sklaven waren nicht kompetent genug, sich an mich zu erinnern. Sie nahmen meine erfundene Namensangabe hin, leugneten dann aber, dass sich Bratta im Haus befinde. Ich ließ ihm trotzdem etwas ausrichten. Ich sagte, Paccius habe einen Rückschlag erlitten und brauche Bratta dringend im Gericht.
Schließlich kam Bratta heraus. Aus einem Hauseingang folgte ich ihm. Er hatte den typischen Gang eines Ermittlers, selbstsicher, aber unauffällig. Er schaute sich nach Beobachtern um, entdeckte mich aber nicht. Ich wurde so nervös, dass ich merkte, wie ich mich selbst umschaute, falls Bratta einen Schatten mitgebracht hatte, der mir jetzt folgte … Offenbar nicht. Er ging einfach weiter, wechselte manchmal die Straßenseite, machte aber keine Umwege. Er war methodisch, schien sich jedoch sicher zu fühlen.
Als er das Forum erreichte, wurde er vorsichtiger. Er überquerte den historischen Platz, indem er schmale, wenig benutzte Pfade zwischen der Regia und der Rückseite des Tempels des Vergöttlichten Julius benutzte. Aus dem Schatten des Augustusbogens hielt er nach Ärger Ausschau, in der Hoffnung, ihn als Erster zu entdecken. Ihm entging ein großer, ruhiger Mann in Braun, der direkt über ihm auf den Stufen des Castortempels stand – Petronius Longus. Petro hatte Bratta beim Triumphbogen lauern sehen, und er hatte mich gesehen.
Bratta trat auf die Via Sacra hinaus. Ihn zu schnappen würde leicht sein. Schwerer würde es uns fallen, ihn uns zu greifen, ohne dass die Öffentlichkeit es mitbekam.
Ich schlich mich näher an ihn heran. Petronius blieb noch stehen. Überall um uns herum waren Menschen, die ihren üblichen Beschäftigungen nachgingen und sich in verzwickten Mustern über das Forum hin und her bewegten. Bratta zögerte ebenfalls, woraufhin ihn eine Girlandenverkäuferin anrempelte. Er hatte seinen Rhythmus verloren und stieß mit anderen zusammen. Er spürte seinen Fehler und war nervös. Das hier war zu öffentlich, und er begann zu zweifeln, ob die Nachricht echt war. Aber er hatte uns immer noch nicht entdeckt. Ich gab Petro ein Zeichen, und wir gingen beide zum Angriff über.
Wir erreichten ihn zusammen. Wir hatten ihn überrascht, aber er war äußerst stark. Nur mit Mühe konnten wir ihn überwältigen. Da war er fast schon an den Stufen zur Basilica. Er hatte mich in den Unterleib getreten und Petro gebissen.
Blut strömte über seine Tunika, wo er meinen drohenden Dolch ignoriert hatte. Petronius überwältigte ihn schließlich, nachdem er aggressive Vigilestechniken eingesetzt hatte.
Bratta hatte nicht einmal um Hilfe gerufen. Da er auf Grund seines Gewerbes ein Einzelgänger war, hatte er vielleicht gar nicht daran gedacht. Als wir ihn durch eine Seitenstraße wegzerrten, sah niemand uns gehen.
»Danke, Petro. Das ist Bratta, den man in eine sehr sichere Zelle stecken sollte. Mach dir nicht die Mühe, jemandem davon zu erzählen, dass du ihn hast. Sag nicht mal was, wenn sie kommen und nach ihm fragen.«
Ein paar von Petros Männern tauchten auf. Sie umringten den Gefangenen. Außer Sichtweite von Passanten schienen sie ihm heftig zuzusetzen. Ich hörte ihn stöhnen. Petronius zuckte zusammen. Dann schlug er mir auf die Schulter. »Ich wusste, dass es was Gutes sein musste, wenn du dich gar nicht erst ins Gericht begibst. Aber jetzt solltest du da besser reinhoppeln.«
»Erst muss ich dich in Kenntnis setzen …«
»Lass nur. Ich überrede diesen Brutalo schon dazu, einzugestehen, dass er Spindex erdrosselt hat.«
»Nicht zu stürmisch bei der Überredung.«
»Im Gegensatz zur Zweiten achten wir darauf, dass sie weiteratmen. Sergius ist eine Katze mit einer Maus. Er genießt es, zuzuschauen, wie die kleinen Viecher um ihr Leben kämpfen – und er hält dieses Spiel sehr lange durch.«
Petros Bemerkungen waren an Bratta gerichtet, doch ich senkte die Stimme. »Gut, aber krieg ihn nicht nur wegen des Mordes dran – bring ihn dazu, ein Geständnis abzulegen, wer den Mord befohlen hat. Wenn es Paccius oder Silius war, sag es mir, bevor du es dem Stadtprätor erzählst.«
Petronius nickte verständnisvoll. Die beiden hochrangigen Denunzianten mit einem anrüchigen Mord in Verbindung zu bringen schien die einzige Hoffnung zu sein, dem Schlamassel zu entkommen, in dem ich steckte. »Geh ins Gericht, Falco. Du willst doch dabei sein, wenn die beiden Drecksäcke dich aufspießen.«
Er hatte Recht. Ich holte meine Toga, die ich bei einem Gerichtsdiener
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