Tod Eines Senators
setzte mich. Paccius, stets zurückhaltend in der Öffentlichkeit, schob den Teller mit Mandelkuchen ein wenig in meine Richtung; ich lehnte ab. Ihre Togen lagen aufgestapelt auf einer anderen Bank. Ich behielt meine zusammengefaltet auf den Knien. Ich brauchte die Wärme. Es war ein kalter Tag, und ich befand mich in einer Gesellschaft, die mich frösteln ließ.
Hier saßen wir zwischen den kunstvollen dorischen Säulen aus schwarzem und rotem Marmor im Portikus von Gaius und Lucius, benannt nach den Enkelsöhnen des Augustus, dahingegangenen goldenen Jungs, deren früher Tod vereitelte Hoffnungen symbolisierte. Wir besetzten eine ruhige Ecke vor den Läden nahe einer der Treppen, über die man von dieser geschmackvollen, einer Veranda ähnelnden Vorderfront zu der reich verzierten oberen Galerie der Basilica Aemilia gelangte. Das war kultiviertes Leben. Oder hätte es sein sollen. Aber ich hatte Geschäfte mit Männern zu erledigen, denen es allen an Ehre, Glauben und Anständigkeit ermangelte.
Ich schaute zu Honorius. Nie war mir seine sauber rasierte, gut aussehende junge Visage so abstoßend vorgekommen. »Ich gehe davon aus, dass wir Ihre geschätzte Mitarbeit in unserer Mannschaft verloren haben, Honorius?«
Er wusste, dass ich damit meinte, er hätte uns einen Arschtritt gegeben.
»Tut mir Leid, Falco.« Falls er beschämt war, dann nur flüchtig. »Es schien das Beste, zu Silius zurückzukehren.«
Der Idealist war zum Realisten geworden, und ich teilte ihm mit, er brauche sich nicht zu entschuldigen. Metellus Negrinus war derjenige, der Honorius engagiert hatte. Mir war von Anfang an klar gewesen, was von dem jungen Mann zu halten war. Ich machte mir nur Sorgen, was er seinen beiden verschlagenen Herren erzählt hatte. Irgendwas musste er ihnen erzählt haben, als Preis dafür, dass sie den verlorenen Sohn wieder aufgenommen hatten.
Ich wandte mich an Paccius. »Nachdem wir gestern den Richter um Vertagung gebeten haben, werden Sie sich gedacht haben, dass wir die Beweise noch einmal überdenken mussten.«
»Sie akzeptieren, dass Calpurnia Cara unschuldig ist?«
»Nein, ich glaube, sie hat sich für eine Menge zu verantworten. Aber wir werden unsere Mordanklage zurückziehen.«
»Meine Klientin wird entzückt sein«, erwiderte Paccius milde. Er brauchte sich nicht aufzuplustern und war zu subtil, hohe Schadenersatzforderungen zu erwähnen. Seine ruhige, selbstsichere Haltung machte die Aussicht darauf nur umso beängstigender.
Ich trieb meinen Verhandlungsversuch weiter. »Silius, unsere neuen Beweise bedeuten, dass Ihre Eingabe gegen Negrinus sich nicht halten lässt. Er hat seinen Vater nicht umgebracht. Wenn Sie trotzdem Anklage erheben, können wir Sie auslöschen. Seien Sie dankbar. Wir halten Sie davon ab, sich in einen erfolglosen Fall zu verstricken.« Silius lachte. Paccius gab höflich vor, mit etwas anderem beschäftigt zu sein, während Honorius nur verlegen schaute. »Aber Sie müssen immer noch formell beweisen, dass Rubirius Metellus keinen Selbstmord beging, damit Sie Ihre Entschädigung beanspruchen können. Wir wissen, was passiert ist. Ich kann Ihnen einen Handel anbieten …«
»Ich kaufe nicht«, sagte Silius amüsiert. »Ich weiß, dass Metellus von Saffia ermordet wurde.«
Honorius blickte starr zu Boden. Seit meiner Ankunft lag ein Mandelkuchen, von dem nur einmal abgebissen worden war, unberührt vor ihm. Ich hatte Recht gehabt, Silius hatte Honorius gekauft. Jetzt wusste ich, wie. Paccius, der mit Silius trotz ihrer angeblichen Fehde unter einer Decke steckte, hatte Honorius versprochen, auf jede Entschädigung aus dem Calpurnia-Prozess zu verzichten, die Marponius gegen ihn verhängen würde. Dafür hatte Honorius diesem Paar meine gut verkäufliche Information preisgegeben.
Ich behielt meine Gedanken für mich. Ausdruckslos erhob ich mich und sagte, wir würden uns vor Gericht sehen.
Vielleicht besaß Honorius ein Gewissen – doch falls dem so war, würde es sich unter diesen Aasgeiern nicht lange halten. Als ich über das Forum zur Basilica zurückging, kam er hinter mir hergelaufen. Er war erregt.
»Falco! Lassen Sie mich nur eines sagen. Mein Abhauen ist nicht so schlimm, wie Sie denken.«
»Ach nein?« Am Fuße einer Statuenplinthe wirbelte ich zu ihm herum. »Sie meinen, Sie haben uns nicht fallen lassen, weil wir in Schwierigkeiten sind, und Sie haben diesen Drecksäcken nicht erzählt, dass wir Saffia als die Mörderin identifiziert haben?«
»Ich habe
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