Tod Eines Senators
hätten einen neuen Zeugen, wird Paccius nicht sofort erkennen, dass wir ihm ausgeliefert sind.«
»Er wird wissen wollen, wer der Zeuge ist«, verkündete Honorius trübsinnig.
»Sagen Sie einfach, es hätte sich daraus ergeben, dass die Vigiles die Sklaven gefoltert haben«, schlug Aelianus vor – noch jemand aus der Camillus-Familie, der bereit war, die Wahrheit zu verbiegen. »Paccius wird Zeit damit verschwenden, sich bei der Zweiten Kohorte zu erkundigen.«
»Nein, Paccius wird den Sieg wittern«, widersprach Honorius. Ich hatte immer vermutet, dass Geldmangel ein großes Problem für Honorius war; er schien wegen unserer finanziellen Notlage übermäßig niedergeschlagen zu sein. Das musste man unter Beobachtung halten.
»Vergessen Sie Paccius!«, rügte ihn Helena scharf. Ihr Blick landete auf ihrem jüngeren Bruder. »Quintus, du bist so still. Du hast wahrscheinlich angenommen, heute mit deinen Neuigkeiten aus Lanuvium im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen?«
Er zuckte mit den Schultern. Als ich ihn gestern Abend gesehen hatte, war er müde gewesen, erschöpft von seiner Auseinandersetzung mit den Vigiles und wütend darüber, dass sie Perseus getötet hatten. Jetzt war er deprimiert, schien aber doch erfreut, hier bei uns zu sein. Seine Frau musste ihm eine ordentliche Szene gemacht haben. »Ich erzähl es euch ganz rasch. Es war sehr schwierig, überhaupt was aus dem Freigelassenen rauszukriegen. Er betrachtet es als seine Rolle, sich als Wächter über die Schwierigkeiten der Metelli aufzuspielen. Er weigerte sich, zuzugeben, dass Perseus dort war, und tat dann alles, was er konnte, um mich daran zu hindern, den Pförtner zu finden. Trotzdem hab ich ihn klammheimlich aufgespürt, gefesselt und als Gefangenen zurückgebracht.«
»Hat Alexander gesehen, wie du das Grundstück verlassen hast?«, fragte ich.
»Nein, Perseus war auf einem anderen Gut. Alexander führt ein großes Anwesen unter eigener Regie – aber ich habe da in der Gegend noch eins gefunden, an dem er heimlich beteiligt ist. Ich schätze, Marcus, dass sie dort die Schmiergelder angelegt haben.«
»Julius Alexander könnte also anonym Anwesen in Lanuvium gekauft haben?«
»Das hat er in der Tat, obwohl er es abstreitet. Perseus hat es mir erzählt.«
»Aber hat Perseus dir auch verraten, worin das eigentliche Geheimnis besteht?«
»Nein. Er hat nur von den Grundstücken angefangen, um mich davon abzuhalten, andere Fragen zu stellen – und da waren wir schon fast in Rom.«
»Und in dem Moment seid ihr den Vigiles über den Weg gelaufen?«
»Ja. Wenn ich das gewusst hätte«, grummelte Justinus, »hätte ich Perseus in einen Graben geworfen und ihn versteckt. Ja, ich hätte den anmaßenden Dreckskerl genauso gut selbst umbringen können und wenigstens meine Freude daran gehabt. Als die Zweite uns anhielt und fragte, wer wir seien, quiekte Perseus los und gab seine Identität preis. Die Vigiles schnappten ihn mir weg und rasten zurück zu ihrem Wachlokal, und ich keuchend hinterher, ohne die Möglichkeit, dich benachrichtigen zu können.«
»Das war nicht deine Schuld.«
»Wir hätten ihn sowieso nicht festhalten können«, meinte Honorius wichtigtuerisch. »Einen Sklaven zu stehlen ist schlimm genug, wenn man dessen Herrn seines Besitzes beraubt. Die Vigiles zu berauben wäre Wahnsinn.«
Verärgert durch seine Pedanterie, rührte Helena energisch in ihrem heißen Getränk. »Vergesst eines nicht: Wir glauben, dass Saffia Metellus vergiftet hat. Wir glauben zu wissen, wie sie es gemacht hat – aber wir haben immer noch keine Ahnung, warum.«
»Aus Ungeduld, an ihr Erbe zu kommen«, erwiderte Aelianus.
»Wenn sie ein Liebespaar waren, könnten sie sich gestritten haben.« Sein Bruder, so gewöhnt daran, sich mit seiner Frau zu zanken, warf düster diesen Gegenvorschlag ein.
»Ich glaube nicht, dass sie ein Liebespaar waren.« Helena sah aus, als hätte sie eine Theorie. »Ich vermute, Saffia Donata war einfach nur eine sehr effiziente Erpresserin.« Mehr wollte sie uns nicht verraten. Sie sagte, sie habe nicht die Zeit, sich heute darum zu kümmern. Sie wolle zu ihrem Vater, um ihn zu warnen, dass wir alle bankrott seien. Davor hatte sie aber noch eine letzte Anweisung, diesmal für mich. Ich sollte die Hebamme Euboule besuchen und ihre Tochter Zeuko auch, falls die Vigiles sie freigelassen hatten.
Das war reine Zeitverschwendung. Zeuko war immer noch in Gewahrsam, aber wenn sie ebenso zugeknöpft war wie ihre
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